Das Klagelied geht weiter. Denn Hollywoods Sorgenkind Nummer 1, M. Night Shyamalan ("The Happening", "The Village", "Sixth Sense") hat wieder einen Film gedreht und diesmal werden selbst die hartnäckigsten Fans seine Arbeit beim besten Willen nicht mehr verteidigen können. Das Scheitern des ehemaligen Wunderkindes gibt es jetzt sogar in 3D zu bestaunen. Leider erweist er sich gerade hier als besonders schwach.
Shyamalan hat sich mit "Die Legende von Aang" einer mehr oder minder erfolgreichen Animations-TV-Serie angenommen, die im Original eigentlich "Avatar - der Meister der Elemente" heißt. Doch seit James Camerons 3D-Spektakel "Avatar" würde es kein Produzent wagen, einen Film mit einem ähnlichen Titel auf den Markt zu bringen.
"Die Legende von Aang" spielt in einer Welt, in der es vier Nationen gibt. Alle vier Völker beherrschen ein Element (Wasser, Feuer, Luft oder Erde). Was in diesem Universum soviel bedeutet, die jeweiligen Elemente mit Tai-Chi-Übungen durch die Luft wirbeln zu können. In dieser Welt gibt es nur einen Menschen - man nennt ihn den Avatar - der alle vier Elemente auf einmal beherrschen kann. Das soll nun angeblich der junge Aang (Noah Ringer) sein, der allerdings erst lernen muss die anderen Elemente zu kontrollieren. In der Zwischenzeit versucht die Feuernation ihn davon abzuhalten.
Wie schon für seine letzten Filme hat Shyamalan auch für diesen das Drehbuch geschrieben. Und auch dieses ist kein Meilenstein der Filmgeschichte. Es ist sicherlich das konventionellste aller seiner Skripts. Es kommt völlig ohne große Überraschungen, Wendungen oder Schrecksekunden aus. Es ist aber auch vollkommen humor- und spannungslos. Vorhersehbar und einfallslos erzählt der Regisseur von der Konfrontation des kleinen Aang mit den Feuerlord Ozai (Clif Curtis), seinem Sohn Prinz Zuko (Dev Partel) und dem General Iroh (Assif Mandavi). Aang helfen seine Freunde, die Wasserbändigerin Katara (Nicola Peltz) und ihr Bruder Sokka (Jackson Rathbone). Sie stehen ihm bei der finalen Schlacht zur Seite.
Das Drehbuch ist aber nicht die größte Schwäche dieses fast völlig belanglosen Films. Noch arger sieht es bei der Besetzung aus. Die Jungschauspieler Ringer, Rathbone und auch Peltz sind einfach nicht gut genug, um diese abstruse Geschichte zu tragen. Sie schwingen große mystische Reden vom Gleichgewicht der Elemente und vollführen dabei unfreiwillig komische Tai-Chi-Bewegungen (das hat der kleine Jaden Smith im "Karate Kid"-Remake wesentlich überzeugender gemacht.). Das soll alles sehr ernsthaft und bedeutend wirken, stellt aber im Endeffekt nur die jungen Darsteller in ihrer Überforderung bloß und gibt sie in so manchen Momenten der Lächerlichkeit preis. Auf der Seite des "Bösen" mühen sich sichtlich der aus "Slumdog Millionär" bekannte Dev Patel und Shaun Toub. Auch sie bekommen in diesem Film nicht die Möglichkeit zu spielen, sondern werden von Shyamalan wie die Figuren eines GameBoy-Spiels von einem Level ins nächste gezerrt.
Besonders enttäuschend erweist sich allerdings der Auftritt von Assif Mandavi als General Zhao. Madavi, der jede Woche in der herausragenden Comedy Show "The Daily Show with Jon Stewart" brillante Auftritte abliefert, wirkt hier wie ein Fremdkörper. Die Kritik an der Besetzung ging in den USA so weit, dass Shyamalan und seinem Team offen Rassismus vorgeworfen wurde, weil die ganze Feuernation aus Arabern und Asiaten besteht und auf der guten Seite fast ausschließlich Weiße spielen.
Bis auf wenige Ausnahmen sind auch die 3D-Effekte des Films ziemlich bescheiden. Shyamalan beweist, dass er nicht der Mann ist, der die 3D-Technik zu nutzen versteht. Das wundert wenig, denn schließlich hat der Regisseur in der Vergangenheit gezeigt, dass seine Stärken vor allem darin liegen, Verborgenes und Unsichtbares wirkungsvoll zu inszenieren. Mit "Die Legende von Aang" erreicht M. Night Shyamalan unbestritten den Tiefpunkt seiner inszenatorischen Karriere.
Da es ihm sichtlich schwer fällt einen Fantasy-Film für Kinder zu drehen, weiß man nicht so recht, was man diesem Filmemacher noch wünschen soll. Es ist auch weiterhin fraglich, ob es überhaupt nutzen würde, wenn Shyamalan nicht mehr selbst für seine Drehbücher verantwortlich wäre. Die Sorgenfalten werden umso größer, wenn man in den letzten Minuten des Films mit ansehen muss, mit welcher Überdeutlichkeit er die Fäden für die geplanten Sequels (zwei sollten noch folgen) spinnt. Irgendwie möchte man nach dieser schmerzhaften Erfahrung den weiteren filmischen Eskapaden Shyamalans nicht mehr folgen.
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