Ein kurzer Blick auf Cast und Crew verschafft Gewissheit, was die Stunde geschlagen hat: die Wayans Brothers sind wieder da. Nach "Little Man" und "White Chicks" kehren die Schöpfer der "Scary Movie"-Reihe zum Spoof zurück und nehmen sich nun das Genre des Tanzfilms zur Brust, von jüngeren ("Step Up", "Street Style") bis hin zu älteren Vertretern ("Flashdance", "Fame", ...). Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen - sofern man das bisherige Schaffen von Aaron Seltzer und Jason Friedberg ("Date Movie", "Fantastic Movie") als Maßstab nimmt.
Obwohl "Dance Flick" im Laufe der 83 Minuten einige Dutzend verschiedener Filme aufs Korn nimmt, orientiert sich das Grundgerüst der Handlung schon an "Save the Last Dance": Die Mutter der angehenden Ballett-Tänzerin Megan (Shoshana Bush) stirbt bei einem tragischen Auto-Unfall, wenn auch nicht gleich im ersten Versuch. Megan gibt daraufhin das Tanzen auf und zieht zu ihrem "etwas" ungewöhnlichen Vater in die Stadt. An ihrer neuen Schule freundet sie sich mit der jungen Mutter Charity (Essence Atkins), die ihr Kind während des Unterrichts im Spind parkt, an und verknallt sich in deren Bruder Thomas (Damon Wayans Jr., einer aus der "nächsten Wayans-Generation"). Dieser ist natürlich ein begnadeter Street Dancer und will in Megan die Leidenschaft fürs Tanzen neu entflammen.
Und das war's im Prinzip auch schon. Kein Wunder, dass weder im Trailer und auf der Website noch im Presseheft irgendein Wörtchen über den Inhalt fällt. Doch eines sei noch verraten: Natürlich läuft alles auf einen obligatorischen Dance Battle im großen Finale hinaus. Und bis es soweit ist, müssen sich noch allerhand Filme veräppeln lassen, von denen es einige ("Catwoman", "Stomp the Yard") deutlich mehr verdient haben als andere ("Little Miss Sunshine", "Black Snake Moan", "L.A. Crash", "Juno"). Im Tanzfilm-Genre beheimatet zu sein, ist dabei augenscheinlich keine zwingende Voraussetzung, um hier durch den Kakao gezogen zu werden, was auch wunderbar die Beliebigkeit vieler Anspielungen vor Augen führt.
Allzu viel schön reden lässt sich hier also nicht. Bereits der Auftakt ist ein humoristisches Desaster, bei dem als krönender Abschluss einer Tanz-Battle-Choreographie ein frisch geborenes Baby aus dem Körper seiner Mutter auf die Tanzfläche geschossen wird und selbst auch noch eine coole Pose aufs Parkett legen darf. Zum Totlachen. Etwas später trainieren Thomas und Megan zusammen, wobei Megan zu weit in die "Zone" von Thomas eindringt und daraufhin durch ein paar gezielte Wrestling-Moves außer Gefecht gesetzt wird - was wäre ein Wayans-Film ohne sinn- und witzlose Gewalt. Hinzu kommt das Grimassieren jener Wayans, die auch vor die Kamera treten dürfen - und das sind leider viel zu viele - welches erwartungsgemäß so dilettantisch ausfällt, dass es fast schon wieder komisch ist. Aber auch nur fast. So weit also alles im Rahmen der Befürchtungen.
Doch fairerweise muss man auch feststellen, dass sich "Dance Flick" mit der Zeit etwas steigert, sogar den einen oder anderen passablen Lacher zu Tage fördert und sich so auf einem Niveau einfindet, das es dem Zuschauer zumindest ermöglicht, dem Geschehen weitgehend schmerzfrei zu folgen. Und das unterscheidet "Dance Flick" dann eben von dem, was die Herren Friedberg und Seltzer in den vergangenen Jahren so alles als Parodie verkauft haben. Die Wayans-Brüder besitzen ein gewisses Maß an Kreativität und Gespür dafür, wie man einen Witz erzählt und inszeniert. Da wird zwar auch viel mit dem berühmten Holzhammer gearbeitet, doch beschränken sich die Gags zumindest nicht nur auf das bloße Nennen des Titels jenes Films, den man gerade - kläglich - versucht hat, zu parodieren - in Verbindung natürlich mit dem Ausschütten irgendwelcher Körperflüssigkeiten. "Dance Flick" geht da einen Hauch subtiler zu Werke, hält sich auch mit den Körperflüssigkeiten eher zurück und schafft es so, dass einerseits die zahlreichen missratenen Gags nicht großartig stören und andererseits gelegentlich eben auch ein humorvoller Moment dabei herausspringt, wie etwa die offensichtliche Parodie auf das "High School Musical". Auf die Idee, nun über einen Ticket-Kauf nachzudenken, kommt aber hoffentlich niemand. Wir reden hier schließlich von einem Vergleich mit einem Verbrechen wie "Meine Frau, die Spartaner und ich".
"Es hätte deutlich schlimmer kommen können" ist weder ein Argument pro "Dance Flick" noch pro weitere Spoof Movies aus dem Hause Wayans (oder gar Friedberg/Seltzer). Ein wenig Mut machen die nicht gerade berauschenden (US-)Einspielergebnisse von sowohl "Dance Flick" als auch dem hierzulande nur auf DVD veröffentlichten jüngsten Friedberg/Seltzer-Werk "Disaster Movie". Um den allerletzten Tanzfilm, wie es der deutsche Beititel suggeriert, wird es sich hierbei in Anbetracht der sich anbahnenden Remake-Welle zwar sicher nicht gehandelt haben (und das muss ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein), doch vielleicht ist ja - zumindest für einige Zeit - mit nervigen Parodien, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdient haben, erst einmal Schluss.
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