Der Titel "Stolz und Vorurteil" lässt besonders in England Herzen schneller schlagen. Das liegt nicht nur an Jane Austens zeitlosem Roman, sondern vor allem an der BBC-Verfilmung von 1995 mit Colin Firth als Mr. Darcy in der Hauptrolle, die immer noch als erfolgreichstes BBC-Drama aller Zeiten gilt. Als legendär gilt die Szene, in der sich der von Leidenschaft geplagte Darcy in einen Teich stürzt und hinterher mit triefenden Klamotten zu seinem Haus zurückstapft. Seither gilt Firth als Sexsymbol, und auch die Autorin Helen Fielding war von seiner Darbietung so beeindruckt, dass sie für "Bridget Jones" nicht nur ordentlich bei Austens Plot klaute, sondern auch ihren männlichen Helden Darcy taufte. Bei der Verfilmung von "Bridget Jones" bestand sie dann darauf, dass kein anderer als Colin Firth für die Rolle in Frage kam, und der fühlte sich offenbar geschmeichelt genug, sie anzunehmen. Nun ist der Klassiker erneut verfilmt worden, das erste Mal für die große Leinwand seit 1940 Laurence Olivier um Greer Garsons Hand anhielt. Wie bei Jane Austen zu erwarten ist, geht es in "Stolz und Vorurteil" zunächst mal ums Heiraten und die damit verbundenen Irrungen und Wirrungen in der landadligen Oberschicht des 19. Jahrhunderts. Für die fünf Töchter der Bennets ist es dabei besonders wichtig, eine gute Partie zu machen, da das Familienanwesen Longbourn nur an einen männlichen Verwandten vererbt werden kann, in diesem Fall einen entfernten Cousin. Um die Zukunft ihrer Töchter zu sichern, beschließt Mrs. Bennet (Brenda Blethyn) diese so schnell wie möglich unter die Haube zu bringen, allen voran die schöne Jane (Rosamund Pike, "Stirb an einem anderen Tag") und die rebellische Lizzie (Keira Knightley, "Fluch der Karibik"), die ihr Herz stets schlagfertig auf der Zunge trägt. Da kommt ihnen die Ankunft eines gewissen Mr. Bingley (Simon Woods) am benachbarten Anwesen Netherfield gerade recht: man sagt, der junge Mann sei sowohl wohlhabend als auch Junggeselle. Auf einem Ball kommen sich Jane und Mr. Bingley schließlich näher, doch sein Freund Mr. Darcy (Matthew MacFadyen) widersetzt sich Mrs. Bennets Kuppeleiversuchen. Empört über Darcys hochnäsiges Verhalten beschließt Lizzie, den stolzen Partymuffel von nun an mit Verachtung zu strafen, denn im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester hat sie kein Problem damit, Vorurteile zu pflegen. Damit gehen die Irrungen und Wirrungen bei den Bennet-Schwestern erst richtig los, und auch Mary (Talulah Riley), Kitty (Carey Mulligan) und Lydia (Jena Malone, "Saved!") bleiben nicht verschont. Regisseur Joe Wright hat es geschafft, mit "Stolz und Vorurteil" den Kostümfilm neu zu definieren. Dominierten früher starre Einstellungen von stark gepuderten Gesichtern in großen Ballsälen, hat man bei seinem Film das Gefühl, ganz nah an den Figuren dran zu sein. Grandios sind die Ballszenen, in denen die Kamera ständig in Bewegung bleibt, so dass der Blick des Zuschauers manchmal von Säulen oder rauschenden Kleidern behindert wird. Diese Technik befreit das Genre von seiner sonst oft konservativen Steifheit. Ein Höhepunkt der Ballszene ist das ständig von Tänzern unterbrochene Wortgefecht von Lizzie und Darcy, das uns die beiden als einander ebenbürtig präsentiert. Glänzen tun in diesem Film übrigens hauptsächlich die Nebenrollen, die fast ausnahmslos mit fantastischen Schauspielern besetzt sind. Dies gilt vor allem für Donald Sutherland, der mit Bravour den gelegentlich von seinem Weiberhaushalt überforderten Mr. Bennet spielt. Sutherland und Blethyn als kontrollierende Übermutter geben ein wunderbares Paar ab. Als hochnäsige Schwester Bingleys macht sich auch Kelly Reilly gut. Weniger berauschend sind die Hauptdarsteller Knightley und MacFadyen. Knightley ist zwar gut in Szenen, in denen Lizzie schlagfertig und frech daherkommt, in den ernsten und romantischen Momenten überzeugt sie allerdings wenig. Man nimmt ihr die Zicke ab, aber nicht die Frau. Gleichermaßen kann MacFadyens Darcy mit Colin Firths legendärer Vorstellung nicht mithalten. Er ist weder stolz noch hochnäsig genug, und die Entwicklung, die die Figur durchmachen soll, bleibt bei ihm ebenfalls auf der Strecke. "Stolz und Vorurteil" ist dennoch die ideale Gelegenheit, um seinen Stolz zu überwinden und Vorurteile gegenüber "Frauen-Literatur" und Kostümfilmen abzubauen. |
Originaltitel
Pride and Prejudice
Land
Jahr
2005
Laufzeit
127 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
United International Pictures
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