Back in Action

Land
Jahr
2025
Laufzeit
114 min
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
4
4/10
von Matthias Kastl / 14. Januar 2025

Der wohl cleverste Einfall von Netflix' neuester und wieder einmal komplett generischer Großproduktion ist deren Titel. "Back in Action" passt gut zu zwei Hauptdarstellern, von denen einer (Jamie Foxx, "Ray", "Django Unchained") während der Dreharbeiten schwere gesundheitliche Probleme überstehen musste, während die andere (Cameron Diaz, "Vanilla Sky", "3 Engel für Charlie") nach über zehn Jahren erstmals wieder vor die Kamera trat. Angesichts dieser Vorgeschichte würden wir hier gerne von einer triumphalen Rückkehr sprechen, bekommen es aber (nicht zum ersten Mal auf Netflix) mit einem komplett seelenlos inszenierten, geschriebenen und gespielten "Action-Spektakel" zu tun – bei dem man stellenweise schon fast von Arbeitsverweigerung sprechen muss.

So einfach macht es sich der Rezensent natürlich nicht und kommt daher brav seiner Chronistenpflicht nach. Wobei sich natürlich die Frage stellt, warum man sich das hier überhaupt antut. Die Netflix-Formel für stargespickte Actionstreifen mit Spionagetouch hat sich ja bisher zuverlässig als Garant für Enttäuschung entpuppt, und in Retrospektive sind gerade "The Gray Man" und "Heart of Stone" dann doch hier auch viel zu gut weggekommen. Meine persönliche nostalgische Schwäche für Cameron Diaz reicht aber, um den Köder, wenn auch mit viel Skepsis, erneut zu schlucken. Diaz gibt hier zusammen mit Foxx ein Agentenehepaar, das nach einer missglückten Mission abtaucht und frühzeitig den Vorruhestand einläutet. Fünfzehn Jahre später – Matt (Foxx) und Emily (Diaz) haben inzwischen zwei aufsässige Kinder großgezogen – steht allerdings ihr alter Vorgesetzter (Kyle Chandler, "Manchester by the Sea", "Super 8") wieder vor der Tür. Die Tarnung der Ex-Agenten-Familie ist nämlich aufgeflogen, und ehemalige Widersacher sind bereits auf dem Weg, um alte Rechnungen zu begleichen. Fragt sich natürlich nur, wer dabei jetzt schneller ist.
 


Am schnellsten ist auf jeden Fall die Einsicht, dass vom einst ansteckenden Charisma von Cameron Diaz nicht mehr viel übrig geblieben ist. Das liegt auch daran, dass Diaz sich in die Reihe von "älteren" Hollywoodstars einreiht, in deren viel zu glatten Gesichtern sich Gefühlsregungen immer schwieriger erahnen lassen. Angesichts platter Charakterzeichnung und gruseliger Dialoge kann es aber natürlich auch sein, dass Diaz wirklich nicht wusste, was sie mit dieser Rolle anfangen sollte. Immerhin spürt man bei ihr noch eine gewisse Grundenergie, was man vom Rest des Ensembles nur schwer behaupten kann. Bei Jamie Foxx mögen die gesundheitlichen Probleme als Entschuldigung für sein gelangweilt wirkendes Spiel dienen (Teile des Films mussten aus besagten Gründen mit Körperdoubles gedreht werden), das Ergebnis ist aber auf jeden Fall eine quasi nicht-existente Chemie zwischen unseren beiden zentralen Protagonisten.

Noch stärker auf den hauseigenen Autopilot angewiesen sind manch durchaus prominente Nebenrollen (allen voran ein wirklich immer kurz vor dem Einschlafen wirkender Andrew Scott), und ob die gute Glenn Close in nüchternem Zustand ihr Rollenprofil gelesen hat, ist jetzt auch eher fraglich. Es gibt nichts Schlimmeres als eine auf Parodie angelegte Figur, bei der am Ende kein einziger Gag sitzt. Würde man nicht wissen, welche starken Leistungen all diese Schauspielerinnen und Schauspieler schon gezeigt haben – das hier könnte ohne Probleme als die Cast eines preiswerten TV-Films durchgehen.
 


Gespart hat man auf jeden Fall auch hinter den Kulissen – und zwar an Kreativität. Das Drehbuch schubst seine Figuren lieblos durch die Geschichte, macht sich gar nicht die Mühe, deren Handlungen oder Reaktionen irgendwie nachvollziehbar zu machen oder überhaupt irgendwie Pepp in diese Angelegenheit zu bringen. Jeder Gag wirkt so unglaublich bemüht – was eigentlich das falsche Wort ist, denn Mühe gibt sich hier nun wirklich keiner. Auch nicht Regisseur Seth Gordon, der gefühlt irgendwo die Kamera hinstellt und laufen lässt – es reicht ja, wenn man zwei Stunden Bewegtbild für den Content-Algorithmus von Netflix generiert. Gerade die Action ist einfallslos inszeniert, und da hilft es auch nicht, dass man im Schnitt nachträglich romantischen Rhythm and Blues darüberlegt, um das Ganze irgendwie ironisch wirken lassen zu wollen. Um Geld zu sparen, verzichtet man übrigens hier auch gerne auf Statisten, wodurch so mancher Vorort bei einem turbulenten Shoot-out schon mal den Charme einer Geisterstadt versprüht. Wie immer gibt es dazu viele, aber nicht besonders liebevoll umgesetzte CGI-Shots und den klassischen Netflix-Action-Look – mit anderen Worten: Der Film sieht auch einfach generisch und teils sogar hässlich aus.

Bei manchen Aufnahmen hatte ich fast schon das Gefühl, das Catering zu erahnen, das vermutlich wenige Meter abseits des Bildabschnitts entfernt aufgebaut war. Mit Sicherheit das Highlight des Tages für alle Beteiligten. Man kriegt ordentlich Geld, ist viel an der frischen Luft, reist in fremde Länder und Essen gibt es gratis obendrauf – was will man mehr. Und jetzt könnte man sich noch über viele weitere Dinge aufregen, aber das wäre dann genauso repetitiv wie das austauschbare Konzept von Netflix' "Spionage-Blockbustern". Darum machen wir hier jetzt Schluss und enden mit einer Warnung, die vermutlich die meisten sowieso nicht gebraucht hätten: Hiervon bitte die Finger lassen.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.