Eigentlich sollte dieser Film schon viel früher entstehen. Nachdem David Cronenberg 2005 mit „A History of Violence“ durch war, wollte er sich zunächst der Hollywood-Satire „Maps to the Stars“ widmen. Doch dann kamen – glücklicherweise – der Crime-Thriller „Tödliche Versprechen“ und später noch einige andere Filme dazwischen. Finanzierungsprobleme verzögerten die Arbeiten permanent, so dass zwischen Ankündigung und Drehbeginn acht Jahre ins Land zogen. Manchmal werden Dinge ja besser, wenn man sie eine Weile liegen lässt. Für „Maps to the Stars“ trifft das jedoch nicht zu.
Dreh- und Angelpunkt dieser in Los Angeles angesiedelten Geschichte rund um verwöhnte Filmstars und fragile Familienstrukturen ist die junge Erwachsene Agatha Weiss (Mia Wasikowska), die unvermittelt in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Ihr vernarbtes Gesicht deutet auf eine dunkle Vergangenheit hin. Sie flirtet mit dem Limo-Fahrer und erfolglosen Drehbuchschreiber Jerome (Robert Pattinson) und heuert im Haus von Havana Segrand (Julianne Moore), einer Schauspielerin, die nie aus dem Schatten ihrer berühmten Mutter heraustreten konnte, als Assistentin an. Während Havana verzweifelt versucht, eine für sie persönlich ganz besondere Filmrolle zu ergattern, verfolgt Agatha in Los Angeles eigene geheimnisvolle Pläne.
Welche Pläne das sind, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Denn Schritt für Schritt herauszufinden, wie und warum die zahlreichen Charaktere in Verbindung zueinander stehen, zählt zweifellos zu den interessanteren Aspekten dieses Films. Eine Rolle spielt dabei auch eine Familie, deren von John Cusack gespieltes Oberhaupt als Psychotherapeut zum Bestsellerautoren geworden ist und die zusehends blank liegenden Nerven von Havana behandelt. Denn die sieht mittlerweile Geister, befindet sich dabei aber in guter Gesellschaft anderer Charaktere.
Nebenbei ziehen Cronenberg und Drehbuchautor Bruce Wagner, an den die Figur des Limo-Fahrers angelehnt ist, ordentlich gegen die Sternchen der Traumfabrik vom Leder. Da besucht ein millionenschwerer Kinderstar ein todkrankes Mädchen, zeigt sich vermeintlich gönnerhaft, indem er ihr ein iPad schenkt, und verspricht, ihre Geschichte mit ihm in der Hauptrolle zu verfilmen. Na klar. An anderer Stelle reagiert eine Schauspielerin auf den tragischen Verlust einer Konkurrentin um eine Rolle mit einer spontanen Gesangseinlage. Ja, diese Seitenhiebe auf die Arroganz und den Wahnsinn Hollywoods sind für den einen oder anderen Lacher gut. Wirklich originell oder tiefgründig sind sie aber nicht.
Was leider auch auf den weiteren Filmverlauf zutrifft. Nachdem man durchschaut hat, wie was zusammenhängt, verliert „Maps to the Stars“ an Reiz. Die Satire tritt in den Hintergrund und die zwischenmenschlichen Beziehungen nehmen mehr Raum ein. Doch bleibt die Distanz zu den Charakteren zu groß, als dass das wirklich berühren könnte. Die teils phantastischen Schauspieler trifft dabei keine Schuld; so wurde etwa Julianne Moore in Cannes sicher nicht zu Unrecht als beste Darstellerin ausgezeichnet. Nein, irgendwie wird es einem einfach ziemlich egal, was da auf der Leinwand passiert, weil es keine Entwicklung mehr gibt, nur ein müdes Hinschleppen zum großen Finale. Da helfen auch die expliziten Sexszenen und wenigen Gewaltspitzen nicht, da insbesondere letztere viel zu gewollt wirken.
Das diskussionswürdige Ende jedoch reißt das Steuer dann doch noch mal rum, weil es einige Rätsel aufgibt und selbst dem Filmtitel eine neue Bedeutung verleiht. Wirklich spektakulär ist aber auch das nicht. Schade, dass sich Cronenberg vom Body-Horror früherer Tage offenbar verabschiedet hat. Damit war er auch nicht immer hochklassig, aber zumindest nicht langweilig.
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