Alex Hopper (Taylor Kitsch) besitzt alle Anlagen für eine erfolgreiche Karriere in der US-Navy, doch der junge Soldat steht sich mit seiner Aggression und Disziplinlosigkeit immer wieder selbst im Weg. So ist es des öfteren sein Bruder Stone (Alexander Skarsgard), der ihm aus der Patsche helfen muss. Beide zusammen nehmen an einem internationalen Seemanöver teil und Hopper hat vor allem bei Admiral Shane (Liam Neeson) schlechte Karten, der unglücklicherweise auch noch der Vater seiner neuen Freundin Sam (Brooklyn Decker) ist. All diese privaten Probleme treten aber in den Hintergrund, als sein Schiff mitten auf dem Pazifik ein großes mysteriöses Objekt entdeckt. Einen gewaltigen Koloss aus einem unbekannten Material, aus dem dann bald weitere Einheiten hervortreten, die sich als gigantische Kampfmaschinen entpuppen – und auch umgehend das Feuer eröffnen. Offensichtlich ist eine außerirdische Macht auf der Erde gelandet und die scheint am Austausch kultureller Freundlichkeiten nicht besonders interessiert.
Man sollte es besser ausdrücklich erwähnen, denn von selbst kommt vermutlich nicht jeder Betrachter darauf, dass er es bei „Battleship“ tatsächlich mit der offiziellen Verfilmung des guten alten Spieles „Schiffe versenken“ zu tun hat. Was natürlich insofern etwas drollig anmutet, da dieser Klassiker, bei dem sich zwei Spieler gegenübersitzen und lediglich zu erraten versuchen wo denn wohl der andere seine Handvoll Schiffchen platziert hat, ansonsten weder Handlung noch Charaktere besitzt. Haben wir es bei diesem im Vorfeld gern als „Transformers auf See“ betitelten Spektakel daher nun also mit einer weiteren Steigerung in Sachen reiner Materialschlacht zu tun, bei der auf eine Geschichte gleich von vornherein verzichtet wird?
Nein, ganz so extrem ist es dann doch nicht gekommen und im Gegensatz zu den letzten beiden, hauptsächlich für den Zuschauer anstrengenden Abenteuern von Optimus Prime & Co. ist das „Battleship“ sogar ein ganzes Stück erträglicher geraten. Der Plot bedient sich zwar auch hier der üblichen Unwahrscheinlichkeiten und Zufälle (denn praktischerweise sind natürlich genau im richtigen Moment die See-Streitkräfte der bedeutenden Nationen an einer Stelle versammelt) sowie einer Handvoll am Reißbrett entworfener Figuren, wie den zwar irgendwie „schwierigen“ Offizier Alex Hopper, dessen deutlich erwachseneren Bruder und der hübschen Flamme, die natürlich auch noch das Töchterlein des Vorgesetzten ist. Aber auch wenn diese Konstellation nicht allzu viel interessanten Stoff hergibt, so dient sie doch dazu vor allem in der zweiten Hälfte, wo in dieser Art Produktionen mittlerweile gerne bis zum absoluten Overkill gekämpft und zerstört wird, für angenehme und dringend benötigte Ruhepausen, auch wenn die seltenen Versuche etwas Humor einzubauen dabei eher platt geraten.
Hauptdarsteller Taylor Kitsch zeigt sich im Vergleich zu seinem erst wenige Kino-Wochen zurückliegenden ersten Blockbuster-Ausflug „John Carter“ als glatt rasierter und kurz frisierter Marine nicht nur äußerlich von einer ganz anderen Seite und beweist in einer weit weniger physischen Rolle durchaus Wandlungsfähigkeit. Die Unterstützung durch die Kollegen Neeson und Skarsgard fällt dabei aufgrund deren geringer Leinwandzeit eher übersichtlich aus, dafür überrascht Pop-Sirene Rihanna als unerwartet toughe Soldatin Raikes in einer sehr uneitlen Rolle.
Doch klar, letztendlich ist dies natürlich kein Schauspieler-Film und wesentlich entscheidender für den Erfolg ist die Umsetzung der Bedrohung durch die fremden Besucher. Dabei handelt es sich also – und das dürften die Allermeisten auch tatsächlich schon im Vorwege mitbekommen haben – um echte Aliens, was dann den Bezug zum bekannten Gesellschaftsspiel nochmal ein wenig abstruser macht (auch wenn man beim Hersteller Hasbro bereits reagiert und eine entsprechend aktualisierte Version auf den Markt gebracht hat). Aber doch, die Gerätschaften der unfreundlichen Besucher (deren Gesichter dem Zuschauer nicht vorenthalten werden) sind schon recht beeindruckend geraten. Wobei vor allem die erste Begegnung mit der fremden Technik, bei der noch nicht abzusehen ist, was da gleich auf uns zukommen wird, leidlich spannend inszeniert ist. Im weiteren Verlauf gibt es dann sogar einen Punkt, an dem man (mit etwas Phantasie) die Vorlage erkennen kann, als die bis dahin für die Soldaten unsichtbaren gegnerischen Schiffe mittels eines Tricks auf dem Radar in einer Art Rasterfeld auftauchen.
Regisseur Peter Berg hat bei „Hancock“ anscheinend Gefallen gefunden an größeren Zerstörungsorgien, denn das letzte Drittel seiner Superheldenmär wirkt im Rückblick wie eine Vorbereitung auf das Spektakel „Battleship“. Dass der frühere Schauspieler Berg, der zuvor eher Dramen wie „Friday Night Lights“ inszenierte mit dieser Art Film gut zurechtkommt, lässt sich nicht bestreiten, denn an den Actionsequenzen seines neuen Werkes lässt sich wenig aussetzen, obwohl (oder gerade weil?) die überraschenderweise mal nicht in 3D kredenzt werden. Einige hübsche Ideen wie die sehr effektiven rollenden Scheibenräder sind jedenfalls dabei. Diese Abteilung ist dann hier wohl auch die Wichtigste und da der Film sich dabei eben nicht ganz so überzogen und nervig gibt wie sonst im aufwändigen Popcorn-Kino leider seit einiger Zeit üblich, geht das Ganze dann soweit auch in Ordnung.
Nicht zu übersehen ist freilich, dass die Navy hier so gut wegkommt, dass sie sicher sehr gerne bereitwillig an der Produktion mitgewirkt hat. Wer darüber hinwegsehen kann, darf das Angebot „Battleship“ aber ruhig annehmen, zumal der Verleih dem deutschen Publikum (und dem Großteil der restlichen Welt) auch noch einen ungewohnten Wissensvorsprung serviert. Denn „Battleship“ startet hierzulande wie in zahlreichen anderen Ländern immerhin mehr als einen Monat früher als in den USA. Und das macht diesen Film auf sehr spezielle Art dann doch noch zu etwas echt Besonderem.
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