Die "Transformers" gehen in die dritte Runde und das ist natürlich völlig logisch, angesichts der bisherigen Einspielergebnisse. Allerdings musste man sich nach der gigantischen Actionorgie, aus welcher der zweite Teil hauptsächlich bestand, schon fragen was denn nun noch kommen soll. Irgendwann ist es doch auch mal genug und ausgereizt mit den Schlachtgemälden des Michael Bay - sollte man meinen, zumal speziell die Sage von den guten gegen die bösen Maschinenwesen ja nun auch nicht mehr allzu viel Potential für neue und aufregende Erzählungen bietet.
Aber das ist vermutlich ein Denkfehler, denn ums Erzählen geht es hier schließlich nicht, um die Inszenierung "aufregender" Bilder dagegen sehr wohl. Und falls das also zu beweisen war: Ja, es ist tatsächlich weiterhin möglich sich in dieser Richtung noch zu steigern und erneut ein so noch nie gesehenes Feuerwerk zu servieren. Erfreulich ist dabei, dass der neue Film im Gegensatz zum Vorgänger nicht ausschließlich aus endlosen Actionszenen besteht. Bedauerlich nur, dass die als Ersatz und zum Füllen der Laufzeit nun verstärkt eingesetzte Slapstick-Komik so gut wie gar nicht funktioniert.
Der Auftakt ist aber interessant: Wie gerade erst bei den "X-Men" wird auch bei den Transformers mal eben die Geschichte der 1960er Jahre neu geschrieben, denn im interstellaren Kampf zwischen den Autobots und den Decepticons legte damals ein Raumschiff mit einer mächtigen Waffe auf unserem guten alten Mond eine Bruchlandung hin, was auf der Erde nicht unbemerkt blieb und so zum eigentlichen Auslöser für den Wettlauf zum Erdtrabanten wurde. Dementsprechend entdeckten Neil Armstrong und Co. also bei ihrem Besuch auch ein außerirdisches Raumschiff, eine Tatsache, deren bisherige Komplettverschleierung die in unserer Gegenwart mit der amerikanischen Regierung zusammenarbeitenden Autobots unter Führung von Optimus Prime nicht amüsiert. Nachdem Astronaut Buzz Aldrin (der Echte mit einem netten Gastauftritt!) ihnen aber die Geschichte bestätigt, wird das havarierte Schiff kurzerhand geborgen und dessen Kommandant wiederbelebt. Doch wo es um gewaltige Waffen geht sind auch die Decepticons nie weit und es kommt zum unvermeidlichen Kampf um das Objekt der Begierde. Dabei wäre es schon ganz gut, wenn die menschenfreundliche Variante der Transformers gewinnen würde, droht ansonsten doch nicht weniger als die vollständige Versklavung der Menschheit.
Und was ist mit Sam Witwicky (Shia LaBeouf), dem bis dato zweifachen Retter der Menschheit, fragt sich da der Kenner der Reihe? Nun, der wäre diesmal eigentlich fast verzichtbar für die Geschichte und wird eher umständlich und mit einiger Verzögerung hineingeschrieben. Daher dauert es diesmal auch knapp die Hälfte der Laufzeit, bis alle Personen an ihrem Platz sind und es so richtig losgeht, was für den dritten Teil einer bereits eingeführten Franchise doch recht ungewöhnlich ist.
So füllt man also die Zeit bis dahin mit der erfolglosen Jobsuche des auch von seinen Eltern als Loser angesehenen Sam, dem es allerdings trotzdem erneut gelungen ist, ein superheißes Babe zur Freundin zu haben, welches so ziemlich jeden Mann zum Sabbern bringen dürfte. Um ganz sicherzugehen, dass das dann auch tatsächlich der Fall ist, kleidet sich das britische Fotomodell Rosie Huntington-Whiteley in seiner ersten Rolle entsprechend und steht auch im Prüfungsfach "laszive Posen" ihrer Vorgängerin Megan Fox in nichts nach.
Was die Anlage der weiblichen Hauptrolle betrifft, beweist man hier also erkennbar Konstanz. Neu ist jedoch die Ansammlung an komischen Nebenfiguren, die allerdings wirklich nur sehr merkwürdig sind und nicht etwa lustig. Da gibt sich eine Frances McDormand für die Rolle der klischeehaft steifen Agentin her und was genau die Figur von John Malkovich als äußerst schräger neuer Boss von Sam eigentlich soll bleibt bis zum Schluss rätselhaft. Den Tiefpunkt stellt in dieser Hinsicht aber Ken Jeong als schriller Verschwörungsfanatiker dar, und wer den Schauspieler aus den beiden "Hangover"-Filmen kennt wird sich vorstellen können, wie durchgeknallt er nun auch hier agiert.
Aufgrund dieser ziemlich anstrengenden Karikaturen, die da im Übermaß die Leinwand bevölkern (und dazu zählen auch unbedingt die ebenfalls völlig unwitzigen kleinen Hausroboter von Sam) ist man irgendwann einigermaßen genervt und geneigt den Film bereits als misslungen abzuhaken. Doch es wird besser, denn all das Vorgeplänkel spielt plötzlich keine Rolle mehr als es schließlich doch mit der Action los und dann auch so richtig rund geht. Denn sowohl von der Quantität als auch der Qualität ist das folgende Fest der Zerstörung schon eine atemberaubende Inszenierung. Und es bietet insofern tatsächlich Abwechslung, als dass man dieses Mal eben nicht nur ein bis zwei langgezogene Actionszenen und ein noch längeres Finale aufgetischt bekommt, sondern gleich mehrere einzelne Episoden, die jede für sich eigentlich bereits als Highlight für einen einzigen Film gereicht hätten.
Früher jedenfalls, in den etwas gemäßigteren und "normaleren" Zeiten mag das mal so gewesen sein. Hier aber: Eine Runde "Star Wars" im All, eine wilde Verfolgungsjagd durch die Straßen und dann eine Invasion der Erde, die erstaunlich düstere Bilder generiert und bei der es nicht weiter auffallen würde, wenn man darin ein paar Szenen aus "World Invasion: Battle Los Angeles" eingefügt hätte. Aber auch das ist nicht viel mehr als ein Zwischenstopp auf dem Weg zum größten Overkill, einer Sequenz in der ein gläsernes Hochhaus auf visuell unfassbare Weise langsam abknickt, während darin unsere Helden ums Überleben kämpfen.
Zerstört wird übrigens diesmal zur Abwechslung Chicago und das mit einer bemerkenswerten Gründlichkeit. Und absolut ernsthaft, denn Selbstironie ist immer noch nicht die Stärke des Militär- und Patriotismusfreundes Michael Bay. Es ist daher ziemlich offensichtlich, dass die angenehme lockere Verspieltheit des ersten Teils wohl fast ausschließlich auf Produzent Steven Spielberg zurückzuführen ist, da der Familienfreund dort noch deutlich mehr Einfluss nahm als bei den beiden Fortsetzungen.
Man muss so eine extreme Schlachtplatte natürlich nicht mögen und es ist auf jeden Fall zu bemängeln, dass die sehr heterogenen Bestandteile hier keinen richtig zusammenhängenden und runden Film ergeben. Es führt aber auch kein Weg daran vorbei, dass dem Publikum hier eine ganze Menge geboten wird und das in einer technisch brillanten Ausführung, die man schlicht nicht weg argumentieren kann. Wozu hier dann noch der gelungene und einige Tiefenwirkung erzeugende 3D-Effekt beiträgt, der für derartige Produktionen eben auch am ehesten geeignet ist. Wir sind daher zwar nicht begeistert, aber doch irgendwo beeindruckt. Behaupten aber gleichzeitig im Brustton der Überzeugung: Mehr geht jetzt wirklich nicht mehr. Wie bitte, ob man darauf wetten sollte? - Och nöö, das dann vielleicht lieber doch nicht....
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