Ein Krieg zwischen sprechenden außerirdischen Robotern, die sich in Sekundenschnelle in hochglänzende Rennautos und andere fahrbare Untersätze verwandeln können!? Für einen Actionfilm zu diesem Thema schien vor zwei Jahren Michael Bay genau der richtige Mann zu sein. Der Regisseur, der jeden seiner Filme als Gelegenheit nimmt, sich wie ein kleiner Junge im Sandkasten der unbegrenzten Möglichkeiten Hollywoods auszutoben und dabei immer wieder Zerstörungsorgien von gigantischem Ausmaß entfacht, lieferte dann auch einen erstaunlich gelungenen, weil in hohem Maße selbstironischen Film ab, der dem Publikum von der ersten Sekunde an signalisierte, dass man hier bitteschön nichts besonders ernst nehmen soll.
Wie es nach dem großen kommerziellen Erfolg des ersten "Transformers"-Film zu erwarten war, steht nun - gerade einmal zwei Jahre später - eine Fortsetzung in den Startlöchern, die im Wesentlichen die Geschichte aus Teil Eins wiederholt, ohne dabei allerdings die Grundregel eines jeden gelungenen Actionfilm-Sequels zu missachten, beim zweiten Durchgang alles mindestens eine Nummer größer, schneller und lauter zu gestalten.
Sam Witwicky (Shia LaBeouf) hat seine inzwischen zwei Jahre zurückliegenden Erlebnisse beim Kampf der friedlichen Autobots gegen die bösen Decepticons offenbar ganz gut verarbeitet. Sieht man einmal davon ab, dass er einen gelben Riesenroboter zum Auto hat, lebt er wieder das Leben eines ganz normalen Teenagers, der zudem kurz vor dem Auszug aus dem elterlichen Heim steht, da der College-Besuch naht. Dumm nur, dass Sam beim Packen einen übrig gebliebenen Splitter des mächtigen "Allspark" entdeckt, nach dessen Berührung er Visionen von seltsam aussehenden Zeichen erlebt. Dies wiederum erregt ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit der noch verbliebenen Decepticons, die erneut alles daran setzen, den Jungen in ihre Finger zu kriegen. Optimus Prime und die anderen Autobots, die quasi undercover als Beschützer der Menschheit agieren, können da natürlich nicht tatenlos zusehen, und so wird Sam erneut in den Krieg der beiden Transformer-Parteien hineingezogen.
Die Ähnlichkeiten mit der Ausgangssituation des Vorgängers sind in der Tat frappierend, was einem letztendlich aber egal sein kann, schließlich kauft man eine Kinokarte für "Transformers" nicht des ausgefeilten Plots wegen. Im Unterschied zu Teil Eins fällt jedoch die damals noch recht ausführliche ruhige Phase zu Beginn des Films, in der man Sam, seine Freundin Mikaela (Megan Fox) und seine Familie ausführlicher kennen lernen durfte, dieses mal kürzer aus, wenn auch erneut Sams Eltern für einige Lacher herhalten müssen. Eine großartige Weiterentwicklung oder vielschichtige Charakterisierung der bekannten Figuren darf man hier aber nicht erwarten; stattdessen überfallen Michael Bay und seine Drehbuchautoren den Zuschauer, wie bereits angedeutet, mit einer noch gigantischeren Roboter- und Actionorgie.
Dabei bekommen wir erstens eine größere Zahl von zum Teil exotischen Schauplätzen zu sehen, die größtenteils in Schutt und Asche gelegt werden - von den Häuserschluchten Shanghais über ein verlassenes Waldgebiet bis hin zu den Pyramiden von Gizeh. Zweitens wurde die Anzahl unterschiedlicher Transformers-Modelle für das Sequel deutlich nach oben geschraubt; neben sich aus diversen Küchengeräten transformierenden Mini-Versionen und einem hochhausgroßen "Devastator" dürfen sich die männlichen Kinobesucher unter anderem auch an einer Männer mordenden Terminatrix, äh: Transformatrix, satt sehen. Und dann wären da noch die Actionsequenzen selbst, deren Zahl, Länge und Intensität weiter in die Höhe geschraubt wurde, was dank perfekter Computereffekte heute eigentlich schon gar nicht mehr als spektakulär bezeichnet werden kann. Ach ja, einen neuen, viel mächtigeren Bösewicht als in Teil Eins brauchen wir natürlich auch noch für die Fortsetzung - und siehe da: auch den gibt es.
Sieht man von den Änderungen einmal ab, deren Auswirkungen ohnehin meist nur optischer und akustischer Natur sind, dann haben wir es hier im Wesentlichen mit dem gleichen Film wie schon beim Vorgänger zu tun, dessen Stärken ebenfalls in denselben Bereichen liegen. Dazu gehört vor allem ein sich erneut durch die gesamte Handlung quasselnder Shia LaBeouf, der trotz seiner Action-Rollen im ersten Film und in "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" immer noch wie der Junge von nebenan wirkt und es schafft, trotz all der hektischen Robo-Action um ihn herum dem Film ein ruhendes Zentrum zu verleihen. Was die Story angeht, wird hier zwar wie erwähnt nur ein Aufguss des ersten Teils dargeboten - zumal sich im Lauf der Handlung herausstellt, dass die beiden verfeindeten Transformers-Parteien erneut hinter einem mächtigen Relikt her sind, welches in den falschen Händen großes Unheil anrichten kann; doch es gilt auch dieses Mal wieder, dass der Film sich zum Glück keine Spur ernst nimmt und man dies als Zuschauer ebenso wenig tun sollte. Denn dass man sofort den Spaß an der Sache verliert, wenn man auch nur beginnt, die Story und deren Ausgangssituation logisch zu hinterfragen, versteht sich von selbst. Deshalb gilt erneut die Devise, sich einfach im Kinosessel zurückzulehnen und die zahlreichen, meist gelungenen Gags der sich erneut als Actionkomödie verstehenden Fortsetzung auf sich wirken zu lassen.
Eine Änderung gegenüber Teil Eins, die allerdings kaum ins Gewicht fällt, stellt die Abwesenheit von Jon Voight dar, der wohl keine Lust auf die Wiederholung seiner Rolle als US-Verteidigungsminister hatte. Mit Sams College-Zimmergenossen Leo (Ramon Rodriguez) gibt es dafür einen neuen Sidekick, der für ein paar Lacher gut ist, aber ähnlich wie Megan Fox' Mikaela kaum über die Funktion eines Stichwortgebers hinauskommt. Jede Menge Witze gehen übrigens auch auf Kosten eines alten Bekannten aus Teil Eins, der im Laufe des Films erneut für den Kampf gegen die Decepticons rekrutiert wird.
Dass "Transformers - Die Rache" stellenweise wie ein Werbespot fürs US-Militär anmutet, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, schließlich ist Michael Bay bestens bekannt - wenn auch längst nicht bei allen beliebt - für seine Vorliebe, Kampfjets und dergleichen in imposanten Bildern in Szene zu setzen. Auch dieses Mal gibt es wieder Einstellungen, die ohne weiteres auch aus "Armageddon", "Pearl Harbor" oder anderen etwas unkritisch-überästhetischen Bay-Filmen stammen könnten.
Insofern haben wir es hier mit einem Film ohne echte Überraschungen oder größere Aha-Effekte zu tun; es ist zwar alles ein bisschen größer und lauter als beim letzten Mal, doch irgendwie hat man das alles schon x-mal gesehen. Vor allem in der letzten halben Stunde übertreibt Bay es dann doch etwas zu sehr und zieht die finale Actionsequenz so sehr in die Länge, dass man sich beim Zuschauen mitunter dabei ertappt, mit seinen Gedanken nicht mehr vollkommen bei dem Geschehen auf der Leinwand zu sein. Bays Inszenierungsstil macht es einem allerdings auch wieder extrem leicht, erneut in den Film hineinzufinden, nachdem man für ein paar Minuten nicht aufgepasst hat. Größere Denkleistungen muss man beim Anschauen jedenfalls nicht vollbringen.
Das "Transformers"-Sequel hält also, was es verspricht und liefert genau das, was man von der Fortsetzung eines großen Action-Blockbusters erwarten darf - nicht mehr, aber bestimmt auch nicht weniger. Der Film bringt aber weder die Geschichte, noch die Charaktere in besonders nennenswerter oder gar überraschender Weise voran, sondern bietet nur einen hochgerüsteten Aufguss des Vorgängers. Das reicht, um sich ein weiteres Mal für knapp zweieinhalb Stunden entspannt zurück zu lehnen und fast bis zur Reizüberflutung mit allem bombardieren zu lassen, was die Effektezauberer Hollywoods zu bieten haben. Sollte Michael Bay allerdings in ein paar Jahren mit einem weiteren Sequel aufwarten, so wird er auf jeden Fall mehr bieten müssen. Dieses eine Mal aber kommt er damit noch durch.
|
Neuen Kommentar hinzufügen