Bad Boys: Ride or Die

Land
Jahr
2024
Laufzeit
115 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Matthias Kastl / 7. Juni 2024

Die “Bad Boys“-Franchise hat einen holprigen Weg hinter sich. Im Jahr 1995 gelang Regisseur Michael Bay mit dem stylischen Low-Budget-Erstling (19 Millionen Dollar Budget) vor allem dank des Charismas seiner Hauptdarsteller Will Smith und Martin Lawrence sowie temporeich inszenierten Action-Szenen ein Überraschungshit. Wie so oft in Hollywood ging mit dem sowohl optisch als auch inhaltlich überfrachteten zweiten Teil dann das Budget hoch (auf 130 Millionen Dollar), aber die Qualität runter. Mehr als eine Dekade später begann das Spiel wieder von vorne. Trotz einem nun etwas enger gespannten Budgetgürtel (90 Millionen Dollar) sorgte die eigentlich totgeglaubte Reihe 2020 mit dem dritten Teil “Bad Boys for Life“ für einen überraschenden Erfolg an der gebeutelten Corona-Kinokasse.

Solch eine Franchise lässt Hollywood natürlich nicht links liegen, hat aber anscheinend zumindest aus seinen Erfahrungen etwas gelernt. So stellte man den Filmemachern Adil El Arbi und Bilall Fallah, seit dem dritten Teil am Steuer der Reihe, für “Bad Boys: Ride or Die“ nicht gleich einen finanziellen Freifahrtschein zur Verfügung. Stattdessen “müssen“ sie wieder mit einen ähnlich “moderaten“ Betrag für ihre kleine Action-Extravaganza auskommen. Was dann auch tatsächlich rein qualitativ wieder zu einem ähnlichen Ergebnis führt. So herrscht, wie schon im Vorgänger, hier zwar eine ganz ordentliche Leinwandchemie zwischen den beiden Hauptdarstellern. Doch angesichts nur mäßig berauschender Action und flachen Nebenfiguren stellt sich schon die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre endgültig von dieser Reihe loszulassen.
 


Nicht loslassen kann auf jeden Fall Detective Marcus Burnett (Martin Lawrence, “National Security“, “Lebenslänglich“), der ausgerechnet auf der Hochzeit seines Partners Mike Lowrey (Will Smith, “I am Legend“, “King Richard“) einen Herzinfarkt erleidet. Die Nahtoderfahrung führt bei Marcus aber nicht zu Demut, sondern einem Gefühl der Unbesiegbarkeit, was angesichts anstehender dunkler Wolken am Horizont aber vermutlich für unsere beiden Miami-Cops gar nicht so schlecht ist. Irgendjemand aus den eigenen Reihen versucht nämlich ausgerechnet den Namen ihres ehemaligen Chefs Captain Howard (Joe Pantoliano, “Memento“, “Bound - Gefesselt“), der einst von Mikes Sohn Armando (Jakob Scipio) ermordet wurde, posthum in den Dreck zu ziehen. Das können Marcus und Mike natürlich nicht auf sich sitzen lassen, sehen sich aber schon bald zum eigenen Erstaunen auf der falschen Seite des Gesetzes wieder.

Wenn am Schluss von “Bad Boys: Ride or Die“ unsere Protagonisten samt Anhang entspannt den Grill auspacken, wird klar, welche Richtung man thematisch mit dieser Reihe einschlagen möchte. Ähnlich wie die “Fast & Furious“-Crew will man hier, eingebettet in ordentliches Geballere, einen herzerwärmenden Familienspirit etablieren. Wie schon im Vorgänger dürfen Mike und Marcus in ihrem neuesten Abenteuer dabei sowohl auf Hilfe aus der eigenen Verwandtschaft als auch von ihrem eigenen kleinen Sondereinsatzkommando bauen. Und ähnlich wie bei der “Fast & Furious“-Reihe ist die Story dabei natürlich kompletter Mumpitz, da es nur darum geht ein paar coolen Sprüchen, wilder Action und guten Freunden beizuwohnen.


Die Prämisse kann natürlich trotzdem in einen unterhaltsamen Film münden, doch so richtig geht das Rezept in “Bad Boys: Ride or Die“ nicht auf. Auf der Habenseite verbucht man dabei natürlich erneut die bestens eingespielte Chemie zwischen Smith und Lawrence. Überraschend ist dagegen, dass dies vor allem an einem ziemlich gut aufgelegten Lawrence liegt. Ob Smith angesichts seines unrühmlichen Auftrittes bei der Oscar-Verleihung 2022 nicht zu arg den “Bad Boy“ geben möchte, lässt sich schwer beurteilen, sein Mike wirkt aber gerade angesichts von dessen Panikattacken im Vergleich zum überdrehten Marcus schon fast brav und nachdenklich. Lawrence dagegen gibt genüsslich den sich für unbesiegbar haltenden Süßigkeiten-Lover, der gerade in der ersten Hälfte für einige ordentliche Lacher sorgt. So banal manche dieser Gags auch ausfallen, die unsinnige Story lässt sich einfach besser ertragen, wenn die Macher diese offensichtlich auch nicht sonderlich ernst nehmen –und ihre Hauptfigur selbst im größten Geballere einfach noch an der Snacktheke vorbeischauen lassen.

In Kombination mit dem davon deutlich gefrusteten Mike entsteht so eine ganz unterhaltsame Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren. Marcus Gefühl der Unbesiegbarkeit passt dann auch gut in einen Film, der seine Action-Szenen sowieso mehr an wilde Computerspiele als realistische Polizeiarbeit anlehnt. Dass selbst die einfache Story des ersten “Bad Boys“ im Vergleich zu dem Drehbuchunsinn hier wie Shakespeare wirkt, sollte mit so einer entspannten Grundeinstellung ja eigentlich ganz gut zu ertragen sein. So leicht ist es aber dann auch nicht. Die Lacher nehmen nämlich in der zweiten Hälfte, wenn der Film deutlich mehr auf Action setzt, doch spürbar ab. Die vielen Nebenfiguren, die dann auch immer wieder mal kurz das Kommando auf der Leinwand übernehmen, sind leider auch alle uninteressant angelegt – was einem vor allem für die ja eigentlich so wundervolle Rhea Seehorn (“Better Call Saul“) leidtut.
 


Noch schwerer wiegt aber die komplett austauschbare Action. Auch hier macht ein kurzer Vergleich mit dem Erstling der Reihe Sinn. In “Bad Boys: Ride or Die“ nutzt eine Actionsequenz rund um ein brennendes Auto exakt die gleiche Musikabfolge wie die Lobby-Shoot-Out-Szene des Erstlings. Während Michael Bay sich aber im Original noch die Mühe für eine ordentliche Choreografie gab und die Musik darauf abgestimmt war, wirkt hier die Action wie leblose Standardkost, bei der man sich auch gar nicht anstrengt den Soundtrack irgendwie sinnvoll unter das Bild zu legen. Emotionen wecken geht anders und so fällt diese Actionsequenz einfach überhaupt nicht packend aus.

Genauso geht es hier leider öfters zu. Mehr als schnelle Schnitte, wilde Kamerabewegungen und den nun wirklich überstrapazierten Einfall, die Sicht eines First-Person-Shooters zu nutzen, haben die Regisseure Adil El Arbi and Bilall Fallah leider nicht zu bieten. Da wünscht man sich doch fast den guten alten Michael Bay zurück, der hier aber nur in Form eines kleinen Cameos mitmischen darf. So rumst und kracht es zwar ordentlich, aber keine einzige Action-Sequenz kann das Adrenalin so richtig hochtreiben.

Und so verhält es sich mit “Bad Boys: Ride or Die“ wie mit den süßen Kaudragees, die sich Marcus im Film in Massen einverleibt. Kann man natürlich essen, zu viel davon ist aber halt einfach eintönig und nicht wirklich lecker. Womit wir dann auch bei der Frage angelangt sind, ob nicht auch unsere Bad Boys mal langsam in Rente gehen sollten. Die Antwort darauf, das wissen wir alle, wird uns aber einzig und allein die Kinokasse geben können. Mal schauen, welche Lehren Hollywood diesmal ziehen wird.

Bilder: Copyright

7
7/10

Ich bin mit niedriger Erwartung reingegangen und muss sagen er macht einen riesen Spaß.
Furiosa ging dagegen viel zu lang.

Permalink

7
7/10

War auch überrascht wie gut er war. Fand ihn deutlich besser als Teil 3. Keine Ahnung ob es den niedrigeren Erwartungen lag, aber für mich bisher der Beste Sommer Blockbuster. Fand auch die Action-Sequenzen - insbesondere den Showdown- durchaus überzeugend. Sicherlich, gegen Krawallmeister Bay ist das hier alles eine Nummer kleiner, aber das war ja schon vorher klar.

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