Man darf zumindest ein wenig stutzen: Da kehrt mit Will Smith einer der eigentlich zugkräftigsten Filmstars nach mehrjähriger Pause und nach seinem letzten, beim Publikum nicht allzu erfolgreichen Drama „Sieben Leben“ ausgerechnet mit einer weiteren Fortsetzung seiner populärsten Franchise zurück. Und da wohl kaum jemand eine weitere „Men in Black“-Episode gut zehn Jahre nach dem zweiten, nicht allzu aufregenden Teil für zwingend notwendig gehalten hat, besitzt das Ganze zumindest den leichten Geschmack des „auf Nummer sicher gehen“ und der nützlichen Kuh, die noch ein wenig weiter gemolken werden soll. Nun würde es zum aktuellen Zeitpunkt sicher etwas zu weit gehen, die Karriere des Mr. Smith bereits auf dem absteigenden Ast zu wähnen und so ein richtig schwacher Film ist „Men in Black 3“ auch nicht geworden. Allerdings doch ein recht mittelmäßiger, der nicht ganz grundlos beim Aufmarsch der diesjährigen Blockbuster nur eine Nebenrolle einzunehmen vermag.
Die Agenten J (Will Smith) und K (Tommy Lee Jones) versehen weiterhin brav ihren Dienst, die Menschheit vor auffälligen Aliens zu beschützen und sie über deren Existenz auch möglichst in Unkenntnis zu belassen. Agent K scheint dabei im Laufe der Jahre noch mürrischer und wortkarger geworden zu sein, doch als die Nachricht vom Ausbruch des vor langer Zeit von ihm verhafteten „Boris the Animal“ (Jemaine Clement) die Runde macht, scheint das etwas in K auszulösen. Aber noch bevor er mit J darüber reden kann, ist Agent K plötzlich verschwunden und niemand außer J scheint sich überhaupt an ihn erinnern zu können. Doch dem gelingt es relativ schnell das Mysterium zu lösen: Jemand, genauer gesagt der böse Boris hat mittels einer Zeitreise die Geschichte verändert und K im Jahre 1969 getötet. Folgerichtig lässt sich auch J in diese Zeit versetzen, um die Manipulation nun seinerseits wieder rückgängig zu machen. Dort trifft er dann auf einen sehr jungen K (Josh Brolin), der bereits in vielem seinen späteren Partner ähnelt, aber doch einen wesentlich fröhlicheren und lockeren Eindruck macht. Was hat ihn bloß später so verändert?
Diese Frage wird tatsächlich aufgelöst, doch kann die gelieferte Erklärung nur sehr bedingt als Begründung dafür überzeugen, warum aus Agent K denn so ein freudloser Zeitgenosse wurde. Was hier die besondere Beziehung zwischen den beiden ungleichen Partnern verdeutlichen soll, wirkt durch die späte Einführung einer neuen Figur im letzten Viertel des Films sehr gezwungen und konstruiert. Die Behauptung, dass sich dieser dritte Teil hauptsächlich auf das Verhältnis von J und K konzentrieren soll ist aber trotzdem mehr als reines PR-Sprech, denn darauf liegt tatsächlich der Schwerpunkt.
Das ungleiche Duo generiert dann auch die besten Dialoge und Gags, während es ansonsten bei dieser Geschichte doch erstaunlich wenig zu lachen gibt. Wobei „Duo“ nicht ganz korrekt ist, haben wir es doch hier nun mit gleich zwei Darstellern für Agent K zu tun und erstaunlich ist dabei nicht nur, wie sehr der hier neu dazugekommene Josh Brolin schon rein äußerlich einem Tommy Lee Jones ähnelt. Er wirkt auch in Gestik und Mimik in der Tat wie eine jüngere Ausgabe der gleichen Figur, verleiht ihr aber auch noch ein paar ganz eigenständige Elemente, da der junge K eben noch ein ganzes Stück entspannter und humorvoller daherkommt als sein späteres Alter Ego. Das ist eine durchaus beachtliche Leistung, auch wenn dieses Konstrukt zwangsläufig dazu führt, dass vom alten Brummbär Tommy Lee Jones diesmal insgesamt nur wenig zu sehen ist – wobei der in seinen wenigen Szenen (wie der vermutlich denkbar unemotionalsten Trauerrede der Geschichte) trotzdem zu glänzen vermag.
Obwohl man auch den Retro-Look der 60er schon mal etwas liebevoller und detailreicher gesehen hat, gerät der Film doch mit dem Sprung in diese Ära ein gutes Stück unterhaltsamer als in der recht mühseligen ersten halben Stunde, während der es noch nicht so recht zünden mag. Schon die Eröffnungsszene mit der Einführung von Boris, dem Schrecklichen präsentiert im Grunde einen Haufen aufgeblasener heißer Luft, mit einem Bösewicht der eher anstrengend und etwas, ähem, „eklig“ daherkommt statt wie vermutlich beabsichtigt total beeindruckend.
Den erneut von Veteran Rick Baker entworfenen und ab und zu gleich im Dutzend den Hintergrund bevölkernden Aliens darf man je nach persönlicher Präferenz das Prädikat „liebevolle Old School“ oder aber „unzeitgemäßer Trash“ verleihen. Ein paar kleine Überraschungen sind dabei durchaus vertreten, denn nicht jedes offensichtliche Alien entpuppt sich dann auch wirklich als Eines (Fallbeispiel „Andy Warhol“), doch dafür gibt es mit dem mental durch multiple Zukunftsvarianten wandernden Griffin (Michael Stuhlbarg) dann auch eine unentwegt quasselnde und recht nervige Figur.
Immerhin: Alle drei Hauptdarsteller zeigen sich in Spiellaune und schaffen es dadurch, dieser Produktion doch ein wenig den Stempel des reinen Geldmache-Projektes zu nehmen (oder diesen zumindest überzeugend zu kaschieren). „Men in Black 3“ erweist sich somit als halbwegs akzeptabler Film, der allerdings sicher nicht zu den Pflichtterminen der Saison gehört und zudem auch erneut nur sehr entbehrliche 3D-Effekte liefert. Daher schauen wir doch mal was für andere Projekte Will Smith noch so angekündigt hat. Wie bitte, „Hancock 2“, „Bad Boys 3“ und „I Robot 2“? Nun gut, der Herr scheint den Begriff „kreative Pause“ dann doch recht eigenwillig zu definieren....
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