Wohl kaum ein anderes Thema ist unter Kinoliebhabern so ausgewalzt, quergeredet und durchdebattiert worden: Sind Fortsetzungen von erfolgreichen Filmen immer schlechter als das Original? Sind Sequels immer nur ein fader Abklatsch? Grundsätzlich werden in diesem Zusammenhang "Terminator" und "Star Wars", manchmal auch "Desperado" und "Indiana Jones" als glorreiche Gegenbeispiele ins Feld geführt. Eine befriedigende Antwort jener ewigen Frage hat dennoch bisher kaum jemand geben können. Auch bei "Men in Black II" ist man gehalten, sich an erster Stelle über die lästige Ziffer hinter dem Filmtitel zu ärgern: War das Original doch einer der großen Komödienkracher der Neunziger, ein Standalone, den man gerne unverfälscht und als unnachahmlich im Gedächtnis behalten hätte. Leider hat "Men in Black" 1997 aber auch satte 587 Millionen Dollar eingespielt - Grund genug, fünf Jahre später Regisseur Barry Sonnenfeld sowie einen Großteil der damaligen Besetzung noch einmal für ein Sequel zusammenzutrommeln .
Luxuriös, wenn sich Filme selber die Chance auf ein verhunztes Comeback verbauen - dass die Titanic ein zweites Mal untergehen wird, ist schließlich eher unwahrscheinlich. Und immerhin war auch Agent Kay (Tommy Lee Jones) in "Men in Black" geblitzdingst, einer General-Amnesie unterzogen und somit für den zweiten Teil des Films untauglich gemacht worden. Konsequenterweise setzt MIB 2 dann auch genau an diesem Punkt an: Zu blöd, dass der im Ruhestand befindliche Kay mittlerweile seinen Dienst als Postmann in der Provinz versieht. Und dass er Jay (Will Smith) aufgrund seines Aufzugs für einen Bestattungsunternehmer hält.
Eines kann sich "Men in Black II" nicht vorwerfen: Auf geradezu rührende Weise bleibt der Film seinem Vorgänger treu. Da sind zunächst das einheitliche Design und die Kontinuität der Charaktere, die zum großen Teil bis in die Nebenrollen gleich besetzt sind. Da ist aber auch eine Storyline, die am Schluss des ersten Teils ansetzt, und keine Minute zuvor. Wer nicht genau weiß, wer die Men in Black sind und was sie tun, wer nicht weiß, was ein "Blitzdings" ist und warum Hunde manchmal doch reden können, der geht in Teil zwei hoffnungslos verloren. Dass man getrost einen Double-Feature-Abend einlegen könnte, an dem man sich bruchlos beide Teile nacheinander ansieht, ist einerseits löblich. Andererseits waren es gerade die Originalität, der Spaß an völlig verrückten Alien-Kreationen und letztlich das Staunen eines Will Smith, in die surrealen Geheimnisse des Universums eingeweiht zu werden, was Men in Black, Teil eins, zu so einem fantastischen Filmerlebnis machte.
In der Fortsetzung hingegen verlegen sich Barry Sonnenfeld & Co. auf Altbewährtes. Dass fast alle aus dem Original bekannten Kreaturen noch einmal ulkig durchdekliniert werden, mag ein Spaß für den Fan sein, wahnsinnig spannend ist es hingegen nicht. Sicher, auch hier hat "Men in Black II" seine großen Momente: Etwa, wenn der leibhaftige Michael Jackson noch einmal im Hauptquartier der Organisation erscheinen und um einen Job als Agenten betteln darf. Oder auch, wenn Frank, der quatschende Mops, als Jays Partner rekrutiert, einen bestimmten Song von Gloria Gaynor aus dem Beifahrerfenster des Dienstwagens jault. Aber spätestens, wenn der Film endlich mit seinen (wenigen) neuen Ideen aufwartet und genug Mut hat, die Geschichte der Men in Black wirklich weiterzuerzählen, wird klar, woran es hapert: Kosmisch-philosophische Schnapsideen wie etwa der Spind, in dem sich eine zwergenhafte Parallelwelt auftut, sind in Teil zwei zwar vorhanden, aber spärlich gesät.
Auf diese Weise ist "Men in Black II" seiner Vorlage zwar ein würdiger Nachfolger, an dem nicht viel auszusetzen ist, doch bleibt er in manchem zu ängstlich und zu konservativ. Nichtsdestotrotz erwartet den Zuschauer ein gut gemachter, streckenweise wirklich witziger Streifen, der gewiss sein Publikum finden wird. Wenn wir schon keine allgemein gültigen Gesetze zur Güte von Filmfortsetzungen aufstellen, sollte damit zumindest die Frage nach diesem speziellen Fall beantwortet werden können: "Men in Black II" hätte es nicht wirklich gebraucht - aber wo Will Smith und Tommy Lee Jones nun schon einmal die Krawatten angelegt haben, wäre es schade, auf die guten Lacher zu verzichten, für die auch Teil zwei garantiert. |
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