Die Päpstin

Jahr
2009
Laufzeit
148 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. Juni 2010

Meine Damen und Herren, wir präsentieren die Verfilmung eines der zehn meistverkauften Romane der letzten fünfzehn Jahre! "Meistverkauft" in Deutschland wohlgemerkt, und deshalb haben wir es nun auch mit einer der aufwändigsten und teuersten deutschen Kinoproduktionen überhaupt zu tun, auch wenn ein paar europäische Partner das Unternehmen ein wenig mitfinanziert haben. Dazu gesellen sich kräftiger Medienrummel um den Austausch des Regisseurs während der Dreharbeiten und eine Handlungsprämisse, die allein schon für ausreichend Neugier und erregte Diskussionen sorgt: Saß im 9. Jahrhundert tatsächlich einmal eine Frau auf dem heiligen Stuhl?

Wenn dem so gewesen sein sollte, dann handelte es sich dabei wohl um Johanna aus Franken (als Kind: Tigerlily Hutchinson und später Lotte Flack, als Erwachsene: Johanna Wokalek), die als unerwünschtes Mädchen einen schweren Stand hat. Obwohl bereits mit zwei Söhnen gesegnet, hat der gottesfürchtige Vater (Iain Glen) für den weiblichen Nachwuchs nichts als Verachtung übrig und nur für seine Söhne einen Besuch der Domschule vorgesehen. Doch der kluge ältere Sohn fällt einer tödlichen Fiebererkrankung zum Opfer und der jüngere erweist sich als geistig eher zurückhaltend, weshalb der Gelehrte Aesculapius stattdessen lieber die wissbegierige und hellwache Johanna unterrichtet. Auf Umwegen gelangt sie tatsächlich an die Scola und später sogar als Medicus ins Benediktinerkloster von Fulda. Da hat sie aber schon längst begonnen ihre weibliche Identität zu verbergen, die ihr Zeit ihres Lebens nur im Wege zu stehen scheint. Ihr Weg wird die nun von allen "Johannes" genannte Frau schließlich bis an den Hof des Papstes in Rom (John Goodman) führen, und am Ende sogar noch ein Stück weiter.

Diese Geschichte verkauft sich aufgrund der "Eine Frau als Papst"-Idee praktisch von selbst, haben sich solch gewagte Interpretationen oder Umdeutungen der christlichen Historie doch in den letzten Jahren als hervorragend funktionierende Gelddruckmaschine erwiesen. Die Provokation gelingt immer wieder aufs Neue und vom Sensationspotential her spielt der von Donna Woolfolk Cross zu Papier gebrachte Roman "Die Päpstin" dann auch mal ganz locker in der Dan Brown-Liga mit.
Aber Obacht, von den zweieinhalb Stunden des Films ist die mutige Johanna mehr als zwei Stunden lang eben NICHT Papst, sondern eine Frau mit zweifellos ungewöhnlichem Lebensweg, der Stück für Stück abgehandelt werden möchte. Dementsprechend haben wir es dann also gleich mit drei Johanna-Darstellerinnen zu tun, von denen Lotte Flack als 11jährige auch eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Johanna Wokalek aufweist, die die Bühne erst nach rund 40 Minuten betritt. Eine ziemlich raumgreifende Erzählung also, die auch schon früh in jene Richtung weist, in der diese Produktion ihre größten Stärken hat.
Denn es ist wirklich ein echtes Epos geworden, ein Breitwandfilm in Sachen Ausstattung und der Abbildung einer möglichst glaubwürdigen mittelalterlichen Welt. Hier wurde so geklotzt wie es bei einem bundesdeutschen Werk bisher höchstens beim "Parfüm" schon einmal der Fall war, zu dem dieser Film auch im Bezug auf den dreckigen authentischen Look einige Parallelen aufweist. Es ist aber sogar alles noch eine Nummer größer hier, inklusive gewaltiger Heerscharen und einem Dreh an genau dem marokkanischen Wüstenort, den schon Ridley Scott für sein "Königreich der Himmel" genutzt hat.
Eigentlich bisher nicht die Welt des in den letzten Jahren hauptsächlich mit Fußballfilmen beschäftigten Sönke Wortmann, und der war auch tatsächlich nur die zweite Wahl als Regisseur dieses Prestigeprojektes, bzw. sprang er als Ersatz für den während der Dreharbeiten geschassten Volker Schlöndorff ein. Auch für den Altmeister des deutschen Kopf- und Kunstfilms wäre dies ein Ausflug in unbekannte Gefilde geworden, aber wie er sich dabei geschlagen hätte werden wir nun nicht mehr erfahren.
Schlöndorff hatte etwas zu öffentlich und deutlich sein Missfallen über die in Mode gekommene Unart kund getan, größere Filme zunächst in einer "kastrierten" Kinoversion auszuwerten, bevor dann später noch eine längere Fassung als Zweiteiler im Fernsehen ausgestrahlt wird, wie es zuletzt etwa beim "Untergang" oder den "Buddenbrooks" gemacht wurde. Eine angesichts der sonst kaum zu finanzierenden Kosten derartiger Produktionen aber wohl auch durchaus nachvollziehbare, wenn nicht gar notwendige Marketing-Maßnahme.
Eine eigene Handschrift des Ersatzmannes durfte man daher also im Grunde von vornherein nicht erwarten, ging es doch in erster Linie darum, das Projekt nun vernünftig und einigermaßen innerhalb des vorgesehenen Zeit- und Budgetrahmens zu Ende zu bringen. Diesen Job hat Wortmann dann auch ordentlich erfüllt und das ist ja durchaus anerkennenswert.
Sein fertiger Film ist allerdings auch nicht viel mehr als eine wenig überraschende oder inspirierte Abhandlung der einzelnen Stationen des Lebenswegs von Johanna Wokaleks Namensvetterin. Dabei begegnet sie durchweg recht eindimensionalen Menschen, die wie abwechselnd aus der "Gut" oder "Böse"-Schublade gezogen wirken, mit etwa dem fanatisch religiösen Vater oder den hinterlistigen römischen Intriganten auf der einen und dem gutmütigen Papst oder dem selbstlosen Geliebten auf der anderen Seite.
Während John Goodman dabei nicht nur das bekannteste Gesicht in die Kamera hält, sondern als väterlicher Papst Sergius auch sehr passend besetzt ist, wirkt der stets ein wenig zu hübsch aussehende und von David Wenham (Faramir aus den "Herr der Ringe"-Filmen) gespielte Graf Gerold in seiner Rolle als Beschützer und späterer Liebhaber von Johanna nicht zu einhundert Prozent glaubwürdig. Wokalek selbst taucht, wie erwähnt, erst relativ spät auf der Leinwand auf und spielt als passiv agierende und meist um bewusst unauffälliges Verhalten bemühte Johanna zwangsläufig eher zurückhaltend. Obwohl dies hier ihre große Hauptrolle ist, wurde die wandlungsfähige Darstellerin zuletzt als Gudrun Ensslin im "Baader Meinhof-Komplex" doch weit mehr gefordert. Als Mann, der in Wahrheit eine Frau ist, wirkt sie halbwegs überzeugend, in den späteren Szenen allerdings mehr als zu Beginn.

Eher zartbesaitete Leser und Leserinnen der Buchvorlage seien nebenbei noch ein wenig gewarnt, denn in Johannas Filmwelt geht es nicht nur ziemlich schmutzig, sondern auch hin und wieder äußerst brutal zu. Peitschenhiebe, Blut und abgeschlagene Köpfe werden beim Kauf eines Kinotickets daher zwangsweise mitgebucht. Bei einigen Handlungsmustern darf man sich dann dafür wieder eher im Reich der Fantasy wähnen, was dabei helfen könnte über den Mangel an Realismus in der einen oder anderen leicht absurden Szene hinwegzusehen.
So schmieden die üblen Verschwörer in Rom ihre Mordkomplotte gern vor möglichst vielen Zeugen und scheinen der festen Überzeugung zu sein, dass Palastwachen, die sich nicht bewegen, dann wohl auch nichts hören und sehen können. Und bei der Komposition des Finales, in dem sich gleich mehrere extrem dramatische Ereignisse wie zufällig gleichzeitig ereignen, beschleunigt die Handlung dann noch einmal kräftig in Richtung unwahrscheinlicher Unwahrscheinlichkeitsdrive.

Am Ende wird wohl kaum ein bisher noch unbedarfter oder unentschiedener Zuschauer davon überzeugt sein, dass diese Geschichte in dieser Form wirklich wahr sein könnte, aber das dürfte auch nicht die primäre Zielvorgabe gewesen sein, weder auf Seiten der Produzenten noch auf der der Rezipienten. Unterhaltsames großes Kino ist "Die Päpstin" dagegen schon - wenn auch kein ganz Großes.

Bilder: Copyright

3
3/10

Gute Schauspieler und Ausstattung hin oder her, ich habe mich bei diesem Film erwartungsgemäß entsetzlich gelangweilt.
Absoluter Frauenfilm eigentlich, denen aber leider die diversen blutigen Szenen dann wieder nicht gefallen werden.

Für den netten Pärchenabend eher nicht geeignet!!

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4
4/10

Ambitioniert und professionell aber leider auch etwas zu dröge und dialoglastig inszeniert. Definitiv nur etwas für Leute, die an der Thematik interessiert sind. Der Rest sollte die Finger davon lassen.

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