Und schon wieder Nicholas Sparks. Nachdem erst letzte Woche die Sparks-Adaption "Mit dir an meiner Seite" angelaufen ist, folgt nun schon die nächste Bestseller-Verfilmung mit garantiertem Taschentuch-Bedarf. Und im Gegensatz zum letztwöchigen, reichlich irrelevanten Miley-Cyrus-Vehikel hat sich "Das Leuchten der Stille" sogar schon seinen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert - wenn auch nur als eine kleine Fußnote: Es war dieser Film, der James Camerons "Avatar" Anfang Februar nach fast zwei Monaten schließlich von Platz Eins der US-amerikanischen Kinocharts verdrängte. Dazu herzlichen Glückwunsch. Ansonsten ist an diesem Film allerdings nur wenig wirklich denkwürdig, auch wenn Sparks hier mal wieder eine ordentliche Breitseite an heftigem Tränendrüsen-Drama abfeuert. Ging es in "Mit dir an meiner Seite" noch ziemlich banal-alltäglich zu, werden hier die ganz großen, romantischen Motive ausgepackt: Zwei innig Liebende, die über Jahre hinweg nicht zueinander kommen können; ein kleiner Kosmos voller tragischer Schicksale; ein Heldenpaar mit bewundernswert edlem Gemüt; herzergreifende Liebesbriefe, die um die halbe Welt gehen; ein erster, leidenschaftlicher Kuss im strömenden Sommerregen - ja, da seufzt es oft, gern und innig durch den Kinosaal. So sind es also Briefe, über die Savannah und John jahrelang Kontakt zueinander halten - dass sich das auch deutlich einfacher über E-Mails oder gar einen Video-Chat erledigen ließe (es ist ja nicht so, dass man als amerikanischer Soldat im globalen Einsatz heutzutage von moderner Elektronik abgeschnitten wäre), wird natürlich geflissentlich ignoriert, schließlich sind liebevoll handgeschriebene Briefe voller herzerweichendem Schmachten viel romantischer. Das entspricht der Konsequenz, mit der hier die ganz großen Gefühle heraufbeschworen werden, denn alltäglich ist hier wenig bis gar nichts. Das Gutmenschentum von Savannah und John - sie eine höchst engagierte, stets hilfsbereite "Kümmerin", die von einer Pferde-Farm für autistische Kinder träumt, er ein zutiefst pflichtbewusster Soldat, der bereit ist, für sein Land alles zu opfern - ist ein eindeutiger Fall von überlebensgroßem Idealismus, den das Publikum eher bewundern als sich damit identifizieren soll (nach dem Motto: "Wenn wir alle solche Menschen wären, wäre die Welt ein besserer Ort"). Aber eines muss noch gesagt werden, denn es ist diesem Rezensenten leider unmöglich, diesen Text zu beenden, ohne sich zünftig über den deutschen Titel dieses Films aufzuregen. Für den kann zwar der hiesige Verleiher nichts, da auch die Romanvorlage schon diesen deutschen Titel trug und die verantwortliche Person dafür ergo beim Heyne Verlag zu suchen ist, aber wer auch immer das verbockt hat: Was zum Henker soll das denn bitte schön bedeuten, "Das Leuchten der Stille"?! In der endlosen Reihe gezwungen-romantisch oder pseudo-poetisch klingender Titel, die absolut nichts über den Inhalt aussagen, die man in Deutschland aber offenbar für nötig hält, um solcherlei Machwerk an die Frau zu bringen (siehe z.B. auch "Mit dir an meiner Seite" oder die letzte Sparks-Verfilmung "Das Lächeln der Sterne"), ist dies wohl der neue Gipfel. Eine vollkommen schiefe Metapher, zusammengesetzt aus zwei nicht zueinander gehörenden Sinneswahrnehmungen, für die sich ein Mensch, der sich mit der Kunst des geschriebenen Wortes auskennt (wovon man bei Mitarbeitern eines Verlages ja ausgehen sollte), in Grund und Boden schämen sollte. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Formulierung im Film natürlich nicht ein einziges Mal vorkommt. Schließlich würde sich auch ein dem einfachen Gefühlskitsch verschriebener Autor wie Nicholas Sparks niemals lebendig dabei erwischen lassen, solch einen sinnfreien Quatsch wie "leuchtende Stille" zu formulieren. So. Das musste jetzt einfach raus. |
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