
An Bord eines riesigen Raumschiffs erwacht der Astronaut Bower (Ben Foster) aus dem Hyperschlaf. Seine Erinnerungen an den Zweck seiner Anwesenheit auf dem Schiff und an dessen Mission sind äußerst spärlich. Auch sein kurze Zeit später erwachender Vorgesetzter Payton (Dennis Quaid) hat mit den Nachwirkungen des langen Hyperschlafs zu kämpfen und ebenfalls keine Ahnung, wo sich das Schiff befindet, was sein Ziel ist oder wie lange er und Bower geschlafen haben. Allmählich kehrt die Erinnerung der beiden Crewmitglieder zwar zurück, doch das nächste Problem lässt nicht lange auf sich warten: Das Energiesystem des Raumschiffs steht kurz vor dem Zusammenbruch. Um diesen zu verhindern, macht sich Bower alleine auf den Weg zum Antriebsreaktor der Schiffs, den er wieder in Gang zu setzen hofft. Payton bleibt zurück, um ihm über Funk Anweisungen zu geben. Auf seinem Weg durch das labyrinthartige System aus Gängen und Röhren stößt Bower nicht nur auf ein weiteres Crewmitglied, die Biologin Nadia (Antje Traue), sondern auch auf eine ganze Horde von unheimlichen und extrem gefährlichen Kreaturen, die es offenbar auf ihre menschlichen Mitreisenden abgesehen haben.
Mit "Pandorum" legt der deutsche Regisseur Christian Alvart ("Antikörper") nach dem bereits abgedrehten, aber noch nicht im Kino gestarteten "Fall 39" seinen zweiten englischsprachigen Film vor und wagt sich damit dorthin, wo schon viele Filmemacher vor ihm gewesen sind: Auf ein einsames Raumschiff mitten in der Tiefe des Weltalls, zu einer ahnungslosen Crew und einer zunächst unbekannten Bedrohung an Bord - seit Ridley Scotts "Alien" gehören diese Zutaten zum Standard eines jeden Science-Fiction-Schockers und wurden über die Jahre in ähnlicher Weise in zahlreichen Werken mit unterschiedlichem Erfolg wiederholt.
"Pandorum" beginnt äußerst viel versprechend. Alvart schafft von Anfang an eine düstere, beklemmende Atmosphäre, die den Eindruck der Hilflosigkeit der beiden Crewmitglieder noch unterstützt. Zwar werden einige der offenen Fragen schon ziemlich früh im Film geklärt, trotzdem wird die Spannungsschraube konsequent weiter angezogen und vor allem Bowers erste Erkundungen des Raumschiffs halten einige Schockeffekte bereit, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Auch die ersten Blicke auf die unbekannten Kreaturen, die das Schiff heimsuchen, machen definitiv Lust auf mehr, erinnert das Design der Wesen doch vage an die Meisterleistungen aus "Pans Labyrinth". Dabei beherzigt Alvart die goldene Regel, dem Publikum einen ausführlichen Blick auf die Monster möglichst lange vorzuenthalten, und zeigt die Wesen anfangs nur in blitzartig kurzen Einstellungen, was den Suspense-Faktor zusätzlich erhöht und die Frage nach Art und Herkunft dieser Kreaturen - Aliens? Zombies? Mutanten? - ständig im Bewusstsein der Zuschauer hält.
Nach dem gelungenen Auftakt geht es dann aber leider reichlich konventionell weiter und die meisten Überraschungen, die der weitere Verlauf der Handlung mit sich bringt, sind längst nicht so originell, wie man sie sich erhofft hätte (so ist etwa auf die Frage nach dem Ursprung der Kreaturen die offensichtlichste Antwort auch die richtige). Auf seinem Weg zum Schiffsreaktor trifft Bower neben der furchtlosen Biologin Nadia auf einen weiteren Überlebenden, bei dem es sich ausgerechnet um einen Martial-Arts-Experten zu handeln scheint, dessen Daseinsberechtigung auf dem Raumschiff nie wirklich erklärt wird und der der bis dahin so spannungsgeladenen Story eine unnötige lächerliche Komponente verleiht.
Immer wieder wird im Verlauf des Films deutlich, dass es hier zwar sowohl vor als auch hinter der Kamera nicht an Talenten fehlt, "Pandorum" es aber verdient gehabt hätte, wenn man noch ein wenig länger am Drehbuch gefeilt und der Handlung und den Figuren den letzten Schliff gegeben hätte. Denn so plätschert der Film nach einem spannungsgeladenen Beginn über weite Strecken doch recht formelhaft dahin und wartet erst kurz vor dem Ende mit einer wirklich großen Überraschung auf. Die macht die Geschichte auch ganz plötzlich noch mal richtig interessant - umso unverständlicher ist es, dass schon kurz darauf der Abspann über die Leinwand flimmert.
"Pandorum" (das Wort bezeichnet im Film übrigens eine psychische Krankheit, die Astronauten nach zu langem Aufenthalt im All befällt) bietet also eine letztlich doch sehr standardisierte Geschichte und muss so - insbesondere nach Alvarts beeindruckendem Vorgängerfilm "Antikörper" - trotz seines starken Anfangs, der stimmungsvoll aufgebauten, bedrohlichen Atmosphäre und des hervorragenden Kreaturendesigns insgesamt als leichte Enttäuschung bezeichnet werden.
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