Nur wenige Tage nach der großen medialen Aufmerksamkeit für Kathryn Bigelows Oscar-Abräumer "The Hurt Locker" in die Kinos zu kommen, könnte ein wenig helfen. Doch auch für "Green Zone" wird es nicht einfach werden, ein größeres Publikum zu finden. Denn nachdem in den letzten Jahren eine ganze Reihe durchaus starker und lobenswerter Filme sich auf unterschiedlichste Weise dem Themenkomplex Irak/Afghanistan und den Auswirkungen dieser Kriege (bzw. "bewaffneten Konflikte" oder "Friedenssicherungsmaßnahmen") widmeten, kann man konstatieren: Es ist beim Kino-Publikum kein populäres Thema, da zeitlich wohl noch viel zu nahe und fast ausschließlich mit deprimierenden und frustrierenden Erkenntnissen verbunden. Den größten kommerziellen Erfolg darf man dabei noch erwarten, wenn die politischen Aspekte in eine möglichst konventionelle und actionbetonte Handlung eingebettet werden, wie es etwa in "Operation Kingdom" der Fall war. Damon ist dabei der US-Offizier Roy Miller, der mit seinen Leuten bereits mehrfach zu gefährlichen Einsätzen geschickt wurde, die nach "absolut zuverlässigen Informationen" zu geheimen Waffenlagern des Saddam-Regimes hätten führen sollen, bei denen aber am Ende jedes mal eine Enttäuschung stand. Und "Enttäuschung" heißt in diesem Fall keinerlei Massenvernichtungswaffen, deren angebliche Existenz doch einer der offiziellen Hauptgründe für den Einmarsch der USA in den Irak darstellte. Captain Miller fühlt sich zusehends verschaukelt und sieht außerdem das Leben seiner Einheit unnötig in Gefahr gebracht. Die Vorgesetzten schieben seine Einwände zwar beiseite und verbitten sich auch jede weitere Einmischung, doch Miller findet auch Verbündete, die ebenfalls begonnen haben an der offiziellen Darstellung zu zweifeln. Dabei handelt es sich vor allem um die Journalistin Lawrie Dayne (Amy Ryan) und den einflussreichen CIA-Mann Martin Browne (Brendan Gleeson), denen auf der anderen Seite der um die Kommunikationshoheit bemühte Pentagon-Mitarbeiter Poundstone (Greg Kinnear) gegenübersteht. Miller ermittelt bald auf eigene Faust und kommt einer Art Verschwörung, mindestens aber einer bewussten Falschinformation der Befehlshaber auf die Spur. Ganz klar, der einfache aufrechte Mann im Kampf gegen die über Lügen und Leichen agierende Obrigkeit, das ist einer der archaischen Grundstoffe des Kinos überhaupt, und ein wenig überraschend bewegt sich "Green Zone" fast vollständig innerhalb dieses konventionellen Terrains. Dementsprechend sind Gut und Böse hier auch recht eindeutig verteilt mit der Identifikationsfigur Matt Damon auf der einen und dem von Greg Kinnear als kühl agierender Technokrat angelegten Poundstone auf der anderen Seite. Einzig Brendan Gleesons CIA-Veteran bleibt längere Zeit undurchsichtig und hinterlässt nicht zuletzt auch aufgrund seiner physischen Präsenz den nachhaltigsten Eindruck. Selbst der ehemalige US-Außenminister Colin Powell gestand später ein, bei den vor der UNO vorgetragenen Berichten über die angeblich entdeckten Massenvernichtungswaffen im Irak wissentlich die Unwahrheit gesagt zu haben, und so ist dem Zuschauer natürlich von vornherein klar, das der zweifelnde Captain auf der richtigen Fährte ist, während der sich da eigentlich noch nicht so sicher sein kann. Allerdings ist das hier von Drehbuchautor Brian Helgeland ("Mystic River") geschilderte Lügengebilde aus dramaturgischen Gründen noch ein ganzes Stück impertinenter als in der auf deutlich mehr trockenen Fakten beruhenden Sachbuch-Vorlage des Washington Post-Journalisten Rajiv Chandrasekaran. |
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