Green Zone

Originaltitel
Green Zone
Land
Jahr
2010
Laufzeit
115 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 27. Mai 2010

 

Nur wenige Tage nach der großen medialen Aufmerksamkeit für Kathryn Bigelows Oscar-Abräumer "The Hurt Locker" in die Kinos zu kommen, könnte ein wenig helfen. Doch auch für "Green Zone" wird es nicht einfach werden, ein größeres Publikum zu finden. Denn nachdem in den letzten Jahren eine ganze Reihe durchaus starker und lobenswerter Filme sich auf unterschiedlichste Weise dem Themenkomplex Irak/Afghanistan und den Auswirkungen dieser Kriege (bzw. "bewaffneten Konflikte" oder "Friedenssicherungsmaßnahmen") widmeten, kann man konstatieren: Es ist beim Kino-Publikum kein populäres Thema, da zeitlich wohl noch viel zu nahe und fast ausschließlich mit deprimierenden und frustrierenden Erkenntnissen verbunden. Den größten kommerziellen Erfolg darf man dabei noch erwarten, wenn die politischen Aspekte in eine möglichst konventionelle und actionbetonte Handlung eingebettet werden, wie es etwa in "Operation Kingdom" der Fall war.
Für den Film zum ebenfalls nicht sehr erfreulichen Aspekt "Wie war das eigentlich mit den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak?" bedient man sich nun aber eines Tandems, welches gemeinsam bereits sehr erfolgreich für Spannung mit Qualitätsanspruch gesorgt hat: Das Team der "Bourne"-Trilogie in Form von Paul Greengrass und Matt Damon.

Damon ist dabei der US-Offizier Roy Miller, der mit seinen Leuten bereits mehrfach zu gefährlichen Einsätzen geschickt wurde, die nach "absolut zuverlässigen Informationen" zu geheimen Waffenlagern des Saddam-Regimes hätten führen sollen, bei denen aber am Ende jedes mal eine Enttäuschung stand. Und "Enttäuschung" heißt in diesem Fall keinerlei Massenvernichtungswaffen, deren angebliche Existenz doch einer der offiziellen Hauptgründe für den Einmarsch der USA in den Irak darstellte. Captain Miller fühlt sich zusehends verschaukelt und sieht außerdem das Leben seiner Einheit unnötig in Gefahr gebracht. Die Vorgesetzten schieben seine Einwände zwar beiseite und verbitten sich auch jede weitere Einmischung, doch Miller findet auch Verbündete, die ebenfalls begonnen haben an der offiziellen Darstellung zu zweifeln. Dabei handelt es sich vor allem um die Journalistin Lawrie Dayne (Amy Ryan) und den einflussreichen CIA-Mann Martin Browne (Brendan Gleeson), denen auf der anderen Seite der um die Kommunikationshoheit bemühte Pentagon-Mitarbeiter Poundstone (Greg Kinnear) gegenübersteht. Miller ermittelt bald auf eigene Faust und kommt einer Art Verschwörung, mindestens aber einer bewussten Falschinformation der Befehlshaber auf die Spur.

Ganz klar, der einfache aufrechte Mann im Kampf gegen die über Lügen und Leichen agierende Obrigkeit, das ist einer der archaischen Grundstoffe des Kinos überhaupt, und ein wenig überraschend bewegt sich "Green Zone" fast vollständig innerhalb dieses konventionellen Terrains. Dementsprechend sind Gut und Böse hier auch recht eindeutig verteilt mit der Identifikationsfigur Matt Damon auf der einen und dem von Greg Kinnear als kühl agierender Technokrat angelegten Poundstone auf der anderen Seite. Einzig Brendan Gleesons CIA-Veteran bleibt längere Zeit undurchsichtig und hinterlässt nicht zuletzt auch aufgrund seiner physischen Präsenz den nachhaltigsten Eindruck.
Genauso klug wie berechnend eröffnet die Handlung erst einmal mit einer längeren Actionsequenz, die einen der ergebnislosen, aber höchst riskanten Einsätze von Captain Millers Team schildert. Dem schließt sich ein klassischer Plot an, mit Zutaten der Sorte Geheimkonferenzen, wechselnde Loyalitäten und fragwürdige Informanten. Zu keiner Zeit wird dabei das Rad des Polit-Thrillers neu erfunden, trotzdem funktioniert das Ganze ausgezeichnet und produziert auch immer wieder einige extrem packende Momente, etwa bei dem Versuch Millers, ein erbeutetes Adressbuch vor dem Zugriff der "Kollegen" zu schützen. Und selbstverständlich setzt Greengrass vor allem bei diesen Verfolgungsjagden durch die Häuserschluchten Bagdads dann erneut sein bekanntes und bewährtes (bei manch einem aber auch gefürchtetes) Stilmittel der unruhigen Handkamera ein, welches den gewollten Eindruck von Chaos und Unübersichtlichkeit entsprechend verstärkt.

Selbst der ehemalige US-Außenminister Colin Powell gestand später ein, bei den vor der UNO vorgetragenen Berichten über die angeblich entdeckten Massenvernichtungswaffen im Irak wissentlich die Unwahrheit gesagt zu haben, und so ist dem Zuschauer natürlich von vornherein klar, das der zweifelnde Captain auf der richtigen Fährte ist, während der sich da eigentlich noch nicht so sicher sein kann. Allerdings ist das hier von Drehbuchautor Brian Helgeland ("Mystic River") geschilderte Lügengebilde aus dramaturgischen Gründen noch ein ganzes Stück impertinenter als in der auf deutlich mehr trockenen Fakten beruhenden Sachbuch-Vorlage des Washington Post-Journalisten Rajiv Chandrasekaran.
Letztendlich ist das Aufreger-Potential von "Green Zone" aber ebenso gering wie die gelieferten Erkenntnisse und man tut gut daran, den Film zuallererst als kompetent inszeniertes Spannungskino zu betrachten. Nicht ganz so rasant und treibend wie die "Bourne"-Filme des gleichen Regisseurs und auch nicht so ein emotionaler Tiefschlag wie sein "Flug 93", aber doch immer noch überdurchschnittlich und mit ehrenwertem Anspruch.

Bilder: Copyright

ich verabscheue diese handkameras

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Experimentieren und die Suche nach neuen Wegen ist ok, aber die Wackelkamera ist eine Fehlentwicklung im filmischen Erzählen, und Greengras ist mittlerweile ihr Guru.

Ich persönlich gehe schon aus Prinzip in keine Filme von ihm mehr rein - es sei denn, er schwört öffentlich ab und bittet um Vergebung. Dann könnte ich ihm nochmal ne Chance geben, den Gespür für Rhythmus hat er allemal. Nur mit der Wackelkamera ist er auf dem falschen Weg. Paul - besinn dich auf deine Stärken und kehr um, solange es noch geht.

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bin voll bei dir pingpong.
Gerade wenn die Handlung unübersichtlich wird, ist eine ruhige kameraführung für den zuschauer umso wichtiger um überhaupt einigermaßen den Überlick zu behalten.
ich kann nicht verstehen, dass so viele Regisseure dass ncht begreifen wollen... die sollen alle mal bei John Woo in die Schule gehen

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Hallo Leute, ich kann euch nur zustimmen! Mir wurde beim Anfangsgespräch von "Ein fliehendes Pferd" schon schlecht. Ich laufe ja auch nicht pausenlos um die Leute herum mit denen ich mich unterhalte. Die Wackelkamera ist dann die unerträglichere Steigerung. Ich schaue mir "Green Zone" bestenfalls auf DVD an.

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"Und selbstverständlich setzt Greengrass vor allem bei diesen Verfolgungsjagden durch die Häuserschluchten Bagdads dann erneut sein bekanntes und bewährtes (bei manch einem aber auch gefürchtetes) Stilmittel der unruhigen Handkamera ein, welches den gewollten Eindruck von Chaos und Unübersichtlichkeit entsprechend verstärkt."

Greengrass weiß wie es seine Fans brauchen. Nuff Said !!!

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8
8/10

man man und schon geht die wackelkamera besprechung los -.- (ich mag´s!)

...wie auch den rest des films. matt damon ist und bleibt eine coole sau! ;)
wer "bourne" und "der mann der niemals lebte" mochte, wird diesen irak-trip lieben.

greetings

ps kleinen punktabzug gibts wegen matts extrem flachen antagonisten - solch stereotyp kennt man ja schon aus "bourne".

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5
5/10

film war ok aber kein überflieger. Man weiss ja was dabei rauskommt und somit ist das Ereignis vielleicht zu nah da. Wenn der Film in 20 Jahren erschienen wäre,wäre der Film wahrscheinlich spannender gewesen, durch einen "ach stimmt so war das damals/wusste ich nicht (mehr)"-Effekt.

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5
5/10

Der Film fängt relativ stark an, lässt dann aber leider auch wieder stark nach. Man hätte mehr draus machen müssen. Durchschnittsware :/.

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2
2/10

Es ist kein Film sondern ein Wackelpuding , na ja schade für das Kinogeld ! Handkameras verbieten !

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2
2/10

müll auf ganzer ebene, wieder sind die amis die schlausten, besten und haben alles und alle unter kontrolle - das nerv!!!!!!!!!!!!!!!!! wie die wirklichkeit ist, wissen alle, 8 jahre suche nach einem mann und keine spur weit und breit, super arbeit! solche filme braucht wirklich keiner.

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