"Zombieland" braucht ungefähr zwei Minuten, um die Herzen der Genre-Fans für sich zu gewinnen. Nachdem der Protagonist in einer grandios-komischen Eröffnungssequenz die ersten paar seiner Grundregeln erläutert hat, die fürs Überleben im Land der Zombies unerlässlich sind, kann man sich mit einem fetten Grinsen im Gesicht zurücklehnen in beruhigender Gewissheit: Die nächsten 85 Minuten werden sehr amüsant und garantiert frei von Ernst.
Seitdem Danny Boyle mit "28 Days later" das Zombie-Genre revitalisierte, sind aus den ehemals schlurfenden Untoten, die seit ihrer Erschaffung durch George Romero in "Nacht der lebenden Toten" Angst und Schrecken verbreiteten, vor denen man aber wenigstens noch problemlos davonlaufen konnte, sehr sprintstarke und extrem aggressive Monster geworden, deren erhöhtes Fortbewegungstempo auch den Action-Gehalt in der neuen Generation der Zombie-Filme wie Zack Snyders "Dawn of the Dead"-Remake massiv nach oben schraubte.
Das gilt auch für den Tempo- und Spaß-Faktor von "Zombieland", der mit viel Schwung und bester Laune aus der doppelläufigen Ironie-Schrotflinte auf sein eigenes Genre ballert. Was heißt: Hier herrscht nicht Angst, Schrecken, Horror und Hoffnungslosigkeit, sondern ein gesundes Maß an Spaß und Anarchie in einer Welt, in der es keine Regeln mehr gibt - und man entsprechend ungestraft die Freude daran entdecken kann, einfach mal hemmungslos Sachen zu zerdeppern.
Wie schon in "28 Days later" hat man es in diesem Film genau genommen nicht mit Zombies (also im klassischen Sinne wiedererstandenen Toten) zu tun, sondern mit Opfern einer sich rasant verbreitenden Seuche - in diesem Falle angeblich ausgelöst durch einen schlechten Burger, der eine Mutation des Rinderwahnsinns auf die Menschheit übertrug. Dumm gelaufen, denn ohne ausreichende körperliche Fitness (Überlebens-Regel Nr. 1) sieht man nun ziemlich alt aus: Bei sprintstarken Zombies sind unsportliche Fettsäcke die ersten, die es dahin rafft.
Mit diesem Problem hat der nerdige und quasi-namenlose Protagonist und Ich-Erzähler (Jesse Eisenberg) von "Zombieland" zum Glück nicht zu kämpfen. Mehr oder minder widerwillig wird er von einem waffenstarrenden, Geländewagen-fahrenden Cowboy (Woody Harrelson mit großem Spaß an der wilden Farce) aufgelesen, der wiederum die Regel aufstellt, dass man sich nicht seine echten Namen verraten möge - denn das führt zur Entstehung persönlicher Bindungen, und die kann man sich in "Zombieland" nicht mehr erlauben. Also redet man sich mit dem jeweiligen Geburtsort an: Unser Held heißt Columbus, der Cowboy Tallahassee, und die beiden Schwestern, auf die sie bald stoßen, sind Wichita (Emma Stone) und Little Rock ("Little Miss Sunshine" Abigail Breslin).
Zu viert ist man nun im fortwährenden Überlebenskampf unterwegs, wenn man nicht gerade versucht, sich gegenseitig zu linken, oder eben die bescheidenen Freuden entdeckt, die eine Welt ohne Regeln noch zu bieten hat - Stichwort: ungestraft Sachen zerdeppern, oder die mehrfach aufflammende Diskussion um den coolsten "Zombie Kill of the Week". Das macht mächtig Laune und sorgt für ordentlich viele Lacher, zumal Regisseur Ruben Fleischer den Film mit Schwung und Schmackes und einem mitreißenden Hardrock-Soundtrack umsetzt und in seiner Inszenierung die augenzwinkernde Ironie, mit der das Drehbuch zahllose Film- und Genre-Klischees liebevoll persifliert, konsequent fortsetzt. Als passionierter Filmfreund kommt man hier aus dem permanenten Grinsen jedenfalls kaum noch raus.
Das hilft dann auch enorm dabei, relativ großzügig über die Schwächen des Films hinwegzusehen, dessen Bemühen um eine durchgängige Handlung von Anfang an eher mäßig ausfällt und im folgenden Verlauf dann fast ganz zum Erliegen kommt. Eine runde Geschichte im eigentlichen Sinn hat "Zombieland" schlichtweg nicht, weswegen sich auch der große Showdown eher wie eine Episode anfühlt und von einem Abschluss definitiv nicht die Rede sein kann - was Fans wiederum freuen dürfte, denn einer oder mehreren Fortsetzungen scheint hier Tür und Tor geöffnet.
Apropos Fans: Genre-Puristen können hier sicher den einen oder anderen Punkt finden, den man beanstanden kann, um "Zombieland" den Status als einen "richtigen" Zombie-Film abzuerkennen - nicht zuletzt die Tatsache, dass die "untoten" Kannibalen hier alles in allem doch relativ ungefährlich daherkommen und nicht mehr als permanentes Gag- und Kanonenfutter sind. Kann man sich dran stören. Muss man aber nicht. Denn dieser Film soll einfach nur schnell, schnörkellos und spaßig sein. Und das ist er, ohne Abstriche.
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