Finanzieller Erfolg kann zwar Flügel verleihen, doch manche Regisseure fliegen damit in die falsche Richtung. Richard Linklaters ("Waking Life", "Before Sunset") Goldesel "School of Rock" (produziert für etwa 20 Millionen Dollar, spielte der Film über 80 Millionen ein) hat die frühere Indie-Ikone dazu gebracht, noch eine Familienkomödie zu machen, die noch mal 10 Mille mehr kostete, dafür aber trotzdem nicht so phantasievoll wie "School of Rock" daherkommt. Kein Wunder, handelt es sich bei diesem Bärendienst doch um einen Neuaufguss eines dreißig Jahre alten Films mit Walter Matthau, der schon damals in diversen Fortsetzungen und einer gesamten TV-Serie weiterverwertet wurde. Der ehemalige Baseball-Spieler Morris Buttermaker (Billy Bob Thornton, "Bandits") wird von einer ambitionierten Mami (Marcia Gay Harden, "Mona Lisas Lächeln", "Mystic River") angeheuert, um die absolut gurkigste aller Gurkentruppen zu trainieren, die ihres Söhnchens. Das Team ist so schlecht, dass sie nur auf gerichtliche Verfügung hin überhaupt in der Kinder-Liga spielen dürfen. Der stets besoffene oder verkaterte Buttermaker, der außer einer gescheiterten Ehe, einem Job als Kammerjäger und einem Einsatz in der Profiliga für 2/3 eines Innings nicht viel erreicht hat, macht natürlich nur des Geldes wegen mit, lernt aber irgendwann, dass es nicht ums Gewinnen, sondern um das Spiel und die Freude der Kiddies daran geht. Wie schon in "School of Rock" beweist Richard Linklater, dass er hervorragend mit einer Kinderbesetzung arbeiten kann. Besonders Newcomerin Sammi Kane Kraft und Tyler Patrick Jones (als Timmy Lupus), den man schon als Achtjährigen in "Minority Report" und "Roter Drache" sah, zeigen hier ihr Talent. Billy Bob Thornton ist zwar nicht mit Walter Matthau im Original vergleichbar, trotzdem ist ihm diese spezielle Rolle hier förmlich auf den Leib geschrieben. Wen wundert's: Die beiden Drehbuchautoren haben zuvor schon "Bad Santa" verfasst, in dem Thornton bereits mit der gleichen Miesepetrigkeit glänzte, die auch seine Rolle hier auszeichnet. Gute Voraussetzungen also eigentlich, um aus "Die Bären sind los" eine herrlich bitterböse Satire auf den Sport-Kinderfilm zu machen, die sich in Ansätzen im Skript auch andeutet. Doch leider verfällt der Film dann in schnöde Mainstream-Kuscheligkeit, die man von Linklater nur ungern sieht. Sein Interesse an diesem Stoff lässt sich vielleicht darauf zurückführen, dass er selbst früher mit einem Baseball-Stipendium am College begann, seine Chancen auf eine Profikarriere jedoch frühzeitig wegen einer Herzrhythmusstörung begraben musste. Trotzdem hätte Linklater gern noch kritischer auf das amerikanische Mantra des "Siegen ist alles" (gerade in Bezug auf kleine Kinder) eingehen können. Denn gerade in den USA ist man schnell ein Nichts, wenn man nicht schon als kleiner Bengel irgendeine Trophäe gewonnen hat. Dank solch guter Ideen macht "Die Bären sind los" immer noch genug Spaß für zumindest nette Unterhaltung. Der Humor ist dann am besten, wenn er bitterböse ist, wie zum Beispiel als Coach Buttermaker die Kinder seine Arbeit als Kammerjäger erledigen lässt und diese ihn fragen, was eigentlich "karzinogen" auf Etiketten bedeutet. Wer es allerdings nicht lustig findet, wenn die Kinderschar bei Hooter's (eine Restaurantkette, die bekannt ist für ihre vollbusigen Kellnerinnen) "Cocaine" grölt, der ist in diesem Film wahrscheinlich nicht gut aufgehoben. So ist "Die Bären sind los" eine nette Familienkomödie, aber nichts Besonderes geworden, die manchmal richtig Spaß macht, aber dann doch an Fahrt verliert. Ach, schön waren die Zeiten, als Linklater mit seinem "Slacker" (1991) für 23.000 Dollar Filmgeschichte schrieb. Es bleibt nur zu hoffen, dass er aus den Fängen des Mainstreams bald wieder entkommt. |
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