The Midnight Sky

Originaltitel
The Midnight Sky
Land
Jahr
2020
Laufzeit
122 min
Release Date
Streaming
Bewertung
6
6/10
von Matthias Kastl / 22. Dezember 2020

Das muss man schon wollen. Sich ausgerechnet während der Lockdown-Weihnachtszeit einen Film über das Ende der Welt genehmigen, bei dem Hoffnungslosigkeit und die unerfüllte Sehnsucht nach menschlicher Nähe im Mittelpunkt stehen. Technisch großartig umgesetzt, bietet "The Midnight Sky" jede Menge für das Auge, aber nur wenig für Optimisten. Leider kann der Film aber seine mangelnde Wärme nur bedingt mit einer fesselnden oder den Intellekt stimulierenden Handlung wettmachen.

Wirklich aussichtslos sieht es schon gleich zu Beginn des Films für die Hauptfigur aus. Der renommierte Astronom Augustine Lofthouse (George Clooney, "Up in the Air", "Ocean's Eleven") ist nicht nur an Krebs erkrankt, er muss auch noch mit ansehen, wie das Leben auf der Erde durch eine tödliche Strahlung vor der kompletten Auslöschung steht (was genau diese Apokalypse verursacht hat, wird im Lauf der Geschichte nie erklärt). Während alle anderen Mitarbeiter evakuiert wurden, harrt Augustine alleine in einer Forschungsstation in der Arktis aus und siecht seinem Ende entgegen. Eine Sache steht aber noch auf seiner persönlichen Todo-Liste: Augustine möchte die ahnungslose Crew eines Raumschiffes vor der Rückkehr auf den verstrahlten Planeten warnen. Deren Mitglied Sully (Felicity Jones, "Rogue One", "Inferno") erwartet nicht nur ein Kind, sondern zusammen mit ihren vier Kollegen geradezu sehnsüchtig die Heimkehr zur Erde. Doch als erste Kontaktversuche zum Heimatplaneten unbeantwortet bleiben, beginnt die Crew zu ahnen, dass irgendetwas hier nicht nach Plan läuft.

Keine Frage, "The Midnight Sky" ist optisch ein absoluter Leckerbissen geworden. Gerade die Szenen im Weltall sind teilweise spektakulär und auch die Sets auf dem Raumschiff ein wahrer Augenschmaus. Technisch spielt "The Midnight Sky" in der obersten Liga – ein dicker Pluspunkt, der den Film rein visuell zu einer ziemlich faszinierenden Angelegenheit macht. Man wird dabei das Gefühl nicht los, dass Clooney die Arbeit an dem thematisch ähnlich gelagerten "Gravitiy" damals derart beeindruckt hat, dass er sich auch mal selbst als Regisseur im All austoben wollte. Das wird besonders bei einer Action-Sequenz deutlich, die nahezu identisch in Alfonso Cuaróns Film von 2013 anzutreffen ist. Und von einem rein technischen Standpunkt aus muss sich "The Midnight Sky" hier wahrlich nicht vor Cuaróns bildgewaltigem Weltraumepos verstecken.

Aber Technik ist eben nicht alles und so ist diese Szene dann auch ein bisschen bezeichnend für die größte Schwäche des Films. Obgleich teilweise ähnlich spektakulär inszeniert, ist Clooneys Variante emotional deutlich weniger mitreißend als die des großen Vorbilds. Und das liegt an der deutlich stärkeren Distanz, die man als Zuschauer zu den Protagonisten empfindet. Eine richtige enge Bindung kann man zu den Figuren in "The Midnight Sky" nie wirklich aufbauen, was nicht nur an der generell sehr depressiven Grundstimmung, sondern vor allem auch an einigen etwas unglücklichen dramaturgischen Entscheidungen liegt.

Wer glaubt, dass der Film sich stark auf die Kommunikation zwischen Augustine und dem Raumschiff konzentrieren würde, sieht sich dabei schon bald eines Besseren belehrt. Diese beiden Handlungsebenen laufen die meiste Zeit separat voneinander ab, was dem Film nicht wirklich gut tut. Stattdessen berauben sich die beiden Stränge immer wieder gegenseitig ihres emotionalen Momentums.

Auf der einen Seite haben wir die Geschichte rund um Clooneys Augustine, die gleich an mehreren Stellen spürbar krankt. Vom typischen Charisma und der Leichtigkeit des Schauspielers ist hier nicht viel zu spüren, stattdessen gibt Clooney einen gebrochenen Mann, der mit dem Leben abgeschlossen hat. Das ist auch durchaus intensiv gespielt von Clooney, aber leider erfährt man viel zu wenig über die Figur, um wirklich mit ihr mitfühlen zu können. Das möchte der Film zwar mit der Hilfe einiger Rückblenden erreichen, doch diese fallen inhaltlich viel zu belanglos aus, um diese Aufgabe erfolgreich stemmen zu können. Und es hilft auch nicht gerade, dass der Darsteller des jungen Augustine völlig charmefrei daherkommt und optisch nun mal so gar nicht an Clooney erinnert.


 
Der zweite Einfall, um den trostlosen Augustine etwas lebendiger wirken zu lassen, ist das überraschende Auftauchen einer weiteren Figur in der Forschungsstation. Aber die ist in Sachen Charakter genauso unterkühlt angelegt wie Augustine und so ist es mit der Chemie zwischen den Beiden eine eher zähe Angelegenheit. Abgesehen davon, dass erfahrene Filmfreunde früh ahnen, was genau hinter diesem Ploteinfall steckt. Dass die Charakterentwicklung hier eher auf der Stelle tritt scheinen auch die Macher begriffen zu haben, und so wird das Ganze hier und da einmal mit einer kleinen Action-Sequenz aufgelockert. Die sind zwar ordentlich inszeniert, können aber die eher schleppend voranschreitende Beziehung zwischen Clooney und seiner Begleitung nur bedingt übertünchen.   

Etwas lebhafter geht es wiederum auf dem Raumschiff zu, wobei auch hier die Emotionen eher auf Sparflamme gehalten werden. Die Crew wirkt emotional erschöpft und so richtig mit Leben kann auch eine Felicity Jones ihre Figur nicht wirklich füllen. Immerhin bekommen wir hier aber auch einmal etwas lockerere Charakterinteraktionen serviert (die indes sehr deutliche Erinnerungen an "Der Marsianer" wecken) und ein paar nette thematische Ideen. Wenn die Besatzung in alten Hologramm-Erinnerungen schwelgt, und dort zum Beispiel ein virtuelles Frühstück mit der eigenen Familie genießt, dann ist dies durchaus bewegend. Nur leider kostet der Film diese Momente viel zu wenig aus, weil er entweder wieder schnell zur nächsten Figur oder auf die Erde zurückspringt. Oder es wird mal eben eine bildgewaltige Action-Sequenz eingestreut, weil man das Publikum wohl nicht so ganz ohne Adrenalin-Rausch entlassen möchte. Hübsch anzusehen ist das aber natürlich trotzdem.

So wirkt "The Midnight Sky" inhaltlich manchmal etwas planlos. Es scheint so, als ob der Film nicht wirklich weiß wie er welche Geschichte denn jetzt am liebsten erzählen möchte. Und gerade weil die beiden Hauptstränge lange Zeit nicht miteinander verbunden werden und alle Figuren eher unterkühlt daherkommen, entwickelt sich auch nie wirklich ein richtiger inhaltlicher oder emotionaler Flow. Oft wechselt der Film genau dann die Handlungsebene, wenn man gerade das Gefühl hat eine Figur etwas besser kennenzulernen.

Keine Frage, es passiert immer noch genug in "The Midnight Sky", um als Zuschauer am Ball bleiben zu wollen, und all das ist auch noch mit einem wundervollen Soundtrack von Alexandre Desplat untermalt. Dazu tauchen auch immer wieder interessante Motive auf, wie die Bedeutsamkeit von Berührung und Nähe für uns Menschen, die durchaus zum Nachdenken anregen. Nur bleibt eben leider viel davon loses Stückwerk und am Ende fügen sich diese Puzzleteile einfach nicht zu einem großen befriedigenden Ganzen. Was durch den sehr konstruiert wirkenden Schluss auch noch einmal unterstrichen wird. So ist "The Midnight Sky" am Ende zwar schon irgendwie kurzweilig, aber eben nur sehr bedingt ein Vergnügen.

Bilder: Copyright

7
7/10

Der Film war OK und ein bisschen spannend war er auch!
Es gibt bessere Scfi-Filme (z.B Arrival)- aber trotzdem ein netter Zeitvertreib.
Fazit: Kann man gucken!

Permalink

5
5/10

Der Rezension von filmszene kann ich in weiten Teilen zustimmen, die Stimmung in Midnight Sky ist gedrückt, unterkühlt wäre zugleich ein Wortwitz, denn die Szenen mit Clooney spielen zu großen Teilen im Eis.
Dessen Reise zur anderen Station bietet eine gewisse Spannung, genau wie der Kampf auf dem Raumschiff mit den Unbilden einer Weltraumreise.
Leider werden die teilweise schönen Bilder immer wieder von unnötigen Logikfehlern gestört. So versucht die Besatzung des Raumschiffs nicht mal, ihr verletztes Crew-Mitglied medizinisch zu versorgen. Das soll wohl der dramatischen und fatalistischen Stimmung dienen. Mich hat es genauso gestört, wie der Funkverkehr ohne Wartezeiten oder die für eine Rettungskapsel gigantisch große Landefähre, die aus einem Swingby-Manöver heraus problemlos auf der Erde landen können soll.
Das sind Nörgeleien eines Nerds, klar, aber gerade Clooney sollte doch aus Gravity ein bisschen was gelernt haben.

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4
4/10

Optisch hui, inhaltlich pfui. Eine schön glänzende Mogelpackung ist der Film. Die Weltraumszenen sind wirklich beeindruckend in Szene gesetzt, das war es dann aber auch schon. Der Rest kommt recht schnarchig daher, Ärgerliche Logiklöcher im Drehbuch tun ihr Übriges: Hätte man den 2. Kometenschauer nicht vorhersehen können? Warum schickt man kurz vorher die Leute raus zur Reparatur der Schäden, die der 1. Kometenregen angerichtet hat?

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5
5/10

Eines vorneweg: "und all das ist auch noch mit einem wundervollen Soundtrack von Alexandre Desplat untermalt" - ich fand die musikalische Untermalung überwiegend nervig und deplatziert.

Ansonsten kann ich der Rezension zustimmen. Die beiden Handlungsstränge wirken zu wenig miteinander verbunden. Und sie nehmen sich gegenseitig die Spannung. Als ich grad von der Handlung rund um Clooney und dem Mädchen gefesselt war, fokussiert sich der Film sehr/zu lange auf die Weltraumcrew.

Und der Twist mit dem Mädchen lässt sich zumindest erahnen.

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