Sharper

Land
Jahr
2023
Laufzeit
116 min
Release Date
Streaming
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 17. Februar 2023

Für die erste Viertelstunde von "Sharper" wähnt man sich in einer süßen Film-Romanze: Der schüchterne Buchhändler Tom (Justice Smith) lernt die Literatur-Studentin Sandra (Briana Middleton) kennen, es ist alles wunderschön süß zwischen den beiden und man könnte glatt denken, man schaut einer harmlos-niedlichen Liebesgeschichte zu. Wäre da nicht die Einblendung ganz zu Anfang, die den Titel des Films erklärt - nämlich nicht kleingeschrieben "sharper", also "schärfer", sondern großgeschrieben "Sharper" - Slang für eine Person, die extrem clever agiert. Und spätestens, wenn der verhängnisvolle Satz "Ich kann dir das Geld beschaffen..." fällt, beginnt man zu ahnen, was hier eigentlich vor sich geht. 

Kurz darauf wechselt "Sharper" seine Perspektive, und statt Toms Sicht zu folgen, sehen wir nun Sandras Vorgeschichte. Und mehr als das sollte man über den Inhalt von "Sharper" wirklich nicht verraten. Nur so viel: Die Perspektive verschiebt sich noch zweimal, einmal zu Max ("Marvel"-Veteran Sebastian Stan), den man in der Sandra-Episode kennenlernt, und dann schließlich zu Madeline (die unvergleichliche Julianne Moore), die wiederum in Max' Teil dieser Geschichte die zentrale andere Rolle spielt. 

Was diese letzten drei Protagonisten von "Sharper" jeweils miteinander verbindet, darf man schon eigentlich nicht mehr verraten, ohne den Spaß an der ganzen Sache zu verderben. Denn der Spaß an "Sharper" ist es eben, nach und nach zu erfassen, wie sich die verschiedenen Teil-Geschichten zu einem zusammengehörigen Puzzle zusammenfügen, was hier eigentlich wann passiert ist, und wer sich hier alles die titelgebende Bezeichnung "Sharper" verdient. 

Wenn das Puzzle dann zusammengefügt ist, ist es dann allerdings auch wie bei einem echten Puzzle: Sobald das letzte Stück eingesetzt ist und das Bild vollständig, verliert die ganze Sache schlagartig ihren Reiz. Es hat schon Filme gegeben, die ihre Zuschauer erfolgreich an der Nase herumgeführt haben bis zu einer großen Schlusswendung, mit der sich alles wieder neu zusammensetzte und man alles unbedingt nochmal von vorne sehen wollte. So clever ist "Sharper" dann leider doch nicht. Seine narrative Struktur mit den Perspektivwechseln sorgt zwar dafür, dass der Film beim zuschauen durchweg kurzweilig, sehr wendungsreich und interessant bleibt. Diese Struktur trainiert einem als Zuschauer aber auch an, worauf man hier eigentlich achten muss. Und wenn "Sharper" dann mit dem abschließenden Kapitel um Madeline auf seinen Showdown zusteuert, dann weiß man bereits ziemlich genau, was einen erwartet und hat nur wenig Schwierigkeiten, die letzten Wendungen des Films im Voraus zu durchschauen.

Man hätte sich bei einem Film wie diesem ein besseres Schluss-Crescendo gewünscht. Doch auch wenn der bleibende Eindruck fehlt, ändert das nichts daran, dass "Sharper" für seine Laufzeit ein sehr unterhaltsam aufbereitetes und mit tollen Darstellern umgesetztes Stück "Kino" ist. "Kino" in Anführungszeichen, denn die Zeiten, wo schlau umgesetzte B-Filme wie dieser das ständige Salz in der Suppe des Kinoprogramms waren, sind ja leider vorbei. Heutzutage werden mit so etwas nun die Content-Spalten der Streaming-Anbieter gefüllt. Aber wenigstens findet man dort noch willkommene Genre-Abwechslung wie diese. Abgesehen davon, dass es einfach immer schön ist, Julianne Moore wiederzusehen. Vor allem, wenn sie mit ihrem grandiosen Talent eine Rolle wie hier abfeiern kann. 

Bilder: Copyright

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