Um aus der Masse von Superheldenfilmen herauszustechen braucht man heute schon ein zumindest halbwegs ordentliches Alleinstellungsmerkmal. Genau das ist im Fall des sehr generisch wirkenden „Samaritan“ aber weit und breit nicht zu erblicken. Mit einem nur wenig überzeugenden Setting, leidlich interessanten Figuren und einer eher spannungsarmen Story dümpelt dieser Mix aus Buddy-Movie und Superheldenfilm über weite Strecken zielsicher in Richtung cineastischer Belanglosigkeit.
So richtig glücklich mit dem Kurs, den ihre Stadt nimmt, dürften die Bewohner von Granite City wohl auch nicht sein. Früher hatte der legendäre Superheld Samaritan hier noch für Ordnung gesorgt, doch seit er bei dem Kampf mit seinem Erzfeind Nemesis getötet wurde geht die Metropole wieder dunklen Zeiten entgegen. Der dreizehnjährige Sam (Javon Walton) vermutet allerdings, dass der Samaritan sehr wohl noch lebt und in Gestalt des grantigen Joe (Sylvester Stallone, "John Rambo", "Creed - Rockys Legacy") direkt im Haus gegenüber wohnt. Das wäre natürlich eine spektakuläre Neuigkeit genau zur richtigen Zeit. Denn mit dem niederträchtigen Cyrus (Pilou Asbæk, „Ghost in the Shell“, „Ben Hur“) steht gerade ein Bösewicht in den Startlöchern, der sich anschickt in Nemesis Fußstapfen zu treten.
Es reicht eigentlich schon ein Blick auf Granit City, um zu begreifen warum „Samaritan“ nie so richtig vom Fleck kommen will. Hier möchte man das Bild einer Stadt im Niedergang zeichnen, in der die Stimmung einem Pulverfass kurz vor der Explosion gleicht. Doch das passende Flair dazu will sich leider nie einstellen, auch weil es so wirkt als habe man mal eben in einem Hinterhof in der Bronx gefilmt. Weder der Look und Feel noch die vereinzelten TV-Berichte verpassen dieser Stadt einen irgendwie interessanten Charakter, und so wirkt das alles ein bisschen wie Gotham City für Arme.
Und das steht dann auch exemplarisch für einen Film, der mehr routiniert als inspiriert seine oft vorhersehbaren Plot Points abarbeitet und in keinem Bereich so wirklich richtig Emotionen generieren kann. Das beginnt mit den Hauptfiguren, bei denen Stallone mal wieder die Rolle des etwas widerwillig eingreifenden Mentors einnimmt. Eine Figur, die Stallone im Schlaf kann und auf dieser Tatsache ruht sich der gute Sly dann hier doch gefühlt ein wenig zu sehr aus.
Dabei ist die Idee eines pensionierten Superhelden zwar nicht neu, aber eigentlich doch durchaus noch frisch genug für ein paar interessante Blickwinkel. Aber vielleicht hat Stallone auch einfach erkannt, dass das Drehbuch ja sowieso gar kein großes Interesse an Joes Innenleben hat und mehr darauf bedacht ist unseren Helden möglichst cool wirken zu lassen.
Das gelingt Stallone natürlich, ist aber zu wenig um gerade im Zusammenspiel mit dem jungen Sam für richtige Funken zu sorgen. Stattdessen verteilt Joe eher gelangweilt banale Lebensweisheiten während Sam sich regelmäßig in Gefahr bringt, damit der Selbstfindungsprozess unseres Helden auf die nächste Stufe gehoben werden kann. Ein paar tiefsinnigere Dialoge oder zumindest ein wenig Humor hätten den gemeinsamen Szenen der zwei gut getan, sind leider aber sehr rar gesät.
So ist das alles irgendwie zwar nett, aber eben auf die langweilige Art. Da freut man sich ja schon fast darüber, dass der zentrale Bösewicht des Films direkt aus einem B-Movie der 80er Jahre eingeflogen scheint. Doch nach der dritten Szene ist dessen lahme Joker-Interpretation dann doch auch eher ärgerlicher als unterhaltsam. Lediglich eine Entscheidung der Macher verspricht wirklich Spannung. Doch leider wird diese Wendung bereits schon früh so deutlich angeteasert, dass sie nicht mehr wirklich zur Überraschung taugt. Noch wichtiger, die ganzen damit verbundenen spannenden Fragen und Konflikte werden im überhasteten Finale einfach mal komplett ignoriert.
So wirkt „Samaritan“ am Ende wie ein Film aus vielen bekannten Versatzstücken, die man so sehr oft einfach schon sehr viel besser gesehen hat. Richtig üble Fehltritte leistet der Film sich zwar nicht, schafft es aber eben auch nicht irgendwelche Argumente zu generieren, warum man sich diesen Streifen denn nun anschauen sollte. Und so gibt es auch keinen Grund, warum unser Samaritan jetzt nicht lieber wieder für den Rest des Lebens einfach seine Pension genießen sollte.
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