
Schon für James Bond wird es von Jahr zu Jahr schwieriger,
politisch korrekte Gegenspieler zu finden. Was soll da
erst Rambo
sagen? Ostblock und Vietnam sind passé und Rambo wie
Kollege
Rocky eigentlich schon längst im wohlverdienten Ruhestand.
Nun hat Sylvester Stallone im letzten Jahr recht
erfolgreich seine
Boxerlegende
wiederbelebt und mit einer
Mischung aus Pathos und Selbstironie dem Mythos Rocky
einen versöhnlichen
Abgang
verschafft. Mit seinem zweiten großen Alter Ego John Rambo
gelingt ihm das leider nicht - auch wenn fleißige Menschen
in diesem vierten Teil der Saga 2,59 Leichen pro
Filmminute zählen
und ihn damit zum blutrünstigen aller Rambo-Filme gekürt
haben. Damit bleibt der Vietnam-Veteran zumindest seinem
Motto treu:
Erst schießen, dann reden.
Aber der Reihe nach. Der gealterte Rambo 2008 wird zum klassischen Helden wider Willen. Eigentlich lebt er ruhig und zurückgezogen in Thailand, fängt vor idyllischer Kulisse Schlangen und verdient sich seinen Unterhalt mit Bootsfahrten. Doch seine Ruhe wird gestört von einer Gruppe Missionare, die ins benachbarte Burma gebracht werden wollen, um den unter der Militärregierung leidenden Menschen humanitäre Hilfe angedeihen zu lassen. Das ist nicht so die Sache eines John Rambo, aber letztendlich lässt er sich von den Gutmenschen und der hübschen Sarah Miller (Julie Benz) breitschlagen und begleitet die Gruppe in den burmesischen Dschungel. Es kommt, wie es kommen muss: Die Missionare werden von den Militärs entführt, die Dorfbevölkerung brutal niedergemetzelt und Rambo muss noch ein letztes Mal zur Waffe greifen. Gemeinsam mit einer Truppe Söldner fährt er noch einmal den Fluss hinauf nach Burma, um die Missionare zu befreien.
Wie
immer bleibt Sylvester Stallone dankenswerter Weise recht
wortkarg,
das seine alten Abenteuer zitierende Auftauchen aus
Dschungeluntergehölz
und anschließende emotionslose Töten hat der Rache-Rentner
allerdings nicht verlernt. Wie schon in den ikonischen
Vorgängern
aus den 80ern hat auch der letzte Rambo-Film keine
Skrupel, völlig
eindimensionale Haltungen einzunehmen. Die Schergen des
Militärregimes
werden konsequent als barbarische Bestien dargestellt, die
mit dem
Tod aus der Waffe des Gerechten noch gut bedient sind. Für
Zweifel oder Irritationen bleibt da kein Platz, aber das
mag von
einem Actionfilm auch zu viel verlangt sein. Allerdings
wäre
eine stringentere Handlung und eine bessere Darstellung
der Motive
durchaus möglich und notwendig gewesen. Es bleibt
jedenfalls
offen, warum Rambo sich auf dieses letzte Gefecht
einlässt,
der Kampf mit den Geistern der Vergangenheit dient
höchstens
als oberflächliche Erklärung.
So
verliert die Comic-hafte Ikone Rambo ihren Nimbus, die
Selbstzitate
wirken anders als noch bei "Rocky Balboa" hohl und
keineswegs
erfrischend ironisch. Über schauspielerische Qualitäten
braucht man ohnehin kein weiteres Wort zu verlieren,
lediglich der
Oberbösewicht Majpr Tint (Maung Maung Khin) unterstreicht
seine
Bösartigkeit durch ein entsprechendes Minenspiel. Und
selbst
das Pathetische, für das Stallone als Regisseur ja
durchaus
ein Händchen hat, ergibt in der Schlussszene des Films
allerhöchstens
ein all zu erwartbares Finale.
Alle soziale Kritik und Auseinandersetzung mit dem Leben
und den
Traumata der Vietnamveteranen, was zumindest im ersten
Rambo-Film
noch der sehr ernsthafte Hintergrund der Geschichte war,
ist ebenso
wie in Teil Zwei und Drei auch in "John Rambo" komplett
verschwunden. Und so bleibt nur zu hoffen, dass Stallone
keine weiteren
Geldsorgen plagen und er das Publikum mit einer weiteren
Demontierung
seiner eigenen Legenden verschont.
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