Die „King´s Man“-Filme von Matthew Vaughn machten nicht nur frustrierten James Bond-Fans in den letzten Jahren viel Freude, auch der Rest des Publikums konnte sich zum überwiegenden Teil sehr für die erfrischend unkonventionelle und trotz aller enthaltenen Brutalität auch bemerkenswert leicht daherkommende Agentenstory rund um die britische Geheimorganisation begeistern. Nun also keine weitere Fortsetzung, sondern ein Prequel mit Blick auf die Entstehungszeit. Das klingt zunächst nicht uninteressant, erreicht aber leider bei weitem nicht mehr die Klasse der Vorgängerfilme.
Was zu einem guten Teil daran liegt, dass Regisseur und Drehbuchautor Vaughn seine Geschichte diesmal extrem kompliziert aufbaut und es sehr lange braucht, bevor überhaupt klar wird worum es denn in erster Linie gehen soll. Zahlreiche Figuren und Nebenstränge sorgen für eine Zerfaserung des überlangen Films und das führt leider zu mehreren Sequenzen, die schlicht etwas langatmig geraten sind. Das Konstrukt rund um die Aufdeckung der wahren Gründe für den Ausbruch des ersten Weltkriegs, das sich hier mit der mehrere Jahre umspannenden Chronik der Herzogsfamilie Oxford kreuzt, führt am Ende zwar zur erwarteten Gründung der legendären King´s Men, der Weg dorthin ist aber eher mühselig und nur vereinzelt blitzen dabei die schrägen Ideen und guten Gags auf, welche die beiden Vorgänger (und insbesondere den Erstling) so unglaublich unterhaltsam machten.
Das darf man am wenigsten den vielen prominenten Darstellern anlasten, bekommen die doch meist nur wenig Zeit und Gelegenheit zu glänzen, Namen wie Alexandra Maria Lara, Daniel Brühl oder Gemma Arterton wirken eher verschenkt. Die Ausnahme stellt Rhys Ifans („Notting Hill“) dar, der als irrer Derwisch Rasputin ein bei diesem Part absolut angebrachtes Overacting betreibt und damit jede Szene stiehlt in der er auftritt. Zu oft breitet sich jedoch eine ungewohnte Schwere und Ernsthaftigkeit aus, die weder mit den dann wieder völlig überdrehten Szenen harmoniert, noch zum bisherigen Grundton der Reihe passt. Auch der dramatische Twist zur Mitte der Handlung lässt einen eher verwundert als berührt zurück.
All diese Kritikpunkte sollen nun aber nicht bedeuten, dass es sich bei „The Beginning“ um einen völlig misslungenen und schwachen Film handelt, sie springen einem halt vor allem im direkten Vergleich mit den beiden Vorgängern ins Gesicht. Deren Niveau und eben auch deren Ton und Machart werden diesmal nicht erreicht und es stellt sich die Frage, ob das denn so gewollt war oder sich eher unbeabsichtigt ergeben hat. Unabhängig davon ist dieser Film für die Fans der „King´s Man“ aber sicher mehrheitlich eine Enttäuschung.
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