The Ides of March - Tage des Verrats

Originaltitel
The Ides of March
Land
Jahr
2011
Laufzeit
100 min
Genre
Release Date
Bewertung
9
9/10
von René Loch / 21. Dezember 2011

Als Barack Obama die politische Bühne betrat, „hope“ versprühte und „change“ versprach, war es auch um den Liberalen George Clooney geschehen. Offen bekannte er seine Sympathie für den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten und die bereits weit fortgeschrittenen Pläne für einen „zynischen Politthriller“ verschwanden wieder im Schrank. Jahre später eröffnet ein Film namens „The Ides of March“, dessen Titel sich auf den Tag der Ermordung Caesars bezieht, die Festspiele von Venedig. Ein Film über einen Präsidentschaftswahlkampf, über Moral, Intrigen, Verrat, Erpressung und das Streben nach Macht. Ein Film von und mit George Clooney. Weg ist aller Optimismus. Als Cineast, der nicht den Zustand der politischen Kultur in den USA, sondern nur das filmische Endprodukt beurteilt, ist man geneigt zu sagen: Gut so.

Stephen Meyers (Ryan Gosling) ist ein Aufsteiger wie er im Buche steht. Bereits mit jungen Jahren nimmt er an der Seite des erfahrenen Kampagnenleiters Paul Zara (Philip Seymour Hoffman) eine führende Rolle im Präsidentschaftswahlkampf des demokratischen Kandidaten Mike Morris (George Clooney) ein. Meyers schreibt pointierte, mitreißende Reden, wird von gegnerischen Wahlkampfmanagern (Paul Giamatti) und jungen Praktikantinnen (Evan Rachel Wood) umworben, hält Journalisten (Marisa Tomei) bei Laune, und das alles, weil er tatsächlich an ein besseres Amerika und die Integrität von Morris glaubt. Doch ein einziges, kurzes, verhängnisvolles Treffen mit einer Person aus dem anderen Lager bringt einen Stein ins Rollen, der nicht mehr zu stoppen ist und nicht nur Meyers' eigene Karriere plattzuwalzen droht.

„The Ides of March“ ist ein Film voller Überraschungen. Fast schon genüsslich, stilvoll inszeniert und mit einem exzellenten Gespür für das richtige Timing kostet Clooney seine zahlreichen Wendungen aus. Dabei setzt er stets auf kleine Gesten und die Mimik seiner Protagonisten, die einen neuen Plottwist oder eine entscheidende Zäsur erahnen lassen. Überhaupt ist Clooneys vierte Regiearbeit angenehm dezent ausgefallen. Keine hektischen Schnitte oder wilden orchestralen Entgleisungen, von Verfolgungsjagden, quietschenden Reifen und tödlichen Schießereien ganz zu schweigen. „The Ides of March“ ist gänzlich frei von Elementen des actionlastigen Politthrillers, zieht seine Spannung stattdessen aus geschliffenen, intelligenten Dialogen und dem exzellenten, undurchschaubaren Spiel seiner Stars.

Allein die Tatsache, dass mit Philip Seymour Hoffman und Paul Giamatti, beide Jahrgang 1967, zwei der ganz Großen endlich aufeinander treffen, erhebt „The Ides of March“ schon fast zum Pflichttermin. George Clooney, Evan Rachel Wood, Marisa Tomei und Jeffrey Wright ergänzen einen Cast, den man so nicht alle Tage sieht. Und der in Anbetracht eines Gesamtbudgets von etwa 13 Millionen Dollar auch sicher nicht an diesem Projekt mitgewirkt hat, um groß abzukassieren.

Doch die Schau stiehlt allen letztlich doch ein anderer: Ryan Gosling, der nicht nur einen Shootingstar spielt, sondern selbst einer ist. Vor vier Jahren schon mit "Half Nelson" und "Lars und die Frauen" äußerst angenehm aufgefallen, hat ihm das laufende Jahr den Durchbruch beschert. Selbst Leonardo DiCaprio, der für die Rolle des Stephen Meyers wohl auch mal in der Verlosung war, kann man sich im Nachhinein nicht so gut vorstellen. Gosling strahlt Charme, Witz und Intelligenz aus, also genau das, was es braucht, um diese Rolle glaubwürdig zu verkörpern. Wo DiCaprio manchmal zum Overacting neigt, schaltet Gosling einfach mal ganz cool von lässig auf panisch und wieder zurück. Sein Charakter reitet sich im Laufe des Films auf gut Deutsch immer weiter in die Scheiße rein – dank Goslings exzellentem Spiel bereitet es einige Freude, ihm dabei zuzusehen. So hat der Kanadier nun einigen der besten Filme des Jahres seinen Stempel aufgedrückt (siehe auch "Blue Valentine"). Und Anfang des kommenden Jahres setzt er dem Ganzen noch die Krone auf.

Was George Clooney im Laufe von „The Ides of March“ sehr schön herausstellt, sind die verschiedenen Interessen, die hier aufeinander prallen und Konflikte fast unausweichlich erscheinen lassen. Bilden Meyers und Zara anfänglich noch ein Team, das Aufbruchstimmung wie jenes der Wahlkämpfer in "Milk" versprüht, zeigen sich nach dem ersten Fehler, der jedoch ein entscheidender ist, schon Risse. Dann zählen Freundschaften und Sympathien keinen Cent mehr, große Karrieren drohen von einem Moment auf den anderen zu scheitern und wo eben noch Loyalität und Idealismus herrschten, reagieren nun Zwietracht und Rachsucht.

Wie Clooney seine Charaktere gegeneinander ausspielt und insbesondere den Weg von Meyers zeichnet, der an der Gabelung zwischen Macht und Moral falsch abbiegt (denn natürlich tut er das, siehe Filmtitel), hat ganz große Klasse und zeigt eindrucksvoll auf, warum Politik nun einmal so funktioniert, wie sie funktioniert. Oder eben nicht. Meyers Handeln gipfelt schließlich in einem weiteren Treffen mit dem politischen Gegner, das so viel anders verläuft, als Meyers und die Zuschauer sich das gedacht haben, und einem Erpressungsversuch, in dem Sein und Schein, Egoismus und Altruismus, Erpressung und Unterstützung eine fast schon absurde Allianz miteinander eingehen.

Und natürlich könnte dieser Film zu keinem besseren Zeitpunkt in die Kinos kommen. Zum einen, weil die republikanischen Vorwahlen weniger als zwei Wochen nach dem deutschen Kinostart in Iowa beginnen und der bisherige Wahlkampf mit gegenseitiger Denunziation und Sabotage genau den Ton von „The Ides of March“ traf. Und zum anderen, weil Weihnachten aus cineastischer Perspektive somit gerettet ist und das Kinojahr für den einen oder anderen Enttäuschten vielleicht doch noch einen versöhnlichen Abschluss findet.

Bilder: Copyright

8
8/10

Spannend von der ersten bis zur letzten Sekunde! Wer unvoreingenommen in die Vorstellung gehen will, liest den zweiten Teil der Rezension am besten erst nach dem Filmgenuss.

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6
6/10

der film ist in ordnung. ich hätte mir einen idealistischeren ausgang gewünscht :) kritikpunkte sind für mich:

- das schicksal von molly ist zu sehr hollywood
- keiner der charaktere ist wirklich sympathisch, so dass mir deren schicksal leider zu egal war

deshalb 6 punkte.

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8
8/10

Vorsicht SPOILER
*************
Was sollte dieser Quatsch mit der Portokasse? Komische, unpassende Szene...
************* SPOILER Ende

Ansonsten guter Film!

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7
7/10

Die einzelnen Schauspielerleistungen - ganz besonders Ryan Gosling aber auch philip seymour hoffman - waren richtig gut. Die Geschichte insgesamt empfand ich aber als nur halb entwickelt dargestellt. Der dramatischste Wendepunkt des Films wirkte auf mich ziemlich unglaubwürdig. Insgesamt "sehenswert".

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8
8/10

Spannender, äußerst kurzweiliger Film mit interessanten Wendungen. Nur der angebliche Beleg für die Erpressung war mir etwas zu windig. Nach "Drive" ist mir Ryan Gosling innerhalb kürzester Zeit genauso schnell ans Herz gewachsen wie Brad Pitt zu seiner Zeit.

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