Horton, der gutmütige Elefant im Dschungel von Nümpels, glaubt seinen gewaltigen Ohren nicht zu trauen: Da hat ihm doch eben jemand von einem Staubkorn auf einer Blume aus was zugerufen? Und tatsächlich gelingt es ihm, mit den winzig kleinen Bewohnern von Huheim Kontakt aufzunehmen, jedenfalls zunächst mal mit deren engagiertem Bürgermeister. Da die huheimsche Welt aus ihrer Verankerung gerissen wurde und sich nun im Dschungel mannigfaltigen Gefahren ausgesetzt sieht, beschließt Horton sie an einen sicheren Platz auf dem höchsten Berg zu bringen. Doch leider haben die übrigen Tiere nicht ganz so feine Lauscher und so erntet der Dickhäuter mit seinen Erzählungen über die Minimenschen nur allgemeines Kopfschütteln. Schlimmer noch, sieht doch das machtbewusste Känguru gleich die gesamten Werte und Ordnung des Dschungels bedroht und bläst zur Jagd auf Horton und seine angeblich imaginären Hus. Und so stehen die Chancen nicht gut, denn auch der Bürgermeister hat so seine Schwierigkeiten, die örtlichen Honoratioren von der Dringlichkeit der Situation zu überzeugen.
Niiieeedlich!! So, das musste mal raus und damit ist auch gleich der erste und stärkste Eindruck geschildert, den "Horton hört ein Hu" beim Betrachter hinterlässt. Nein, also wirklich, allein diese Idee mit den kleinen Männchen auf dem Staubkorn und dann dieser tolpatschige, lustige Elefant dazu. Im Ernst, das ist tatsächlich alles ganz furchtbar putzig und auch gar nicht negativ gemeint. Zudem gelingt es dem aktuellen Beitrag des Fox-Studios zum anscheinend immer noch ungebrochenen Boom im Animationsgenre auch noch anderweitig zu punkten, nämlich im Bezug auf eine wirklich mal originelle und interessante Story. Die erscheint dabei zwar nicht immer einhundertprozentig kindgerecht, aber in Zeiten, in denen gerade in dieser Hinsicht nun wahrlich längst nicht mehr alles Gold ist was da computeranimiert glänzt, ist das ein nicht zu unterschätzendes Plus.
Die Geschichte von den Helden auf zwei unterschiedlichen Seiten, die sich hier nie sehen und nie persönlich begegnen, geht dabei wieder einmal auf ein Buch von Dr. Seuss zurück, also jenes Mannes, dessen Helden wie der Grinch oder die Katze mit Hut in den USA ja praktisch mit der Muttermilch verabreicht werden und dementsprechend bekannt sind. Bei uns ist das bekanntlich nicht so, was aber den auch nicht zu verachtenden Effekt hat, das sich für die Zuschauer hierzulande eine ganz frische und neue Handlung entwickelt, deren Verlauf zwar schon recht vorhersehbar bleibt, die dafür aber mit zahlreichen netten Details und Ideen aufwarten kann.
Sei das die bunte Welt der bisher sorglos vor sich lebenden Huheimer samt beeindruckender Ahnengalerie des Bürgermeisters auf der Einen oder der vor sich hin dilettierende Elefant und der herrlich fiese Geier Vlad als Gegenspieler auf der anderen Seite. Auch bei den deutschen Synchronstimmen gibt es Erfreuliches zu vermelden. Das Namedropping zahlreicher Promis (diesmal u.a. Anke Engelke als fieses Känguru) ist man ja in diesem Genre gewohnt, aber hier hat man zumindest der Hauptfigur mal eine wirklich eigenständige und sehr markante Stimme verliehen, und zwar die des sowieso meist ziemlich göttlichen Christoph Maria Herbst.
Ebenfalls typisch sind auch die Versuche, diese Art Film für die älteren Zuschauer dadurch interessant zu machen, dass man wiederholt ein paar bekannte Zitate aus anderen Bereichen der Popkultur einstreut, vorwiegend natürlich aus anderen Filmen. Auch "Horton" bedient sich dieses bewährten Stilmittels, erweist sich dabei jedoch als nicht besonders einfallsreich oder, im schlimmsten Falle, sogar als kleines Ärgernis. Denn die Beliebigkeit dieser Zitate ist offensichtlich und der reine Wiedererkennungswert offenbar Grund genug sie überhaupt zu bringen. Wenn aber der Titelheld inmitten einer wilden Verfolgungsjagd plötzlich ausruft "Ich liebe den Geruch von Bananen am Morgen" darf sich jeder, der diese Anspielung zuzuordnen weiß, zu Recht und leicht pikiert fragen, ob das denn in diesem Zusammenhang wohl so passend ist.
Desweiteren ist festzustellen, dass sich die Dichte der Gags erst zum Ende hin erhöht. Angesichts vieler "Blender", die ihr Pulver dahingehend sonst auch gerne bereits zum Auftakt verschießen, muss man auch das nicht völlig negativ sehen, aber es bleibt zu konstatieren, dass der Film die meiste Zeit über eben nicht soo besonders lustig ist. Hinsichtlich der Animation war die entsprechende Abteilung der 20th Century Fox schon bei den "Ice Age"-Filmen nicht ganz auf Dreamworks oder gar Pixar-Niveau, weshalb man sich bei diesen Filmen fast ganz auf überbordendes Tempo und Witz verließ. Auch "Horton" bietet da handwerklich nicht mehr als soliden, ordentlichen Durchschnitt.
Das Fazit fällt deshalb auch etwas gemischt aus: Zwar gehört "Horton hört ein Hu" sicher zu den besseren Animationsfilmen der letzten Zeit und überzeugt mit seiner starken Geschichte sowie der knuddeligen Inszenierung. Im Bezug auf den Witz und das technische Niveau wird jedoch nur guter Durchschnitt geboten und die Spitzenvertreter des Genres grüßen dann doch von deutlich weiter oben.
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