
Die Gene des Bösen
Befürchtet hatten wir es ja alle: Aus Genforschung und dem Klonen menschlicher Lebewesen kann nichts Gutes entstehen. Aber dass dabei gleich das männliche Äquivalent der Horror-Göre Regan aus "Der Exorzist" herauskommen würde, konnte ja nun wirklich keiner ahnen. Dabei war am Anfang alles noch so schön: Der gut aussehende Biologie-Lehrer Paul Duncan (Greg Kinnear) lebt mit seiner überaus attraktiven Frau, der Fotografin Jessie (Rebecca Romijn-Stamos), und dem gemeinsamen netten kleinen Sohn Adam (Cameron Bright) in einem wunderschönen Apartment in der hippen Großstadt. Doch das Glück der heilen Familie währt nicht lange: Einen Tag nach seinem achten Geburtstag kommt der Junge bei einem Autounfall ums Leben. Die Eltern sind untröstlich. Zeit für Robert De Niro als mysteriöser Dr. Richard Wells auf den Plan zu treten, ein Genforscher mit ebenso teuflischem wie eiligem Plan: Um den kleinen Jungen in angeblich komplett identischer Form neu zu schaffen, braucht er innerhalb von 72 Stunden Zellen aus dem Leichnam. Entsetzt wehren sich die Eltern zunächst gegen den Vorschlag. Doch der Kummer über den Verlust des
Jungen und die Vorstellung, genau ihr Kind wiederzubekommen, setzen sich durch, und die Geschichte von eitel Sonnenschein beginnt mit Adam II scheinbar von vorn. Erst nach dem achten Geburtstag des Jungen, der bisher ungelebten Zeit sozusagen, beginnen merkwürdige Dinge zu geschehen. Adam bekommt Albträume. Er sieht Dinge aus "seiner" Vergangenheit, die er nicht sehen sollte. Etwas Dunkles und Böses hat von ihm Besitz ergriffen...
Bis die Gene des Bösen allerdings mal ausschlagen, vergehen lange, lange, sehr lange Filmminuten. Und auch dann stellt sich der Horror-Effekt nur ein, wenn das entsprechende Lichtspielhaus über Dolby Surround verfügt. Man erschrickt demnach mehr ob der Lautstärke als aus Spannungsgründen. Insgesamt liefert "Godsend" eine sehr vorhersehbare und phantasielos gestaltete Mischung in Anlehnung an Filme wie "The Sixth Sense" und "Der Exorzist".
Schuld an der ganzen Misere sind mit Sicherheit jedoch nicht die Schauspieler. Routinier und zweifacher Oscar-Preisträger Robert De Niro kann schon mal von vornherein nichts falsch machen. Auch als fanatischer Wissenschaftler mit dunkler Vergangenheit wirkt er überzeugend. Ebenso Greg Kinnear ("Unzertrennlich") als besorgter Vater, der dem Gen-Wizard Dr. Wells misstraut, oder Rebecca Romijn-Stamos (bekannt aus "X-Men" und zuletzt zu sehen im "Punisher"), die einfach nur um jeden Preis ihr Kind zurück möchte, werden ihren Rollen gerecht.
Das hilft indes alles nichts, wenn sich die Darsteller mit einem derart miesen Drehbuch herumschlagen müssen, das zudem auch noch das eigene Potential verfehlt: Das immer aktueller werdende Thema des menschlichen Klonens hätte durchaus Anlass zur Verwirklichung eines echten Horrorstreifens gegeben, faszinieren und ängstigen diese Möglichkeiten der Wissenschaft doch gleichermaßen. Nichtsdestotrotz - "hätte" ist hier das Schlüsselwort, denn stattdessen wandelt sich "Godsend" zu einer vermurksten "böses Kind"-Geschichte in der Tradition von "Der Exorzist" und "Das Omen", und endet so als ein sehr fader Horror-Thriller, den man auch im Juli schon getrost zu den schlechtesten Genre-Filmen des Jahres rechnen kann.
PS: Wer sich selbst wirklich das Gruseln lehren möchte, der werfe doch einen Blick auf die vermeintlich echte Website www.godsendinstitute.org.
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