Bridge of Spies - Der Unterhändler

Originaltitel
Bridge of Spies
Land
Jahr
2015
Laufzeit
141 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Frank-Michael Helmke / 17. November 2015

Steven Spielbergs neues Werk "Bridge of Spies - Der Unterhändler" ist einer dieser Filme auf Basis eines historischen Stoffes, die sich vortrefflich als Metapher und Kommentar zu unserem aktuellen Zeitgeschehen lesen lassen. Denn im Prinzip hat Spielberg hier (mal wieder) zwei Filme in einem gemacht, und bevor sich "Bridge of Spies" seinem titelgebenden Thema nähert und die Anbahnung des ersten Agentenaustauschs zwischen USA und Sowjetunion auf der Glienicker Brücke in Berlin zeigt, hat er seine zentralen Aussagen bereits abgehakt. Bridge of SpiesDie zwei Filme, die man hier zu sehen bekommt, sind eine kluge Abhandlung über Gerechtigkeit und Bürgerrechte und wie schwierig es ist, diese Wert wirklich zu leben und aufrecht zu erhalten, und ein historisch authentischer Spionage-Thriller über einen der Kernaspekte des Kalten Krieges. Das Schöne: Beide sind gleichermaßen hervorragend gemacht - was beim hochverdienten Altmeister Spielberg wohl kaum überrascht.

Tom Hanks darf in seiner nun vierten Hauptrolle in einem Spielberg-Film einmal mehr den sympathischen Jedermann geben, der durch besondere Umstände zur zentralen Figur einer besonderen Geschichte wird. In diesem Falle ist das James Donovan, in den 1950er Jahren ein auf Versicherungsfälle spezialisierter Anwalt in New York, der ins Zentrum des politischen Zeitgeschehens gerissen wird, als der Chef seiner Kanzlei ihn bittet, die Verteidigung des gefassten russischen Spions Rudolf Abel (Mark Rylance) zu übernehmen. Das Kalkül hierbei ist etwas verzwickt: Eigentlich gibt es dabei nichts zu gewinnen, denn Abels Verurteilung ist eine ausgemachte Sache - jeder im von der Kommunisten-Hatz angestachelten Land will den Mann am liebsten auf dem elektrischen Stuhl sehen, inklusive dem Richter, der die Verhandlung führt. Um den öffentlichen Anschein zu wahren, dass die USA (im Gegensatz zum ideologischen Feind) ein anständiges Rechtssystem pflegen, soll es dennoch einen formell korrekten Prozess geben, und für den braucht man nun mal einen Verteidiger. Donovans Kanzlei verspricht sich durch die Übernahme dieser undankbaren Aufgabe eine gesteigerte Wertschätzung innerhalb der Juristen-Szene. Donovan soll eigentlich nicht mehr machen als sich neben den Angeklagten setzen und das Schmierentheater mitspielen. Doch dann fängt er an, Abel tatsächlich ernsthaft zu verteidigen und damit eine unbequeme Frage aufzuwerfen: Bridge of SpiesKönnen wir uns als Gesellschaft wirklich als Verfechter der Gerechtigkeit hinstellen, wenn wir im Umgang mit unseren ideologischen Gegnern mehr als bereit sind, die Grundsätze dieser Gerechtigkeit über den Haufen zu werfen?

Was hier im ersten Teil von "Bridge of Spies" verhandelt wird, sind gerade im Hier und Heute wichtige Fragen, denn die Unterschiede zwischen der Hetze gegen Kommunisten in den 1950er Jahren und der Hetze gegen Muslime im Jahr 2015 sind im Kern allenfalls marginal. Und damals und heute ist es für Menschen wie James Donovan sehr schwer, inmitten des aufgepeitschten "Wir gegen die"-Gepolters und dem schnell dahin schwadronierten Gerede von der Verteidigung unserer "Werte" genau nachzuhaken, was für Werte damit eigentlich gemeint sind und ob man diese nicht am besten dadurch verteidigt, dass man sie zur Anwendung bringt - auch und vor allem im Umgang mit den Feinden. In solch einer Atmosphäre werden die wahren Verteidiger der Werte von Gerechtigkeit und Freiheit dann sehr schnell selbst angefeindet und zur Zielscheibe der vermeintlich Aufrechten, die nach Gerechtigkeit schreien und eigentlich nur Blut fordern. Wer hier keine Parallelen erkennt zu dem, was derzeit in der Welt und auch bei uns abgeht, muss schon in einer sehr flauschigen Seifenblase leben.

Dass diese Reflexion über den Wert und Erhalt von grundsätzlichen Mensch- und Bürgerrechten nicht zu anstrengendem Theoriegefasel verkommt, das verhindern die gebündelten Talente von Spielberg und seinen Autoren, namentlich hier vor allem die Coen-Brüder Ethan und Joel, die sich hier einmal mehr als versierte Skript-Polierer verdingten und "Bridge of Spies" gerade in den Phasen, die von thematischer Trockenheit bedroht sind, mit geschliffenen Dialogen voll lakonischer Ironie seinen Unterhaltungswert erhalten. Bridge of SpiesSo tragen sie auch entscheidenden Anteil an einer zentralen Strategie des Films, nämlich den vermeintlichen Verräter und Landesfeind Rudolf Abel zum (zweit)größten Sympathieträger neben Hanks' Rechtsanwalt zu machen - ein durch nichts aus der Ruhe zu bringender alter Hase, der seinem Schicksal als Spielball großmächtiger Symbolpolitik mit stoischer Gelassenheit begegnet, manifestiert in einer als grandios trockener Running Gag eingesetzten Dialogzeile. 

Diese enorme Stärke im gekonnten Spiel mit Worten setzt sich dann auch im zweiten Teil des Films fort, wenn die Weltgeschichte Donovan eine unerwartete andere Rolle zuspielt. Trotz erfolgter Verurteilung erweist sich Donovans Mandant Abel nämlich auf einmal als höchst wertvoll für die USA, nachdem eines ihrer Spionageflugzeuge über der Sowjetunion abgeschossen wurde und man nun möglichst den gefangen genommenen Piloten zurück haben möchte, bevor er zum Geheimnisverräter wird. Da aber keinesfalls irgendein offizieller Regierungsvertreter aufgrund der brisanten politischen Lage in die Verhandlungen über einen solchen Gefangenenaustausch verwickelt sein darf, braucht man einen Zivilisten als Mittelsmann - und so reist Donovan auf einmal im Auftrag der CIA ins geteilte Berlin, während dort gerade die Mauer gebaut wird, um als Unterhändler bei Gesprächen zu agieren, die es offiziell gar nicht gibt.

Bridge of SpiesHier beginnt der zweite Film (nun mit einigen namhaften deutschen Schauspielern wie Sebastian Koch und Burghart Klaußner in Nebenrollen), den man hier zum Preis von einem bekommt, und was zuvor noch ein Justiz-Drama war, ist nun eine historisch authentische und atmosphärisch dichte Wiedergabe des komplizierten, hinterlistigen und beizeiten schlicht absurden Spiels aus Täuschung und Gegentäuschung, welches das tägliche Brot der Geheimdienste im Kalten Krieg war. Wie Donovan mit verständnislosem Kopfschütteln immer wieder an den Winkelzügen verzweifelt, die auf beiden Seiten der ideologischen Mauer veranstaltet werden, bis man endlich mal Klartext reden kann mit den Leuten, mit denen man eigentlich reden will, und dann schließlich lernt, diese Winkelzüge für seine integren Zwecke einzusetzen, ist ein großer Spaß. Und gerade bei Donovans Erlebnissen im Ostteil Berlins weht eine deutliche Brise Coen-Atmosphäre durch diesen Spielberg-Film, der sich derweil zu einem formvollendeten Stück absolut klassischen Erzählkinos wandelt.

Es ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass der Ausgang der Geschichte hier im Prinzip klar ist (schon allein aufgrund des Titels ist ja offensichtlich, dass es schlussendlich zum Agentenaustausch auf der berühmten Glienicker Brücke kommen wird), dass "Bridge of Spies" sich nie zu Fingernägel-kauender Spannung empor schwingen kann, es in dieser Gewissheit aber auch gar nicht darauf anlegt. Bridge of SpiesWas dem Film an Spannung mangelt, das macht er in Atmosphäre wett, und es ist schlicht eine Freude für sich, Spielberg und seiner Stamm-Mannschaft brillanter Film-Handwerker wieder einmal bei der Arbeit zuzusehen (der einzige, der hier zum ersten Mal seit 30 Jahren bei einem Spielberg-Film fehlte, war Komponist John Williams). 

Das einzige, was man "Bridge of Spies" vorhalten könnte, sodenn man denn so geneigt ist, ist dass er in seiner ganzen Art ein wenig altmodisch wirkt. In seiner Anlehnung an klassische Erzähl- und Inszenierungsmuster, und in seiner Feier von Anstand und Standhaftigkeit als zentrale Tugenden eines gesellschaftlichen Helden. Amerikanische Filmjournalisten reden bei so etwas gern von "Capra-esque" in Anlehnung an den Regisseur Frank Capra, der in einer Zeit, als das Kino noch schwarz/weiß war, und mit dem Tom Hanks seiner Tage (nämlich James Stewart) unverwüstliche Filmklassiker wie "Ist das Leben nicht schön?" und "Mr. Smith geht nach Washington" schuf, die eben solche Tugenden zelebrierten. Man darf das also mit Fug und Recht altmodisch nennen. Ob das dann als Kritikpunkt zählt, hängt davon ab, ob man es einem Film negativ anrechnet, wenn er auf diese Weise klassisch-altmodisch ist. Oder ob man persönlich das sogar schön findet. Weil es so etwas inzwischen nur noch sehr selten gibt.

Bilder: Copyright

Schon wieder ein Gottserbämlich langweiliger Film mit Tom Hanks. Seid Catch me if you can kommt da nur noch Mist...Sorry ich kann die Meinung des Kritikers absolut nicht teilen.

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Einen Film, der in den USA gnadenlos abgestunken ist, mit
8 von 10 zu bewerten, ist recht...mutig.

Ich werde auf die Mehrheit hören und dem Film fern bleiben.

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Nur ein Kommentar zu den grotesken Kommentaren: Gehört ein Film wie Captain Phillips also auch in die Kategorie "Gottserbämlich langweilig"?
Und seit wann ist es "mutig", die Qualität eines Films nicht von seinem finanziellen Erfolg abhängig zu machen?! Abgesehen davon, dass Bridge of Spies allein in den USA mehr als 60 Mio eingefahren, und weltweit bereits das dopppelte seines Budgets umgesetzt hat...

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@ Peeethahhh

Was soll das Bitte für eine Begründung sein?
Unabhängig von der Qualität dieses Filmes sind Streifen wie "The Big Lebowski", "Die Verurteilten" und "Fight Club" kommerzielle Flops gewesen. "Die Verurteilten" steht bei IMDb seit Ewigkeiten auf Platz eins und wohl niemand würde behaupten, dass einer dieser Filme auch nur schlecht wäre. Schon gar nicht, wenn man sie nicht gesehen hat.

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5
5/10

Toll gemacht und toll gespielt aber dennoch etwas langatmig. Eine halbe Stunde weniger hätte dem Film gut getan.

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8
8/10

Sehr guter Film, angenehm ruhige Erzählweise mit guten Darstellern,
vor allem natürlich Tom Hanks, aber auch Burghart Klaußner und Sebastian Koch.

Wer Action braucht, ist hier natürlich komplett im falschen Film, aber m.E. macht einen
guten Film aus, das er eine interessante Geschichte in gute Bilder umsetzt, d.h. ich persönlich
brauche kein 3D oder wildes Geballer, um einen interessanten Film zu sehen 8nur meine pers. Ansicht).

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6
6/10

Spoiler ahead! Interessanter Film, der es allerdings ein wenig an Spannung, Dramatik und Komplexität vermissen lässt. Gelungen sind die Kulissen, manches wirkte künstlich, insgesamt jedoch sehr stimmungsvoll. Die Wirren rund um den Mauerbau waren hier sehr eindringlich. Tom Hanks macht das, was er am besten kann: Verkniffen, verschmitzt spielt er die Rolle des guten, liebenswerten Durchschnittsbürgers. Er sollte mal die Rolle des Columbo spielen...

Nicht so richtig gefallen hat mir, dass die ganze Geschichte doch sehr simpel gelöst wird. Der Prozess ist kein großes Thema im Film und warum Donovan als Unterhändler ausgewählt wurde und welchen Beitrag er denn nun konkret geleistet hat, erschließt sich mir nicht. Ich kenne die tatsächliche Geschichte nicht im Detail, aber ein paar mehr intelligente und vertrackte Verhandlungsgespräche z.B. hätten den Film aufgewertet. Natürlich war der Running Gag von Abel und auch Agent Hofmann humorvoll. Und die kurze Szene mit Burkhardt Klaußner war grandios. Dies nahm mir aber auch die Ernsthaftigkeit des Films. Schließlich war Abel ein waschechter Spion, dessen Arbeit furchtbare Folgen hätte auslösen können. Seine Darstellung und auch die Einlassung von Donovan auf seine Person ist mir hier viel zu naiv. Auch die CIA, die mit Sicherheit ihre Hände viel mehr im Spiel hatte, als hier dargestellt, erscheint unwichtig und leicht albern.

Erschreckend aktuell zeigt der Film, wie es einer Person ergehen kann, wenn sie sich gegen den Presse- und Meinungsmob der Gesellschaft stellt. Da helfen keine hehren Ziele oder sachliche Diskussionen. Hier ist am Ende zum Glück wieder alles gut. Vom grauen, dunklen und tristen Berlin schwenkt die Kamera in die immer sonnige, heitere USA, wo der Mob wieder lieb ist, weil die Schlagzeile es vorgibt.

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