Blood & Sinners

Originaltitel
Sinners
Land
Jahr
2025
Laufzeit
137 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Volker Robrahn / 16. April 2025

Die Kombination aus Regisseur Ryan Coogler und Schauspieler Michel B. Jordan hat schon einige bemerkenswerte Werke zustande gebracht, sich dabei vom Drama („Fruitvale Station“) bis zum Superheldenfilm („Black Panther“) bewegt und zudem mit den „Creed“-Filmen auch noch eine ganze Franchise erfolgreich wiederbelebt. Mit „Blood & Sinners“ geht es aber noch einmal in ganz neue Gefilde und das nicht nur, weil Jordan hier sogar in einer Doppelrolle agiert. Es ist vor allem der gewagte Versuch ihren Film in einem bislang selten genutzten Setting zu verorten und dabei lange Zeit offen zu lassen, worum genau es letztlich überhaupt gehen wird. 

Der Ort ist das Mississippi-Delta der 1930er Jahre, die Protagonisten der Geschichte sind die überwiegend schwarzen Bewohner der (fiktiven) Stadt Clarksdale, die inmitten der Wirtschaftskrise versuchen über die Runden zu kommen. Und weil das Leben in dieser von Religion und der Blues-Musik geprägten Umgebung sich überwiegend karg und ereignislos gestaltet, ist die Aufregung und Begeisterung umso größer, als eines Tages die berühmtesten Söhne der Stadt in ihren Heimatort zurückkehren, nämlich die beiden Zwillinge Smoke & Stack (beide dargestellt von Michael B. Jordan). Die haben es in Chicago offenbar zu Wohlstand gebracht und sollen sich sogar im Umfeld des legendären Al Capone bewegt haben. Mit schicken Anzügen und eigenem Automobil treffen die Brüder in der Stadt ein und beginnen sofort Werbung für ihren neuen Musikclub zu machen, der an diesem Abend eröffnen soll. Dafür gilt es noch ein paar alte Bekannte als Mitarbeiter zu gewinnen. Der junge Pastorensohn Sammie (Miles Canton) muss dagegen gar nicht erst überzeugt werden, denn der ist nur allzu bereit mit den coolen Brüdern durch die Gegend zu ziehen und sie mit seinem Gitarrenspiel zu beeindrucken. 

Womit haben wir es also bei „Blood & Sinners“ zu tun? Auf den ersten Blick mit einer ambitionierten Darstellung des Lebens in diesem ländlichen Teil der USA vor fast einhundert Jahren, wo die einzelnen Communitys der Gesellschaft größtenteils segregiert für sich lebten, der Ku-Klux-Klan stets im Hintergrund lauerte und der Weg zu ein bisschen Wohlstand ein steiniger war. Im Kern durchaus vergleichbar mit „Killers of the Flower Moon“ von Martin Scorsese, der sich zuletzt ebenfalls in diese Zeit begab und sich mit dem Missbrauch einer anderen Minderheit beschäftigte. Bemerkenswert ist, dass „Blood & Sinners“ (dem das „Blood“ übrigens nur im Deutschen vorangestellt wurde) auch in Sachen Produktions-und Schauwerte durchaus mit der Netflix-Prestigeproduktion mithalten kann, denn die Kamera fängt hier einige imposante Bilder ein, was bei passender Gelegenheit dann auch immer mal wieder zu einem Wechsel ins Breitwandformat führt. Die ganze Ausstattung ist hervorragend, die Gebäude, Fahrzeuge und Kleidung wirken extrem authentisch. Neben der visuellen Pracht überzeugt aber vor allem, wie es Coogler gelingt das Lebensgefühl dieser Zeit einzufangen, den rauen Ton und die dennoch vorhandene Herzlichkeit, die Liebe zur Musik und die Freude an einzelnen schönen Momenten. 

Alles klar also, es handelt sich hier um ein zu Herzen gehendes, gefühliges und schön anzuschauendes Gesellschaftsdrama. Zumindest die eine Stunde lang, in der alle Figuren im Stil der Blues Brothers („we´re putting the Band back together“) zusammengeführt werden und das große Fest am Abend vorbereitet wird. Denn danach verwandelt sich „Blood & Sinners“ in etwas völlig Anderes, wird zu einem waschechten Genrefilm mit Horroreinschlag und übernatürlichen Ereignissen. Die hier in ihren Einzelheiten nicht weiter beschrieben werden sollen, auch wenn diese Zurückhaltung all denen, die z.B. unvorsichtigerweise den Trailer zum Film angeschaut haben, vermutlich nicht mehr viel nützen wird. Aber es ist eben absolut empfehlenswert ohne allzu detailliertes Vorwissen in diesen Film zu gehen und sich von den ersten "What the fuck?“-Momenten auch wirklich unvorbereitet treffen zu lassen. 

Festzuhalten ist aber auf jeden Fall, dass Coogler und der äußerst motiviert agierende Jordan auch den Genreanforderungen mehr als genügen und mit ihren Effekten und Schocksequenzen genauso überzeugen können wie mit dem vorhergehenden Gesellschaftsportrait. Das Ergebnis ist ein höchst origineller und ziemlich solitär dastehender Genremix, der überrascht und begeistert. Denn Vergleichbares ist tatsächlich schwer zu finden, auch der mit "From Dusk till Dawn" passt nur bedingt, denn in den Gefilden des Arthouse-Kinos bewegte sich Robert Rodriguez mit der ersten Hälfte seines Films damals nicht. Unbedingt erwähnt werden muss aber noch, dass es sich lohnt nach Beginn des Abspanns noch ein paar Minuten sitzen zu bleiben, denn es folgt eine mehrere Minuten lange Sequenz, die weit mehr bietet als der typische Gag am Ende eines Marvelfilms. Das zu verpassen wäre extrem ärgerlich und das gilt auch für den Rest von "Blood & Sinners".

Bilder: Copyright

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