Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt

Originaltitel
Seeking a Friend for the End of the World
Land
Jahr
2012
Laufzeit
101 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Matthias Kastl / 18. September 2012

Mit der Einteilung in Genres ist das bei Filmen ja immer so eine Sache. Nicht jeder Film lässt sich mal eben als Komödie, Drama oder Thriller betiteln und so greift man als Kritiker dann schon mal verzweifelt zu solchen Konstruktionen wie “Sci-Fi-Liebesdrama“ oder “Horror-Roadmovie-Satire“. Ganz und gar aufgeschmissen ist man aber, wenn die Macher des Films scheinbar selbst keine Ahnung haben, was sie da produzieren. “Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“ mag viele nette Ansätze haben, leidet aber stark darunter, dass ohne Gespür Elemente aus einer schwarzen Komödie mit tiefsinnigem Drama und belanglosen Standard-RomCom-Bausteinen vermischt werden. Dazu kommt noch ein stellenweise eher befremdlicher als überzeugender Auftritt von Keira Knightly und so reicht die vielversprechende Grundkonstruktion am Ende leider nicht für einen wirklich überzeugenden Film aus.

Weltuntergangsfilme waren ja schon immer beliebt beim Publikum. Die Variante für die sich Regisseurin und Drehbuchautorin Lorene Scafaria (“Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht“) entscheidet ist aber durchaus ungewöhnlich. Das Ende der Welt ist hier unvermeidlich – in drei Wochen wird ein riesiger Asteroid der Erde den Garaus machen. Den ersten großen Knall gibt es aber schon vorher, und zwar zwischen dem konservativen Versicherungsvertreter Dodge (Steve Carell, "Date Night", "Crazy Stupid Love") und seiner Ehefrau Linda (gespielt von Nancy Carell, Carells Ehefrau im wahren Leben). Die macht im Angesicht des Weltendes voller Panik Schluss mit Dodge, der darauf desillusioniert alleine in seiner Wohnung dahinvegetiert. Erst als ihm die etwas durchgeknallte Nachbarin Penny (Keira Knightly, "Abbitte") einen an ihn adressierten Brief seiner alten Highschool-Liebe Olivia aushändigt, erwacht neues Feuer in ihm. Zusammen mit Penny flüchtet er vor den ausbrechenden Unruhen in der Stadt um seine alte Liebe zu finden – nicht wissend, dass der Road-Trip mit Penny ganz anders verlaufen wird, als er sich das vorgestellt hat.

Ein Restaurant der anderen ArtAls Zuschauer ist es dagegen natürlich nicht schwer zu erahnen, dass Dodge und Penny diejenigen sind, die sich auf dieser Reise sehr nahe kommen werden. Dabei treffen sie, ganz in der Tradition des Roadmovies, während ihrer Reise auf allerhand eigenwillige Charaktere. Ob redseliger Trucker (William Petersen), Pennys bis auf die Zähne bewaffneter Ex-Freund Speck (Derek Luke) oder eine zur Partyburg umgestaltete Filiale einer Restaurantkette - im Angesicht des Weltuntergangs gibt es keine “normalen“ Menschen mehr.

Bei vielen dieser kleinen Episoden streift der Film dabei immer mal wieder ein paar interessante Aspekte bezüglich des Verhaltens der Menschen im Angesicht der Apokalypse. Die Angst vor einem einsamen Tod ist dabei das am häufigsten auftretende Motiv und da gibt es mehr als eine Stelle, wo der Film wirklich auch emotionale Tiefe zeigt. So ist das Kapitel rund um ein durchgeknalltes Restaurant wirklich charmant umgesetzt, ein faszinierender kleiner Mikrokosmos, der sich da abseits der Randale in den Städten entwickelt hat. Leider kann sich aber aus diesen kleineren Höhepunkten des Films nie eine wirklich mitreißende Dynamik entwickeln, weil man mindestens genauso oft wieder durch die häufig misslungene Mischung aus Comedy und Drama aus der Bahn geworfen wird.

Der Road-Trip beginntSo wird manchmal (im Falle des Truckers zum Beispiel) auf wirklich brutalste Weise schwarzer Humor in den Film injiziert, der derart aus dem Nichts kommt, dass man erst mal kurz Luftholen muss. Während man noch nach Luft schnappt ist der Film aber schon wieder zurück im RomCom-Modus - ein mehr als befremdlich wirkender Übergang. Manche Passagen funktionieren sogar komplett nicht, so wie der Auftritt der Survival-Gang rund um Pennys Ex-Freund Speck. Den kann man weder ernst nehmen, noch ist er witzig genug um darüber zu lachen. Das liegt auch an der passiven Rolle von Dodge, der sich bei Speck richtig unwohl fühlt und eigentlich nur noch weg will. Genau das gleiche Gefühl hat man dann auch als Zuschauer.

Überhaupt ist Steve Carells Dodge ein sehr passiver und geradezu lethargischer Charakter, was dem Film nicht unbedingt gut tut. Dass Carell auch hier zum wiederholten Male die Rolle des sympathischen aber doch irgendwie langweiligen Anti-Frauenhelden gibt, ist auch ein bisschen schade. Allerdings ist er zumindest ein angenehmerer Zeitgenosse als Penny, deren Charakter stellenweise doch eher mehr ein Unbehagen als Sympathie auslöst. Das Problem ist dabei das Mienenspiel von Knightly, welche die Drogenvergangenheit ihrer Figur ein klein wenig zu ernst nimmt. Irgendwie hat man des öfteren das Gefühl, hier einer mental komplett instabilen Persönlichkeit zuzuschauen, deren nervöses Spiel vielleicht noch in den humorvollen Szenen belustigend sein kann, bei den ruhigeren Momenten aber einfach ein merkwürdiges Unbehagen auslöst.

Die Figur der Penny steht dann auch symbolisch für einen Film, der zwar nette Ideen hat aber der dann doch einfach zu merkwürdig ist, um ihn wirklich gern zu haben. Da hilft es auch nicht, dass am Ende noch einmal kräftig Emotionen geschürt werden, wenn Altstar Martin Sheen seinen Auftritt bekommt. “Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“ kann sich einfach nicht entscheiden, was für ein Film er nachher sein will. Bleibt nur noch die Frage, was dann jetzt eine treffende Genrebezeichnung wäre. Wie wäre es mit "
Weltuntergangsroadmoviekomödiendrama".  
 

Bilder: Copyright

6
6/10

Hab ihn gestern gesehen -
er Film fängt eigentlich ganz gut an, aber verliert dann irgendwie an drive -
die Kritik trifft es sehr gut, man weiss oft nicht ob man nun schmunzeln, mitfühlen oder einfach nur im Anbetracht der ausweglosen Situation insgesamt deprimiert sein soll, ob die Hauptfiguren nun Witzfiguren sind oder zum mitfühlen - hin und wieder wirft der Film einen da echt aus der Bahn... "ach wirklich?"

Gegen Ende wird es leider immer unausgegorener und gefühlsduseliger und den Schluss fand ich ehrlichgesagt nur noch peinlich und langweilig.
Ist das wirklich alles was es zum Weltuntergang zu sagen gibt?

Aber direkt langweilig ist er auch nicht, und ein wenig zum Nachdenken über das eiegen Leben kommt man schon auch.
Ziespältig.
Da hätte eine Menge Potential dringesteckt - hätte im Kern sowas wie "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" werden können, ist es aber leider definitiv garnicht. :/

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