Als
Sara (Cameron Diaz) und Brian (Jason Patric) Fitzgerald
erfahren,
dass ihre erst zweijährige Tochter Kate an Leukämie
erkrankt
ist, entschließen sie sich zu einer ungewöhnlichen
Maßnahme.
Sie schaffen sich nur aus diesem Grund ein genetisch
optimiertes
weiteres Kind an, das fortan für Kate als eine Art
"lebendes
Ersatzteillager" dienen wird. Obwohl eigentlich gesund,
spielt
sich auch Annas Leben daher vorwiegend in Krankenhäusern
ab,
wo sie mit Blut- und Knochenspenden ihre Schwester am
Leben erhält.
Als jedoch auch noch eine von Kates Nieren versagt und
alle wie
selbstverständlich davon ausgehen, dass die Spenderin ja
schon
Gewehr bei Fuß steht, weigert sich die mittlerweile
elfjährige
Anna (Abigail Breslin) aber plötzlich, noch weiter
mitzuspielen.
Als der Konflikt eskaliert zieht das junge Mädchen
schließlich
sogar mit Hilfe eines Erfolgsanwalts (Alec Baldwin) vor
Gericht,
um dort ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben
einzuklagen.
Nick Cassavetes kehrt nach dem in den USA sehr
erfolgreichen "Wie
ein einziger Tag" (alias "The Notebook") zurück
ins Genre der tränenrührenden Schmonzette, und wenn man
es bösartig angehen möchte, könnte man darauf verweisen,
dass wir es diesmal statt mit Alzheimer halt mit einer
Krebserkrankung
zu tun haben. Allerdings ist "Beim Leben meiner Schwester"
noch ein Stück schwerer und ernsthafter geraten als der
genannte
Vorgänger, der doch zeitweilig einfach nur eine nette
Romanze
erzählte. Über den romantischen Part ist jedoch das
Ehepaar
Fitzgerald hier längst hinweg und die vom zehrenden Kampf
um
das Leben der eigentlich unheilbar kranken Tochter
geprägten
Jahre haben auch im Beziehungsgeflecht der gesamten
Familie ihre
Spuren hinterlassen. Insbesondere Mutter Sara tut sich
hier mit
einem zeitweise ans Besessene grenzenden Verhalten hervor,
dass
keinerlei Widerspruch
duldet und einfach alles Andere dem vermeintlichen Wohle
von Kate
unterordnet. Eine mutige, weil recht unsympathische Rolle
für
Cameron Diaz, die sie auch anständig meistert.
Die Schau stiehlt ihr aber fast schon erwartungsgemäß
die junge Abigail Breslin, die hier nach ihrem frühen
Durchbruch
als "Little Miss
Sunshine"
weitere Facetten ihres bereits erstaunlich ausgeprägten
Schauspielkönnens
präsentiert. Gerade im Vergleich zum beschwingten
Roadmovie
erleben wir hier von Breslin eine Kehrtwendung um fast 180
Grad,
hin zum Schultern einer Belastung, der normalerweise auch
ein Mädchen,
welches gerade mal zwei Jahre älter ist als seine
Filmfigur,
kaum gewachsen sein kann. Sowieso haben hier die Damen die
stärkeren
und interessanteren Rollen abgegriffen, denn neben den
beiden Genannten
überzeugen auch noch Sofia Vassileiva als krebskranke Kate
und die immer gern gesehene Joan Cusack als kauzige
Richterin.
Ihrem männlichen Pendant als viel beschäftigtem
Nebenrollendarsteller
gelingt es dagegen diesmal nicht so gut, einen dauerhaften
Eindruck
zu hinterlassen, denn Alec Baldwin bleibt als Anwalt mit
Herz fast
so blass wie Jason Patric als sich lange Zeit von seiner
Frau treiben
lassender Vater der beiden Mädchen.
Das größte Problem des Films ist jedoch die Struktur,
für die man sich entschieden hat. Denn nachdem der
Zuschauer
nach wenigen Minuten mit der aktuellen "Problematik"
bekannt
gemacht wird, ohne bis dahin eine Bindung zu den einzelnen
Figuren
zu haben oder deren Geschichte zu kennen, wird dies im
Verlauf durch
zahlreiche Rückblenden nachgeholt. Damit greift der auch
am
Drehbuch beteiligte Cassavetes zwar ein weiteres
Stilmittel seines oben genannten Erfolgs wieder auf, baut
diese
Einschübe aber diesmal bedauerlicherweise nicht allzu
gekonnt
in die Geschichte ein. Als Beispiel sei die Episode um
Kates erste
Jugendliebe genannt, die wirklich ein ganzes Stück zu lang
geraten ist. Zudem sind die diversen Handlungssprünge oft
nicht
klar zu erkennen und man muss sich da dann schon hin und
wieder
an den jeweiligen Frisuren und Haarlängen der
Protagonisten
orientieren, um sich chronologisch zurecht zu finden. In
diesen
Momenten erweist sich die Adaption der Romanvorlage von
Jodi Picoult
dann als nur sehr bedingt gelungen.
Abgesehen von diesen Schwächen gelingen allerdings auch
ein
paar sehr schöne Momente, wie der fast wortlose gemeinsame
Familienausflug zum Strand. Dass die dem Film in allen
Ankündigungen
zugrunde liegende Geschichte vom Kampf der kleinen Anna um
ihre
Selbstbestimmung schließlich noch eine radikale Wendung
nimmt,
bei der es dann um etwas ganz Anderes geht, mag man als
gelungene
Überraschung oder aber als leichten Betrug wegen
Nichtbeantwortung
der Ausgangsfrage ansehen. Das ist wohl Geschmackssache,
genau wie
die Grundsatzentscheidung ob es denn reizvoll und für
einen
"schönen" Kinoabend verlockend ist, jemandem anderthalb
Stunden lang beim Sterben zuzusehen.
|
Neuen Kommentar hinzufügen