Go - Das Leben beginnt um 3 Uhr morgens

Originaltitel
Go
Land
Jahr
1999
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 5. August 2010

Schon mal einen Rave gesehen? Neinnein, nicht: schon mal auf einem Rave gewesen. Schon mal einen Rave gesehen? Ein Rave ist schnell, laut, kurzweilig, wenn man mit der richtigen Einstellung hingeht sehr amüsant, und wenn man ihn zu ernst nimmt, kriegt man ein völlig falsches Bild der heutigen Jugend. Und wer so einen Rave einmal sehen möchte, der geht ins Kino und guckt „Go“.

Ronna, Claire, Manny und Simon haben eins gemeinsam: Sie haben lausige Jobs in dem selben lausigen Supermarkt in Los Angeles. Simon sucht verzweifelt jemanden, der seine Schicht übernimmt, damit er mit Freunden nach Las Vegas fahren kann. Ronna hat zwar gerade eine 14-Stundenschicht hinter sich, mit ein bißchen Überzeugung und ein paar Scheinchen extra nimmt sie aber an, weil sie in argen finanziellen Problemen steckt. Als sie dann für Simon an der Kasse steht, kommen auf einmal Adam und Zack vorbei, die eigentlich bei Simon Ecstasy kaufen wollten. Da Ronna Simon’s Dealer kennt, ergreift sie die Chance und will sich durch einen kleinen Deal ein paar schnelle Scheine verdienen. Und Claire und Manny dürfen helfen.

Aus dieser Ausgangssituation entstehen drei Episoden, die hübsch eine nach der anderen erzählt werden. Das ist auch besser so, denn die einzelnen Episoden sind schon kompliziert genug, und eine weitere Verflechtung hätte wahrscheinlich in einem heillosen Durcheinander geendet.
Episode Eins verfolgt Ronna bei ihrem mehr schlechten als rechten Ausflug ins Dealerdasein. Nachdem das Ecstasy mühselig vom Dealer beschafft wurde, muß Ronna feststellen, daß die angeblichen Kunden Undercover-Cops sind, und macht sich schnell aus dem Staub. Dumm nur, daß Manny sich zwei der Pillen abgezwackt hat und jetzt auf dem Trip seines Lebens ist, und Claire als lebendes Pfand bei Todd, dem Dealer, blieb, weil Ronna nicht genug Geld hatte. Da ist Einfallsreichtum gefragt.
Die zweite Episode zeigt Simon und seine Freunde auf ihrer Fahrt nach Las Vegas. Nachdem zwei von vier aufgrund von zu viel vertilgten Shrimps bald bettlägerig sind, sollte man der Auffassung sein, daß die restlichen zwei nicht mehr viel Unheil anrichten können. Weit gefehlt. Simon beweist ein grandioses Gespür, wirklich immer alles trotz besseren Wissens falsch zu machen, was zu einer Menge wahnwitziger Unterhaltung führt. Schnell verzockte Kohle, ein flotter Dreier mit zwei Brautjungfern, ein brennendes Hotelzimmer, eine Tour in einem fremden Ferrari, und der Besuch im Stripclub darf natürlich auch nicht fehlen. Aber beim Lap-Dance sollte man seine Finger bei sich behalten.
Die alles komplettierende dritte Episode schließlich folgt Adam und Zack, den angeblichen Ecstasy-Käufern. Wie man alsbald erfährt, sind die vermeintlichen Undercover-Cops pseudo-coole Soap-Darsteller, die selber von der Polizei hochgenommen wurden und sich jetzt mit einem Deal aus der Affäre ziehen wollen. Das klappt zwar halbwegs, aber mit ein wenig Pech reiten sich die beiden sehr schnell in die nächste Bredouille.
Am Ende werden die drei Episoden dann wieder zusammengeführt, so daß keine Fragen offen bleiben. In den neunzig Minuten dazwischen ist man derweil prächtig unterhalten worden. Während die erste Episode durch Tempo und bizarre Bilder besticht (Mannys XTC-Trip ist wahrlich nicht von schlechten Eltern), präsentiert die zweite herrlich absurde Dialoge und ein wahres Slapstick-Feuerwerk, dem die dritte schließlich extrem durchgeknallte Charaktere und einige sehr schöne Wendungen hinzufügt. Es ist wirklich erstaunlich, daß alle drei Episoden, obwohl sie sich von der Erzählweise her teilweise stark unterscheiden, eine solch homogene Einheit bilden, sowohl was Qualität als auch Handlung betrifft.

Von der ersten Minute an wird man in den Bann dieser Party auf Zelluloid gezogen. Die wummernden Bässe machen einem unmißverständlich klar, daß intensive Charakterstudien und beschauliche Handlungsführung nicht Sache dieses Films sind. Die Post geht ab, und das die ganze Zeit. Wem das zu schnell geht, der hört die falsche Musik (und guckt den falschen Film).
Das Ensemble von „Go“ ist gespickt mit leidlich bekannten Gesichtern. Das hier auf den Einsatz eines „großen“ Jungstars verzichtet wurde, tut dem Film nur gut. Sonst wäre die Gefahr wahrscheinlich zu groß geworden, daß sich alles auf den berühmten Namen konzentriert. So hat man gut verteilt ein paar Semi-Stars, ohne daß die Aufmerksamkeit von der eigentlichen Handlung abschweift. Die Darsteller leisten allesamt gute Arbeit, besonders Sarah Polley als durch und durch coole Ronna, und Desmond Askew, der in wahrhaft anarchistischer Manier mit irren Augen durch den Wahnsinn von Las Vegas stolpert.
Die gesamte Handlung von „Go“ spielt in einer Nacht. Durch diese eindeutige Parallele zu „American Graffiti“ könnte manch einer, der nicht so ganz durchblickt, diesen Film schnell in den falschen Hals bekommen und ihn als ernstgemeintes Generationsportrait mißverstehen. Das ist er mitnichten. Hier wird zwar ansatzweise gezeigt, wie schnell man heutzutage in ganz üble Probleme rutschen kann, und wie wenig Kontrolle die Großstadtkids noch über das haben, was um sie bzw. mit ihnen passiert. Der ständig hervorgehobene Witz der Situation und das totale Ausbleiben von Ernsthaftigkeit schaffen aber ganz klare Verhältnisse: Das hier ist ein Rave, Baby! Also hab Spaß, und glaub ja nicht, daß wir uns immer so benehmen!
In den USA ist vor zwei Wochen „Lola rennt“ angelaufen („Run, Lola, run“ mit englischen Untertiteln). Ein Kritiker bezeichnete den Film als deutsche Antwort auf „Go“. Abgesehen davon, daß dieser Vergleich chronologisch ein bißchen hinkt, kann man das so durchaus stehen lassen.


8
8/10

War einfach super ich liebe solche abgedrehte schei**
Drogen Sex (and rave'n roll) und totale verspulung :D

Ein und der selbe Film aus mehreren perspektiven verschiedener
Personen die weihnachten der besonderen art erleben xD

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