Und noch eine Fortsetzung. Dass der Marktmaschinerie in Hollywood schon seit Jahren kaum noch etwas besseres einfällt, als gut gelaufene Streifen noch mal aufzubacken, ist ebenso wenig neu wie das Wissen, dass dabei in den seltensten Fällen ein ebenso ordentlicher Film bei raus kommt. Wesentlich anders verhält es sich auch nicht beim Sequel von "Drei Engel für Charlie". Da hilft es auch nicht viel, dass der erste Teil die beste und frischeste Actionkomödie seit Jahren war und mit seinem konsequenten ironischen Augenzwinkern in Richtung Actionfilm-Klischees einen erfrischenden Bruch in ein Genre brachte, dass sich selbst viel zu ernst nimmt (und dementsprechend immer lächerlicher wirkt).
Das Dilemma für die Fortsetzung ist simpel: Sie kann im Prinzip nur dasselbe machen wie das Original. Dessen größter Bonus war aber eben der Charme des erfrischend anderen, und der ist naturgemäß weg beim zweiten Teil. So versteift sich "Drei Engel für Charlie - Volle Power" zwar immerhin konsequent auf die Weiterführung und Überhöhung des bekannten Konzepts, von den Stühlen reißen kann er aber bereits niemanden mehr.
Schon ab der ersten Minute bemüht sich der Film, alles noch ein bisschen wilder zu machen als sein Vorgänger. Die hemmungslose Übertreibung äußert sich bereits markant in der vielen Zuschauern aus dem Trailer bekannten Eröffnungssequenz, an deren Ende die Engel von einem Hochdamm aus einem fallenden Hubschrauber hinterher stürzen und dieses fröhlich taumelnde Gerät natürlich noch bestiegen, gestartet und hoch gerissen bekommen, bevor es den Grund erreicht und zerschellt, Engel inklusive. "Alles klar, ganz bestimmt!" denkt man sich da, und fällt schon wieder zurück in dieselben Reaktionen, die man seit Jahren ähnlich überzogenen Sequenzen in James Bond- oder "Mission Impossible"-Filmen entgegen bringt. Mit dem Unterschied, dass diese bei den Engeln gar nicht ernst genommen werden wollen - aber das hat eben nur bei Teil Eins wirklich geklappt.
Energisch die Flucht nach vorne antretend, geht diese Fortsetzung auch im Folgenden trotzdem den Weg der größten Lächerlichkeit und bemüht sich redlich, dem vom ersten Teil vorgegebenen Mantra "Eigentlich bin ich ja eine Actionfilm-Satire" zu folgen. So werden hier zahlreiche übliche Handlungsklischees verbraten und man springt waghalsig von einem spektakulären Set-Piece zum nächsten, Hauptsache, es geht nach viel Action mit viel Action weiter. Da passt es auch perfekt ins Konzept, dass zwar durchaus eine Story vorhanden ist (die Engel sollen zwei besondere Ringe wiederbeschaffen, auf denen die Namen aller Teilnehmer im Zeugenschutzprogramm der USA gespeichert sind), diese jedoch so fix zahlreiche Purzelbäume schlägt und mit Nebenfiguren um sich wirft, dass es relativ schnell egal wird, ob man jetzt noch folgen kann oder nicht oder ob das Ganze überhaupt Sinn ergibt.
Der erneute Auftritt von Crispin Glover, der schweigsame dünne Mann aus Teil Eins, ist zum Beispiel so dermaßen an den Haaren herbeigezogen (no pun intended), dass man eigentlich schreiend aus dem Kino laufen müsste. Ähnlich ordentlich in die allgemeine Übertreibung bettet sich auch der irische Obergangster Seamus O'Grady (Justin Theroux) ein, einer der Interessenten an den gesuchten Ringen und dunkler Punkt in der Vergangenheit von Engelchen Dylan (Drew Barrymore): Der ist von seiner aussagekräftigen Rückentätowierung bis zur extremen Langlebigkeit ein weiteres wandelndes Actionfilm-Klischee, das hier karikiert werden soll.
So gesehen macht "Drei Engel für Charlie - Volle Power" fast alles ähnlich richtig wie sein Vorgänger, einzig, es will nicht mehr so packen. Das liegt natürlich vor allem daran, dass man es alles schon gesehen hat, und es noch mal und ein bisschen größer machen heißt in den meisten Fällen nicht, dass es dadurch besser wird. Das kann auch daran liegen, dass das neu dazugekommene Co-Autoren-Pärchen Cormac und Marianne Wibberley - das zuletzt den schwer öden Action-Comedy-Versuch "I spy" verzapfte - die satirische Note des Ganzen nicht so ganz verstanden hat und sich deshalb immer mal wieder im Ton vergreift. Und es liegt auch daran, dass die Fortsetzung permanent direkt ihren Vorgänger zitiert, dabei aber immer den Kürzeren zieht. So darf Engelchen Natalie (Cameron Diaz) zum Beispiel auch hier eine hübsch verstrahlte Tanz-Performance hinlegen, die leider nur längst nicht so komisch und unterhaltsam ist wie ihr Besuch im "Soul Train" in Teil Eins.
Was bleibt ansonsten hängen aus "Drei Engel für Charlie - Volle Power"? Die Wiederauferstehung der nach üblen Flops lange verschollenen Demi Moore, die hier als mysteriöser Ex-Engel Madison Lee recht passabel abschneidet. Ein völlig dreistes Product Placement für T-Mobile. Ein kurzer und schnell zu übersehender Gastauftritt von Bruce Willis (der somit erstmals wieder mit seiner Ex-Frau Moore im selben Film auftaucht). Ein etwas größerer und spaßiger Auftritt von John Cleese als verdatterter und leicht überforderter Vater von Engelchen Alex (Lucy Liu). Die Erkenntnis, dass es zwar eine interessante Idee war, den schwarzen Komiker Bernie Mac als Ersatz von Bill Murray in die Bosley-Rolle zu besetzen, diese leider aber nicht wirklich funktioniert. Ach ja, und dass man Charlie auch dieses Mal nicht zu sehen bekommt. Noch nicht einmal von hinten.
Ansonsten ist "Drei Engel für Charlie - Volle Power" eben eine Fortsetzung wie so ziemlich jede andere: Im Prinzip derselbe Film wie beim ersten Mal, nur minus Frische, minus Innovation, minus Esprit und ein Stück minus Qualität. Aufgrund des besseren Ausgangsmaterials immer noch besser als viele andere Sequels, insgesamt aber genauso überflüssig.
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