I Spy

Originaltitel
I Spy
Land
Jahr
2002
Laufzeit
97 min
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 1. Januar 2010

"Another movie from a stupid 70's TV show", mit dieser Zeile eröffnete die Actionkomödie "Drei Engel für Charlie" vor zwei Jahren ihr selbstironisches Feuerwerk, das über 96 Minuten in konsequenter, augenzwinkernder Überhöhung abfackelte und eine Riesn Gaudi bot. "Another movie from a stupid 70's TV show", damit könnte auch die neue Eddie-Murphy-Klamotte "I spy" (basierend auf der Agentenserie "Mit Tennis, Schläger und Kanonen") gemeint sein, auch eine Actionkomödie, die Selbstironie aber gegen substanzlose Albernheiten und Kalauer eintauscht, und über 97 Minuten irgendwo zwischen Langeweile und einfallslosem Mittelmaß versumpft.

Mit angesprochener TV-Vorlage hat "I spy" dabei nur noch das Grundkonzept gemeinsam: Ein Agenten-Duo kämpft gegen böse Gauner und tarnt sich dabei als Sportler plus Betreuer. Während im Original noch Robert Culp als vermeintlicher Tennisprofi und Bill Cosby als sein Trainer auftraten, lässt es sich Eddie Murphy im Update natürlich nicht nehmen, die erste Geige zu spielen, und zwar als ungeschlagener Mittelgewichts-Boxchamp Kelly Robinson. Der hat nach 57 Siegen in Folge auch ein selbstverliebtes Rumgepose entwickelt, wie es außer Eddie Murphy sowieso niemand darstellen könnte (und das ist nicht unbedingt als Kompliment gemeint). Robinson wird von seinem guten Freund, dem Präsidenten, darum gebeten, dem Geheimdienst ein wenig unter die Arme zu greifen: Er soll dem Agenten Alex Scott (Sonnyboy Owen Wilson) Tarnung in seinem Begleittross geben, damit der sich während einer Party von Box-Fan und Waffenhändler Arnold Gundars (Malcolm McDowell, der offensichtlich mal wieder einen Scheck für die Miete brauchte) in dessen Anwesen umsehen kann nach einem kürzlich entwendeten Prototyp von Tarnflugzeug.
Das Gag-Potential versucht "I spy" größtenteils aus der altbekannten Zusammenwürfelung zweier gegensätzlicher Charaktere zu entwickeln, doch die Chemie zwischen dem überheblichen Robinson und dem immer etwas untergebutterten Scott will sich nicht entwickeln - was auch daran liegen kann, dass die Agentenfigur je nach Bedarf der Situation mal unbeholfen, mal höchst souverän wirkt.
Sich über die Charakterkonstanz in "I spy" Gedanken zu machen, unterstellt dem Autorenduo aber schon mehr Substanz, als ihre Arbeit jemals haben sollte. In einfachster Weise werden hier handelsübliche Elemente verwurstet, wobei die Eröffnungssequenz nicht das einzige ist, was leicht nach einer Bond-Persiflage riecht (der fuhr jüngst ja mit einem unsichtbaren Auto durch die Gegend, das unsichtbare Flugzeug hier passt sich da perfekt an). Doch wieder sollte man die Macher nicht überschätzen: eine Parodie aufs Agenten-Genre an sich ist hier ganz sicher nicht entstanden und auch nicht geplant gewesen, es ist halt einfach nur eine bemüht alberne Actionkomödie.
Ähnlich uninspiriert werden dann auch diverse Actionsequenzen mehr schlecht als recht aneinander gekleistert, das beste Beispiel ist die gemeinsame Flucht von Robinson und Scott aus Gundars' Anwesen: Ohne jegliche Kohärenz wechseln die beiden mehrmals das Fortbewegungsmittel, bis den Autoren anscheinend nichts mehr einfiel, woraufhin das Duo kurzerhand in einen Abwasserkanal verfrachtet wird, wo sie dann bis zum Morgen ausharren, um sich vor ihren Verfolgern zu verstecken (merke: Böse Buben hören Schlag Sonnenaufgang auf, nach dir zu suchen. Nicht eine Minute vorher).

So kalauert man sich recht konzeptlos durch die dünne Handlung, die dann noch Famke Janssen als von Scott angeschmachtete Kollegin Rachel sowie Gary Cole als von Scott beneideter Kollege Carlos anreichern dürfen. Erwähnenswert sind eigentlich nur noch die gelungenste Szene des Films, in der Robinson mit Cyrano-Touch Scott helfen möchte, Rachel zu verführen und ihn Marvin Gayes "Sexual healing" rezitieren lässt, und der Schluss, der sich mit übereinander gestapelten "überraschenden" Wendungen als besonders clever zu geben versucht aber wieder nur wie ein sehr müder Abklatsch wesentlich besserer Vorbilder wirkt.
Sieht man von der streckenweise überhand nehmenden Dämlichkeit des Drehbuchs einmal ab, tut "I spy" nicht wirklich weh, was ihn allerdings auch nur in die nicht gerade schmeichelhafte Kategorie "Vollkommen irrelevant" rettet. Ein Film, den man eigentlich schon wieder vergessen hat, sobald der Abspann vorbei ist. Und für eine 70-Millionen-Produktion mit Star-Power ist das ein bisschen sehr wenig.

Bilder: Copyright

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