Der Ewige Gärtner

Originaltitel
The Constant Gardener
Jahr
2005
Laufzeit
129 min
Genre
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Margarete Prowe / 31. Mai 2010

Nachdem der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles mit "City of God" 2004 einen der besten Filme des Jahres ablieferte und in der Kategorie bester Regisseur für den Oscar nominiert wurde, war man sehr gespannt auf sein nächstes Werk. Die John le Carré-Verfilmung "Der ewige Gärtner" ist ein würdiger Nachfolger geworden, in dem Meirelles statt Kindergangs in Rio de Janeiros Slums den Missbrauch von Aidskranken als Versuchskaninchen der Pharmakonzerne zeigt. John le Carrés Buch ist zwar ein Thriller, hat aber mit den Spionagegeschichten, mit denen der Autor weltberühmt wurde, wenig zu tun. Bis heute wird dieser Roman als wohl wütendstes Werk des britischen Autors bezeichnet.

Der britische Diplomat und Hobby-Gärtner Justin Quayle (Ralph Fiennes) erfährt, dass seine Frau Tessa, eine leidenschaftliche Aktivisten für die Armen Kenias, auf einer Reise in den Norden des Landes ermordet wurde. Alle denken an einen Mord aus Leidenschaft, weil Tessas Begleiter, ein Arzt aus Nairobi, verschwunden ist. Doch angetrieben von Erinnerungen an die Zeit davor und immer noch verwirrt über das Verhalten Tessas vor ihrem Verschwinden beginnt der sonst so ruhige Gärtner Nachforschungen anzustellen. Widmete er seine Zeit bisher Orchideen und anderen Gewächsen, so erkennt er jetzt, dass er sich um die größte Blume seines Hauses, seine Frau, nicht wirklich kümmerte. Will er seiner Frau anfangs nur retrospektiv näher kommen, sieht er sich bald einer Welt diplomatischer Verstrickungen und rücksichtsloser Menschenexperimente gegenüber.

Es war ein großes Glück für diesen Filmstoff, dass der "Vier Hochzeiten und ein Todesfall"-Regisseur Mike Newell sich dafür entschied, abzusagen, weil ihm ein englischer Zauberer namens Harry Potter dazwischen kam. Denn Meirelles verlagerte den Schwerpunkt dieses westlichen Stoffes (der zwar in Afrika spielt, aber eher in der Welt der britischen Oberklasse angesiedelt ist) nach Afrika, wodurch Kenia dem Zuschauer ähnlich nahe kommt wie in seinem letzten Kinofilm die Slums von Rio de Janeiro. Obwohl der Roman in Kenia verboten wurde und die Kenianer sich den Lesestoff heimlich aus den Nachbarländern besorgen mussten, gelang es Meirelles eine Dreherlaubnis zu bekommen. Dies verleiht dem Film nicht nur Atmosphäre, sondern schuf auch Arbeitsplätze, denn der Regisseur besetzte mehr als drei Dutzend Kenianer in Sprechrollen, da er die Menschen vor Ort einbinden wollte.
Doch auch die nicht-kenianischen Schauspieler sind erwähnenswert. Ralph Fiennes spielt so ergreifend wie seit dem "Englischen Patienten" nicht mehr, wurde aber trotzdem leider nicht für die Golden Globes nominiert. Rachel Weisz hingegen wurde nominiert, denn ihre Tessa ist so kraftvoll und einen großen Teil des Films hindurch auch noch so überzeugend hochschwanger (eine sehr echt aussehende Prothese), dass sie der Frau die Faszination verleiht, die diese von le Carré so lebendig beschriebene Figur verdient.

Schon in "City of God" entwarf Meirelles Bilder voll Farbenkraft, die den Zuschauer eintauchen ließen in diese so andere Welt. Sein Afrika ist ebenso angelegt. Die unterschiedlichen Welten von Justin und Tessa sind auch in der Farbwahl getrennt. Während die Welt der englischen Diplomatie in kalten Grüntönen gehalten wird, schillert in Kenia die warme rote Farbe der Erde. Trotz der eingesetzten Filter wirkt "Der ewige Gärtner" dabei sehr dokumentarisch. Diese Optik erhielt "Der ewige Gärtner" auch aufgrund des brillanten Kameramanns César Charlone (ebenfalls "City of God"), der sich nicht scheute, anderen Leuten (wie Ralph Fiennes) Kameras in die Hände zu drücken und nach der Devise "Wenn es sich bewegt, film es" vorzugehen. Szenen wurden nicht choreographiert, sondern spontan losgespielt. Charlone filmte so schnell los, dass Rachel Weisz von Filmen in "Guerilla-Manier" sprach.
Das Filmen vor Ort (nicht nur in Afrika, sondern auch in Berlin und London) war zwar ein logistischer Kraftakt, hat sich aber in Hinblick auf das Ergebnis sehr gelohnt. Der größte Slum Afrikas, Kibera, war dabei nicht nur für den Regisseur ein Schock, der ihn als schlimmer empfand als die Favelas in Rio, sondern entsetzte auch die kenianische Crew, von denen die meisten noch nie dort gewesen waren. Es wurden zweitausend Bewohner dieses Slums als Statisten eingesetzt.

"Der ewige Gärtner" ist jedoch nicht nur ein spannender politischer Thriller, sondern auch eine überzeugende Liebesgeschichte, die kein glückliches Ende mehr haben kann, da einer der beiden Liebenden schon tot ist. Der Zuschauer sieht Tessa in diversen Rückblenden den Film hindurch und lernt sie mit Justin immer näher kennen, doch erhöht das Hintergrundwissen von ihrem Tod kontinuierlich das Gesehene und lässt es so glücklich-tragisch erscheinen - ein Effekt, den man mit zwei lebendigen Partnern nicht hätte erreichen können. Es ist der Kunstfertigkeit von John le Carré, dem Drehbuchautor Jeffrey Caine ("GoldenEye") und Meirelles zu verdanken, dass weder der Thriller noch die Liebesgeschichte dominieren, sondern dass sie zusammen ein Bild ergeben, das ohne den jeweils anderen Teil nicht funktionieren würde (sonst hätten wir eine andere "Bourne Identität" oder einen weiteren "Englischen Patienten").
Dass le Carrés exzellent recherchiertes Buch hier in guten Händen war, merkt man auch daran, dass der Schriftsteller dem Drehbuchautor Vorschläge machte, was er noch alles auf dem Weg vom Buch zum Skript ändern könnte. Jeffrey Caine war davon verblüfft, da er selbst Respekt vor der guten Vorlage hatte. Dank dieser Kooperation ist der Film fokussierter als das Buch und überzeugt sogar noch mehr. Es wurden Figuren weggelassen (zum Beispiel die beiden britischen Polizisten, die im Buch anfänglich alle Beteiligten langatmig verhören, um dann in der Versenkung zu verschwinden). Der Handlungsort in Deutschland wurde von Bielefeld nach Berlin verlegt, was die Bielefelder vielleicht enttäuschen wird.

"Der ewige Gärtner" bewegt sich auf einem Kontinent, der jenseits vom Afrika der Exotenkuscheligkeit einer "Weißen Massai" liegt. Ergreifend und visuell beeindruckend klagt Meirelles ein System von Korruption und Gier an, das aus unserer westlichen Welt in die Slums - ob Kibera oder Cidade de Deus - importiert wurde. Um es mit den Worten von le Carré zu sagen: "Man spricht von der Korruption in Afrika. Aber wer hat die Afrikaner korrumpiert?".

Bilder: Copyright

10
10/10

ein echt toller film!!!
super film für schulischen unterricht!!!
er lässt einen wirklich lange anchdenken!!!
super schauspieler und glaubwürdige charaktere!!!
ein film den man sich unbedingtr anschauen sollte!!!!

Permalink

1
1/10

der 35. film, in dem ein böser böser pharmakonzern die armen unwissenden afrikaner zu illegalen tests missbraucht *gähn*. hätte mir nach der guten bewertung mehr erwartet, die handlung war komplett vorhersehbar.

p.s.:
um einem vorposter zu antworten: nein, pharmakonzerne sind nicht dazu da allen menschen (ob arm oder reich) zu helfen, sondern wollen gewinne machen (böse marktwirtschaft!). wenn man ihnen das allerdings verbieten will, gibts mangels forschungsanreiz in form von potentiellen gewinnen gar keine qualitativ ansprechenden medikamente mehr ("wirtschaft" auf staatliche verordnung hat schon in der udssr nicht funktioniert).

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8
8/10

Ein wirklich guter, spannender und leider wahrscheinlich auch sehr wahrer Film.
Man sollte ihm 20 Minuten geben, um so richtig in Fahrt zu kommen. Zuerst steht das Kennenlernen der Hauptprotagonisten und die anschliessende Bettszene im Mittelpunkt, was einen vermuten lassen könnte, man wird es in den nächsten 90 Minuten mit einem Liebes-\Eifersuchtsdrama vor der Kulisse Afrikas zu tun bekommen.
Aber stattdessen erwarten einen ein wirklich guter Thriller, der ungeschönt die Machenschaften der 1. Welt in der 3. Welt zeigt. Dazu kameratechnisch und schnitttechnisch sehr schön umgesetzt.
Fazit: erste 20 Minuten abwarten und dann mitfiebern!

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