
"Buena Vista Social Club" ist die erste Review auf filmszene.de, die sich mit einem Dokumentarfilm befaßt. Der Grund dafür ist einfach: Dieser Film ist seit langer Zeit die erste Doku, die im großen Stil in deutschen Kinos gelaufen ist. Worum es im Film geht, ist schnell erzählt: Wim Wenders hat Ry Cooder dabei begleitet, wie er in Kuba zusammen mit den Größen der dortigen Musik-'Geschichte' das Emmy-gekrönte Album "Buena Vista Social Club" aufgenommen hat, er läßt die Musiker ihre Lebensgeschichten, bzw. die Geschichte ihrer Musik erzählen und begleitet die Truppe zu ihren Auftritten in Amsterdam und der New Yorker Carnegy Hall. Natürlich besteht der Film zu einem großen Teil aus Musik, kubanischer Musik selbstverständlich. Trotzdem trifft es sicherlich nicht zu, zu sagen, dass es genügt, wenn man sich den "Soundtrack" kauft - der Film ist noch viel mehr. Abwechselnd zeigt er die Musiker zusammen in einem Konzertsaal, läßt sie in Ruhe das eine oder andere Lied spielen und wechselt dann übergangslos zu einem der Interpreten, der irgendwo in seinem Heimatland sitzt, steht oder spazierengeht und fröhlich aus seinem Leben erzählt. Die Geschichten an sich sind fast unwichtig, viele ähneln sich, was zählt, ist das Flair, das Lebensgefühl der Kubaner, das der Film eindrucksvoll vermittelt.
Während des gesamten Films wird konsequent kaum ein Wort über die politische Situation in Kuba verloren, auch das Alltagsleben spielt keine wirkliche Rolle. Es werden außergewöhnliche Menschen gezeigt, Musiker eben, die teilweise nur für ihre Musik leben. Aber es sind keine gefeierten Stars, sondern fast alles Menschen "von der Straße", die von Ry Cooder erst mühselig ausfindig gemacht werden mussten, weil die Blütezeit ihrer Musik (zumindest für die Öffentlichkeit) schon lange vorbei zu sein schien. Deshalb wirken die Menschen auch so erfrischend einfach. Keiner von ihnen hat den Erfolg des Albums erwartet, und als er doch kommt, nehmen sie ihn hin und kommen (fast alle das erste Mal in ihrem Leben) noch einmal dazu, die Welt zu sehen. Einmalig ist es, wie der über 8ojährige kubanische Sänger durch New York läuft, sich umsieht und meint "Schöne Stadt. Sehr, sehr schöne Stadt." "Buena Vista Social Club" ist das, was ein guter Film sein sollte - ein Erlebnis. Sicherlich muss man die Bereitschaft mitbringen, sich auf ihn einzulassen, aber wenn man das tut, verändert er sicherlich für eine kurze Zeit die Sicht auf die Welt. Im Gegensatz zu anderen guten Filmen, während denen die Zeit im Fluge zu vergehen scheint, kommt einem diese Dokumentation sehr lange, sehr langsam vor, trotzdem langweilt man sich nicht, sondern genießt vielmehr die langsame 'Gangart', die absolut zu den Menschen und der Atmosphäre des Filmes passt. Manche Menschen bezeichnen den Film fasziniert als Kunstwerk, und irgendwie ist er das auch, denn nur sehr wenige Filme haben es geschafft, mich so in ihren Bann zu ziehen, und keiner von ihnen war eine Dokumentation.
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