Gangster Squad

Originaltitel
Gangster Squad
Land
Jahr
2013
Laufzeit
113 min
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 22. Januar 2013

Ein starbesetzter  Film, der sich der Auseinandersetzung zwischen Polizei und Unterwelt  in den „goldenen Jahren“ der Bandenkriege  widmet, verspricht grundsätzlich immer Einiges. Selbst wenn es dabei nicht immer gleich in höchste Filmkunstdimensionen eines „Paten“ geht, so hat das Subgenre „Gangsterfilm“ doch mindestens ein halbes Dutzend weiterer Klassiker hervorgebracht, von Sergio Leone über Martin Scorsese bis Brian De Palma haben dazu namhafte Regisseure ihren Beitrag geleistet. Ruben Fleischer, der vor ein paar Jahren mit seiner Horrorfilmparodie „Zombieland“ aufhorchen ließ, kann sich hier jedoch leider nicht einreihen. Denn dessen „Gangster Squad“ entpuppt sich als ein erstaunlich missratenes Werk, an dem so gut wie nichts stimmig ist oder funktioniert.

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Im Los Angeles des Jahres 1949 beherrscht Bandenchef Mickey Cohen (Sean Penn) die Stadt der Engel zusehends mit seinen illegalen Geschäften. Brutal geht er gegen Konkurrenten vor und erkauft sich das Schweigen und Zusehen der Polizei. Auf der Suche nach aufrechten und unbestechlichen Mitarbeitern wirft Polizeichef Parker (Nick Nolte) schließlich ein Auge auf den Kriegsveteranen John O‘Mara (Josh Brolin), dem er den Auftrag erteilt, mithilfe einer von ihm selbst zusammengestellten Spezialeinheit, welche inoffiziell und außerhalb des Gesetzes agiert, in den Krieg gegen Cohen zu ziehen. O’Maras wichtigster Mann ist dabei Jerry Wooters (Ryan Gosling), für den der Feldzug zu einer persönlichen Angelegenheit wird und der zudem auch ein Auge auf Cohens Freundin Grace Faraday (Emma Stone) geworfen hat.

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Shooting-Star und Kritikerliebling Ryan Gosling („Drive“, "Crazy, Stupid, Love"), Schauspiel-Halbgott Sean Penn als Bösewicht, Emma  Stone („Amazing Spider-Man“) in der weiblichen Hauptrolle, Veteran Nick Nolte  und Namen wie Giovanni  Ribisi oder Robert Patrick in den Nebenrollen. Dazu der kantige Josh Brolin, spätestens seit „No Country for Old Men“ und „Men in Black 3“ ebenfalls in der oberen Liga angekommen, als Haupdarsteller – ist es da ein Wunder, dass man sich voller Vorfreude auf ein Epos von hoher Qualität in den Kinosessel setzt? Doch schon die ersten Szenen sorgen für Verwunderung, denn bei der Exekution eines zwischen Autos gespannten Verräters, dessen Körper in mehrere Teile auseinandergerissen wird, und dem blutigen Alleingang von Sgt. O`Mara zwecks Rettung einer Dame in Nöten wähnt man sich eher in Splattergefilden, zudem ist die Aktion von O`Mara von derartiger Kamikaze-Natur, dass unsere Hauptfigur den Gesetzen der Logik nach eigentlich schon nach fünf Filmminuten das Zeitige hätte segnen müssen.

Und in dem Stil geht es weiter, erschreckend  grobgeschnitzte Figuren hangeln sich von einer Ballerei zur anderen, überstehen diese wie von Zauberhand praktisch unverletzt, und als Reaktion darauf chargiert (und das schreibt man wirklich nicht gerne) ein leider fehlbesetzter und von allen guten Schauspiel-Geistern verlassener Sean Penn als cholerischer Obergangster mit Extrem-Make-Up, dessen einzige Charaktereigenschaften Wut und Brutalität zu sein scheinen.

gsq 3Die „Gangster Squad“ bedient sich bei ihrem Kampf praktisch der gleichen Mittel wie die „offiziellen“ Verbrecher, doch die selbstkritische Reflektion eines (!) Teammitglieds auf dieses fragwürdige Vorgehen beschränkt sich auf knapp zwanzig kurze Sekunden und einen Oneliner aus dem Munde O’Maras als alle Zweifel erstickende Antwort, bevor ein weiteres Mal in den Krieg gezogen wird. Dass in diesem testosterongesteuerten Umfeld wenig Platz für interessante weibliche Figuren ist, kann dann auch nicht mehr verwundern und so ist selbst eine Emma Stone komplett hilf- und machtlos bei dem Bemühen, ihrem Gangsterliebchen irgendwelche Konturen zu verleihen.

Zusätzliche handwerkliche Fehler verschlimmern den Gesamteindruck weiter, wenn sich etwa der „schockierende“ Tod einer der Nebenfiguren bereits Minuten vorher plump ankündigt oder wenn ein Hinterhalt und eine der größeren Schießereien in einem völlig mühelos als künstliche Studiokulisse zu erkennenden Chinatown stattfinden. Diese Sequenz musste zwar deshalb neu gedreht und hinzugefügt werden, weil der ursprünglich geplante Kugelaustausch in einem Kino nach den realen Ereignissen von Aurora als unzumutbar aus dem Film geschnitten wurde, aber so etwas sollte doch für den Zuschauer trotzdem nicht derart deutlich erkennbar  sein. Doch auch sonst wirkt es, als hätte man die Darsteller einfach in möglichst bunte Kostüme gesteckt und lässt sie in Kulissen agieren, die wenn überhaupt mehr nach den klassischen 30er Jahren als nach 1949 aussehen.

gsq 4Es wäre allein aufgrund der Besetzung zwar eine Schande, doch wenn „Gangster Squad“ dann wenigstens reinrassiger Trash wäre, der sich selbst nicht weiter ernst nimmt, dann wäre das Ganze ja noch irgendwie erträglich. Doch sucht man vergeblich nach einem zwinkernden Auge oder irgendeiner anderen Form von Selbstironie bei dieser etwas anderen Art von „Pulp Fiction“ (obwohl doch genau solche Ironie Ruben Fleischers vorherige Werke entschieden prägte, neben "Zombieland" auch den weniger gut gelungenen "30 Minuten oder weniger"). Vor allem Josh Brolins wild entschlossener Cop John O’Mara lässt nie einen Zweifel an der absoluten Ernsthaftigkeit und Verbissenheit der Mission. Und wenn dann gelegentlich doch einmal leisere Zwischentöne angeschlagen und etwas Nachdenklichkeit in die Geschichte geflochten wird (ein Ryan Gosling kann halt nicht anders), dann wirken diese Momente wie Fremdkörper in einem Film, der sich ansonsten an seiner Gewalt und Klischeehaftigkeit zu ergötzen scheint.

Im handlungs- und figurenmäßig sehr ähnlich konstruierten „The Untouchables“ gelangen dem sonst auch nicht unbedingt als Feingeist bekannten Brian De Palma einst gleich mehrere denkwürdige Szenen. Diese alberne „Gangster Squad“ kann man dagegen sofort wieder vollständig vergessen, nachdem man sie durchgestanden hat.

Bilder: Copyright

Schon komisch wie die Meinungen auseinandergehen... Auf filmstarts kriegt der Film 4/5 Sterne.
Ich werde ihn mir trotz diese schlechten Kritik hier trotzdem im Kino ansehen.

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8
8/10

Die Kritik von Herrn Robrahn ist im höchsten Maße völlig inakzeptabel. Kritik in allen Ehren, diese ist
unverständlich und schon unbegreiflich. Dieser Aktion-Film ist unterhaltsam, kurzweilig und in jeder Hinsicht
ein interessanter Hingucker. Unser Kritiker sollte demnächst auch ein bißchen mehr die Augen aufmachen!

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