Es
ist ein schwarzer Tag im Leben von Drew Baylor (Orlando Bloom, "Herr
der Ringe", "Königreich
der Himmel"): Der von ihm designte Spasmodica-Schuh ist
dermaßen gefloppt, dass sein Chef (grandioses Cameo von Alec
Baldwin) ihn mit den Worten feuert, sein Schuh hätte soeben
eine ganze Generation zum Barfußlaufen inspiriert. Das Todesurteil
für jeden Schuhdesigner. Dann macht auch noch seine Freundin
Ellen (Jessica Biel) mit ihm Schluss, und das ist mehr, als Drew
ertragen kann. Kurzerhand beschließt er, sich mit einer ebenfalls
selbst designten Tötungsmaschine ins Jenseits zu befördern,
doch da kommt ihm der (natürliche) Tod seines Vaters dazwischen.
Der starb unerwartet auf einer Reise in seine Heimatstadt Elizabethtown,
wo Drews Mutter ihn aber keinesfalls begraben wissen will. Da Hollie
(Susan Sarandon) aber auf den Verlust des Ehemanns mit dem Bedürfnis
reagiert, ab sofort Stepptanz zu lernen, bleibt Drew nichts anderes
übrig, als selbst die Reise nach Kentucky anzutreten, um die
Leiche seines Vaters von dort nach Oregon zu überführen.
Auf
dem Weg trifft er die gleichermaßen aufdringliche wie kokette
Stewardess Claire Colburn (Kirsten Dunst, "Wimbledon",
"Spiderman"), die ihn
mit guten Ratschlägen nur so überhäuft. Für
Drew ist sie zunächst nur eine Vorbotin der restlichen Deppen
vom Lande, die er in Elizabethtown erwartet und von denen er sich
am liebsten fern halten würde. Dort angekommen stellt er allerdings
fest, dass ihm ein wenig Gesellschaft ganz gut tun würde, und
beginnt ein stundenlanges Telefongespräch mit Claire, bei dem
beide Raum und Zeit vergessen zu scheinen.
Dies ist eine der wunderschönsten "Boy-meets-girl"-Szenen
überhaupt, da glaubhaft rübergebracht wird, wie alles
einfach unwichtig und banal erscheint, weil die Stimme am anderen
Ende der Leitung so faszinierend und fremd und doch vertraut ist.
Außerdem gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Cameron Crowe
("Almost Famous", "Vanilla
Sky"), die sich langsam entfaltende Liebesgeschichte fern
von Rom-Com-Klischees zu inszenieren, was diese erfrischend und
originell macht. Die toll besetzten Hauptdarsteller Bloom und Dunst
tun ihr Übriges. Die Begegnung mit Claire ermöglicht es
Drew, sich mit seiner entfremdeten Familie, besonders auch den verpassten
Momenten mit seinem Vater, auseinanderzusetzen.
Nach
diesem ersten Höhepunkt verstrickt sich Crowe aber in eine
Reihe von Subplots, auf die man gut und gerne hätte verzichten
können, denn letztendlich lenken sie nur von Drews und Claires
Geschichte ab. Stattdessen werden ein paar Klischees von den liebenswerten
und herzensguten Verwandten vom Lande bedient, die extrem misstrauisch
gegenüber allem und jedem sind, was von der Westküste
kommt.
Wie in jedem Crowe-Film ist auch in diesem Falle der Soundtrack
einer der Höhepunkte des Films. Fans des Regisseurs werden
in diesem Bereich also voll auf ihre Kosten kommen, auch wenn einige
Kritiker unkten, die Figur Claire hätte den Musikgeschmack
eines 48-jährigen Mannes.... Da dieser 48-jährige aber
seine Fähigkeit, grandiose Soundtracks zusammenzustellen, schon
mehrfach unter Beweis gestellt hat, ist daran eigentlich nichts
auszusetzen. Im Gegenteil, Claires Mixtape genügt bestimmt
sogar den gehobenen Ansprüchen eines Rob Fleming, und wird
dazu noch wunderschön von Crowe bebildert.
Schon in "Almost Famous" wurde das Flugzeug im Zuge der
"No more Airplanes-Tour" links liegen gelassen und sich
stattdessen auf einen romantischen Roadtrip durch die USA begeben.
In "Elizabethtown" ist es ausgerechnet die Stewardess
- ein Beruf, für den Crowe ein Faible zu haben scheint - die
Drew überredet, das Flugzeug stehen zu lassen, um das Land
richtig erleben zu können. "Zurück
zu den Wurzeln" scheint eine von Crowes Lieblingsbotschaften
zu sein. Auch ein Rockkonzert hat der leicht durchschaubare Regisseur
sich nicht nehmen lassen, und so liefert "Elizabethtown"
Lynyrd Skynyrds "Free Bird" eine Hommage, bei der kein
Auge trocken bleibt.
"Elizabethtown" besteht fast zu gleichen Teilen aus fantastischen
wie unnötigen Sequenzen. Obwohl die vielen liebevollen Details
und solide Darsteller vieles wettmachen, gibt es immer wieder Momente,
bei denen man sich im Kino eine Vorspultaste wünscht (Susan
Sarandons Stand-up-Comedy-Auftritt ist so einer). Außerdem
ist die Geschichte zwar gut, wurde aber leider schon vor über
einem Jahr besser und origineller von Zach Braff in "Garden
State" umgesetzt, in dem ebenfalls ein depressiver junger
Mann von der Westküste für eine Beerdigung in die heimatliche
Provinz zurückkehrt, wo seine Lebensgeister von einer leicht
durchgeknallten jungen Dame wieder geweckt werden.
Trotzdem bietet "Elizabethtown" genug von Cameron Crowes
Zauber, um zwar nicht durchgehend, aber dafür immer wieder
für grandiose Unterhaltung zu sorgen. Für Fans des Kultregisseurs
ist der Film eh ein absolutes Muss, und auch die Filmquizbücher
werden wieder ein paar Einträge mehr bekommen (Stichwort: 60B).
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