Was die Massentauglichkeit der Marvel-Helden aus der zweiten Reihe betrifft sind die Zweifel mittlerweile eigentlich lange verflogen. Ob der seltsame Doktor oder die chaotischen Wächter der Galaxis – es scheint einfach jede Figur zu funktionieren in Marvels Cinematic Universe. Selbst dem von vielen als etwas obskur empfundenen Ant-Man gelang es mit seinem Debüt gute Kritiken und noch bessere Box Office-Zahlen zu erzielen. Auch Scott Lang wurde anschließend in die Marvel-Familie integriert und kämpfte zusammen mit den „Avengers“ die legendäre Schlacht am Leipziger Flughafen (ja, die Marvel-Welt ist in der Tat ab und zu etwas obskur). An diese Ereignisse schließt nun auch die Fortsetzung mit den Abenteuern des Ameisenmannes an, die zudem eine ganz bestimmte Funktion erfüllt: Dadurch, dass sie zeitlich vor dem allumfassenden „Infinity War“ angesiedelt ist, kann darin problemlos der lockere Ton des Vorgängers beibehalten werden und „Ant-Man & The Wasp“ als eine Art leichter Snack für zwischendurch genossen werden, bevor es dann demnächst wieder um die Rettung des gesamten Universums geht.
Nachdem er als „Ant-Man“ in Deutschland an der Seite der „illegalen“ Superhelden gekämpft hatte, wurde Scott Lang (Paul Rudd) für zwei Jahre unter Hausarrest gestellt, eine unangenehme Zeit, die nun bald zuende geht. Daher hat Scott eigentlich auch wenig Lust sich vom Erfinder der Schrumpftechnologie, Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und desen Tochter Hope (Evengeline Lilly) gerade jetzt in ein ungewisses neues Abenteuer hineinziehen zu lassen. Da er jedoch eine geistige Verbindung zu Hanks totgeglaubter Ehefrau Janet (Michelle Pfeiffer) aufgebaut hat, nimmt dieser auf Scotts Befindlichkeiten keine Rücksicht und fasst plötzlich neue Hoffnung, seine Frau vielleicht doch noch aus dem subatomaren Raum, in dem sie einst verschollen war, zurück in unsere Welt zu holen. Dabei stellt sich den dreien jedoch ein mysteriöses Wesen namens „Ghost“ in den Weg, das sich ebenfalls auf ganz eigene Art durch den Raum bewegen kann und für seine Aktionen zudem auch einen ziemlich triftigen Grund hat.
Die Geschichte ist es sicher nicht, was den zweiten Ausflug in die „Ant-Man“-Welt zu einem erneut recht großen Vergnügen macht. Ist diese doch nicht nur sehr simpel, sondern sprüht zudem auch vor pseudo-wissenschaftlichem Unfug, bei dem mit irgendwelcher Quantenphysik grundsätzlich offenbar alles möglich zu sein scheint. Und die Szenen, in denen nach Belieben wirklich jede Form von Materie verkleinert oder vergrößert werden kann, so dass dann selbst ein ganzer Häuserblock bequem in einem Koffer durch die Gegend transportiert wird, strapazieren die Glaubwürdigkeit selbst für Superhelden-Filme in einem schon sehr grenzwertigen Maße.
Das muss man also schlicht kaufen und schlucken, wenn man am 20. Beitrag zum Cinematic Universe Spaß haben will. Dann hat man ihn allerdings auch, denn auf der anderen Seite gehören diese Pop-Up-Momente halt auch zu den amüsantesten des Films. Denn der „Ant-Man“ ist (wie in der Comicvorlage) eben auch ein „Giant-Man“, was die Möglichkeiten für spektakuläre Aktionen natürlich deutlich vergrößert.
Trumpf Nummer Zwei - neben den erwartungsgemäß hervorragenden Effekten – ist dann erneut der große Humoranteil, der sich bei dieser Figur aber auch einfach anbietet. Gerade in diesem Punkt schafft es die Marvel-Reihe ganz ausgezeichnet für Abwechslung zu sorgen, nach dem spaßigen letzten „Thor“-Abenteuer ging es im Anschluss mit „Black Panther“ und vor allem dem „Infinity War“ ja etwas ernster zur Sache, bevor nun also der Mann mit der Insektenarmee wieder für ein Gagfeuerwerk und jede Menge lustige Sprüche sorgt, die glücklicherweise in den allermeisten Fällen auch genau das sind, nämlich ziemlich witzig.
Gerade die Tatsache, dass sich der ehemalige Kleinkriminelle und seine Partner eher unfreiwillig zusammentun, sorgt für jede Menge Reibereien und Nicklichkeiten, die durch die von vornherein als Comic Relief angelegte Figur von Michael Pena noch verstärkt werden. Das Dreigestirn Rudd-Lilly-Douglas hat sich dabei mittlerweile sehr gut eingespielt und vor allem der altgediente Michael Douglas erweckt dabei den Eindruck, wirklich Spaß an der Sache zu haben.
Aber reden wir nicht drum herum: Die Story selbst ist schon arg dünn und hätte in diesem Fall nicht wirklich wieder auf volle zwei Stunden ausgedehnt werden müssen. So hätte das Ganze z.B. sicher auch genauso gut ohne die Figur des wissenschaftlichen Rivalen von Hank Pym, Dr. Bill Foster (Laurence Fishburne) funktioniert, und die zu Beginn stark eingeführte und als Haupt-Antagonist aufgebaute Figur „Ghost“ wird dann im Verlauf ziemlich am Rande liegen gelassen. Das sind die Schwachpunkte eines Films, der nichtsdestotrotz insgesamt immer noch etwas mehr Stärken als Schwächen aufweist und somit keinesfalls als Flop innerhalb der Marvel-Reihe anzusehen ist.
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