Es gibt längst nicht mehr so viel mediale Aufmerksamkeit für den nun dritten „Star Trek“-Film nach dem Reboot der Marke im Jahr 2009. War die Spannung, was ein J.J. Abrams mit dem über Jahrzehnte von treuen „Trekkies“ begleiteten Universum anfangen würde, damals naturgemäß groß, so hielt sich der Hype auch noch für die Fortsetzung „Into Darkness“, wofür allein schon die Verpflichtung des gerade immens populären Benedict Cumberbatch als Gegenspieler sorgte. Nachdem das erste neue Abenteuer der Enterprise fast durchgehend begeistert aufgenommen wurde, fiel die Reaktion auf den zweiten Streich doch etwas gemischter aus (allerdings nicht bei uns). Auch an den Kinokassen lief „Into Darkness“ nur mittelprächtig, die Fortführung der Franchise stand allerdings nicht ernsthaft in Frage. Zumal auch klar war, dass es dafür frisches Blut auf dem Regiestuhl geben würde, wanderte Abrams doch weiter zu einer anderen Science-Fiction-Reihe, die ihm dem Vernehmen nach noch ein wenig mehr am Herzen liegt. Sein Nachfolger heißt Justin Lin und der ist normalerweise ein Garant dafür, dass es zumindest an einem mit Sicherheit nicht mangelt, nämlich an Action. Obwohl der „Fast & Furious“-Macher in dieser Hinsicht erwartungsgemäß nicht enttäuscht, liegen die Stärken von „Star Trek: Beyond“ doch eher an anderer Stelle.
So lange ist er eigentlich noch gar nicht im Amt, doch bei Captain James T. Kirk (Chris Pine) schleicht sich bereits eine gewisse Müdigkeit ein, die „Erforschung neuer Welten“ erscheint ihm zunehmend wie eine immer gleiche Routine ohne echtes Ziel. Nicht ahnend, dass sich auch sein erster Offizier Spock (Zachary Quinto) mit Wechselgedanken trägt, bewirbt sich Kirk für einen hohen Verwaltungsposten auf der gigantischen Raumstation Yorktown. Zunächst führt ihn und seine Crew jedoch noch ein Hilfseinsatz in bisher unbekanntes Gebiet, wo die „Enterprise“ auch prompt in eine gestellte Falle gerät. Nur unter größten Mühen können sich Kirk und seine wichtigsten Helfer auf den Planeten Altamid retten. Dort müssen sich die verstreuten Crew-Mitglieder um Dr. McCoy (Karl Urban), Lt. Uhura (Zoe Saldana), Chefingenieur Scott (Simon Pegg) und Navigator Chekov (der vor kurzem unter tragischen Umständen verstorbene Anton Yelchin) erst einmal neu organisieren, bevor sie dem hinter der Attacke stehenden Krall (Idris Elba)gegenübertreten können.
Und was für eine Attacke das ist, mit der der aktuelle Oberschurke die U.S.S. Enterprise da „empfängt“! Was anderswo auch einen beeindruckenden Showdown ergeben könnte, serviert Action-Meister Justin Lin hier bereits nach gut 20 Minuten, nämlich eine schwindelerregende Schlacht mit vielen rasanten, atemraubenden Momenten – und mit Konsequenzen. Denn wie sich Teil Zwei der Neufassung sehr stark am zweiten Film der alten Kinoreihe orientiert hatte, so übernimmt man in „Beyond“ ebenfalls zumindest ein zentrales Element aus dem damaligen dritten Teil. Das ist schon mal ein echter Tiefschlag, der dann aber zwangsweise dazu führt, das die Story diesmal eine ganz andere Richtung nehmen muss als gewohnt.
Und so haben wir es in der Folge dann auch mit einem jener klassischen „Planetenabenteuer“ zu tun, für die schon die Ur-Serie bekannt war. Überhaupt stellt sich in diesem Film ein deutlich stärkeres, echtes „Trek“-Feeling ein als in den beiden Vorgängern, mit denen ja auch in erster Linie die Hardcore-Fans ihre Probleme hatten, da sie darin zu wenig der klassischen Serien-Elemente und -Philosophie entdecken konnten.
Das ist hier definitiv anders, bedeutet allerdings auch, dass wir es im Prinzip diesmal nur mit einer auf Leinwandformat gebrachten, typischen „Star Trek“-Episode zu tun haben, in der die Bedrohung zwar auch nicht gerade klein, aber eben doch nicht gleich Galaxien bedrohend ausfällt. So ist dann auch der Bösewicht eine Figur, die vor allem dann Wirkung erzielt, wenn sie mit der großen Statur von Idris Elba und unter einer Maske verborgen in Erscheinung tritt. Die eigentliche Hintergrundgeschichte und Motivation von Krall fallen dagegen aber eher lahm aus.
Das angestrebte (und auch erreichte) stärkere „Trek“-Feeling geht dabei offensichtlich aufs Konto von Simon Pegg. Denn während sich der Brite vor ein paar Jahren noch ganz Fanboy–mäßig darüber freute, überhaupt in einem „Star Trek“-Film dabei zu sein, durfte er nun sogar das Drehbuch verfassen. Wer deshalb womöglich befürchtet hatte, der vorwiegend in Komödien beheimatete Pegg würde die Gelegenheit für diverse Albernheiten und vielleicht etwas zu viel Humor nutzen, der darf sich entspannt zurücklehnen. Zwar finden sich natürlich auch in diesem Film wieder einige der typischen Kabbeleien zwischen den Figuren, aber insgesamt gibt es sogar etwas weniger Konzentration auf die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander zu verzeichnen als in den beiden Vorgängern. Stattdessen steht ganz klar die Entwicklung der Geschichte im Vordergrund, zu deren Veredelung dann noch zwei sehr große plus ein paar kleinere Action-Sequenzen nach Art „Justin Lin“ gereicht werden (der Einsatz eines antiken Motorrads geht nämlich mit Sicherheit auf dessen Kappe).
Die ersten beiden neuen „Star Trek“-Filme besaßen also eindeutig größeres Pathos und suggerierten ein Mehr an Bedeutung, doch zur Abwechslung ist so ein ganz „normales“, grundsolides SciFi-Abenteuer auch sehr nett anzuschauen und man kann es durchaus als angenehm empfinden, dass einem dieser Film eben nicht in jeder Minute mit einer „Schau mal was ich alles kann“-Attitüde ins Gesicht springt. Den Fans des ursprünglichen „Star Trek“ nach Gene Roddenberry-Art müsste diese Episode daher eigentlich gefallen, ob sie auch das Mainstreampublikum in ausreichenden Scharen anlockt, bleibt dagegen abzuwarten – dieser Film hätte es aber verdient.
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