
Nach ihrem überaus charmanten Überraschungserfolg "Italienisch für Anfänger" aus dem Jahre 2001 präsentiert die dänische Regisseurin Lone Scherfig mit "Wilbur wants to kill himself" ihr Nachfolgewerk. Diesmal kein minimalistischer Dogma-Film, denn es gab genügend Geld für eine klassische Kinoproduktion. Doch Nähe und Charme fehlen, und so wird dieser Film wohl weder jemanden überraschen noch ein großer Erfolg werden.
Der egozentrische und egoistische Wilbur (Jamie Sives) ist fast dreißig, hat eine starke Anziehungskraft auf Frauen und will nicht mehr leben. Er wäre auch längst tot, wenn nicht die unermüdlichen Anstrengungen seines Bruders Harbour (Adrian Rawlins) die versuchten Selbstmorde immer wieder sabotieren würden. Nach seinem letzten Versuch muss Wilbur zu seinem Bruder ziehen, da nicht nur seine Therapiegruppe und der leitende Psychiater Dr. Horst (Mads Mikkelsen), sondern auch sein Vermieter hinreichend genervt von ihm sind. Wilbur und Harbour haben von ihrem Vater den heruntergekommenen Secondhand-Buchladen "North Books" in Glasgow geerbt. Dort treffen sie auf die schüchterne Krankenschwester und allein erziehende Mutter Alice (Shirley Henderson, "Bridget Jones"). Sie vereitelt Wilburs Versuch, sich zu erhängen und verliebt sich anschließend in Harbour. Zwar versucht Wilbur noch in Harbours und Alices Hochzeitsnacht sich in der Badewanne das Leben zu nehmen, wenig später jedoch ist er plötzlich verliebt und Harbour wartet auf den Tod ....
Gemeinsam mit "Italienisch für Anfänger" ist dieser dänisch-schottischen Produktion die überragende Besetzung. Der noch weitgehend unbekannte Schotte Jamie Sives, der etwas bekanntere Brite Adrian Rawlins (Breaking the Waves, Harry Potter) und Dänemarks Starschauspieler Mads Mikkelsen (sprich: Maðs Migglsn): sie alle verkörpern ihre Figuren glaubhaft mit eindringlicher Intensität, so dass es sich der Film problemlos leisten kann, auf große Affekte zu verzichten. Ganz undogmatisch verstärken Kostüme und Ausstattung die Veränderung, die jede der Hauptfiguren im Laufe des Films durchlebt.
Die Geschichte, die "Wilbur wants to kill himself" erzählt, ist vielschichtig und spielt klug mit gängigen Vorstellungen von Moral und Liebe. Doch trotz Tiefe und Emotionalität, der besondere Charme und der feine Humor, der "Italienisch für Anfänger" auszeichnete, fehlt hier fast völlig. Zwar schafft es die Geschichte, den Zuschauer anzusprechen, doch sie berührt ihn nicht. Damit bleibt er ein Beobachter am Rand, der am Ende nicht das Gefühl hat, aus der Filmwelt nur ungern wieder auftauchen zu wollen.
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