Für Shannon (Minnie Driver) und Frances (Mary McCormack) laufen die Dinge nicht so, wie sie es sollten. Die hart arbeitende Krankenschwester Shannon verdient weder finanziell noch privat die angemessene Anerkennung und sieht sich gezwungen, ihren Freund vor die Tür zu setzen, als der auch noch ihren Geburtstag vergisst. Die amerikanische Schauspielerin und Single-Frau Frances schlägt sich mit billigen Off-Off-Broadway Produktionen und der Synchronisation außerirdischen Gemüses durchs Leben. Am Geburtstagsabend der Neu-Singlefrau Shannon betrinken sich die beiden gemeinsam - und was als Zweckgemeinschaft beginnt, macht sie zu partners in crime, als sie zufällig Ohrenzeugen eines Bankraubes in der Nachbarschaft werden.
Da der Zustand ihrer Haushaltskassen absolut jämmerlich ist, wollen Shannon und Frances ein Stück vom Kuchen abhaben und für die Meldung des Verbrechens eine Belohnung kassieren. Nachdem sie auf dem überlasteten Polizeirevier allerdings wenig ernst genommen werden, erscheint die Erpressung der Bankräuber als nahe liegende Idee.
Wie schaffen es aber zwei absolute Amateurinnen, die abgesehen von einer ausgebildeten Schauspieler-Stimme weder über kriminelle Erfahrungen noch über Schießkünste verfügen, die ganz großen Unterweltler Londons zu erpressen?
Was bei Regisseur Mel Smith ("Mr. Bean") als eher lahme Mischung aus "Abgeschminkt" und "Thelma & Louise" beginnt, nimmt im Verlauf der Entwicklung von reichlich naiven Möchtegern-Banditinnen, die immer mehr Spaß und Routine am Verbrechen gewinnen, an Tempo immer mehr zu. Der Spaß geht dabei nicht auf Kosten zweier Frauen, die versuchen, in eine Männerwelt einzudringen und bereits am Rückstoß einer Waffe scheitern, sondern auf die Problematik, die der Einstieg ins kriminelle Leben eben so mit sich bringt. Dabei werden aus ihnen keinesfalls Superheldinnen á la "Drei Engel für Charlie", sondern englische Provinzganovinnen, die ihre Filmheroinen immer wieder auf die Schippe nehmen. Denn Shannon und Frances unterlaufen die kleinen Widrigkeiten des Verbrecherlebens, wie etwa ein Bauer, der während einer verabredeten Geldübergabe auf der Weide auftaucht und der landwirtschaftlichen Fürsorge um seine Rindviecher nachgehen will.
"Verbrechen verführt" ist eine der Ausnahmen, bei denen dem deutschen Verleiher kein dämlicherer Titel als der des Originals ("High Heels and Low Lifes") eingefallen ist. Hier sei nur an Filme mit weiblichen Kriminellen wie "Heartbreakers - Achtung! Scharfe Kurven!" erinnert.
Shannons edlen Florence-Nightingale-Habitus hätte Smith sich allerdings gerne sparen können. Ihre Fürsorge für verletzte Ganoven und die Investition des erbeuteten Geldes in medizinisches Equipment für das Krankenhaus wirken eher als Spaßbremse - wie es um das (Gesundheits-)System bestellt ist, wird uns bei ihren männlichen Pendants schließlich auch nicht unter die Nase gerieben. Anstelle der halbherzigen Robin-Hood und Nächstenliebe-Intention hätte Smith sich konsequent an das Motto des Abspann-Titels halten sollen: "Sisters are doing it for themselves!".
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