Safe House

Originaltitel
Safe House
Land
Jahr
2012
Laufzeit
115 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von René Loch / 20. Februar 2012

Irgendwo in Kapstadt, Südafrika: Ein junger Mann namens Matt (Ryan Reynolds) wirft Tennisbälle gegen Wände, starrt auf Monitore, läuft in spärlich ausgestatteten Räumen auf und ab, schlägt Zeit tot. Im Auftrag der CIA bewacht er ein "Safe House", einen Zufluchtsort mit Verhörraum für Verbrecher, Staatsfeinde und Kronzeugen. Zeitgleich: Tobin Frost (Denzel Washington), ehemaliger Mitarbeiter der CIA und nun wegen Geheimnisverrats ganz oben auf ihrer Fahndungsliste, gelangt in Besitz einer wertvollen Datei. Eine dritte, unbekannte Partei hat es auf den Chip abgesehen und geht dabei über Leichen. Frost rettet sich in das amerikanische Konsulat, von wo aus er direkt zu Matt und dem Safe House gebracht wird und mittels Waterboarding zum Reden gebracht werden soll. Doch schon wenige Minuten nach seinen Eintreffen gerät die Anlage unter schweren Beschuss.

Anders als etwa in John Carpenters „Assault on Precinct 13“ rollt nun jedoch nicht Angriffswelle auf Angriffswelle auf das Safe House zu, sondern treibt es die beiden überlebenden Protagonisten auf die Flucht. Das ist etwas schade, hätte man sich mit diesen beiden Darstellern doch auch einen eher psychologischen, tendenziell klaustrophobischen Thriller gut vorstellen können. Gerade Ryan Reynolds ist ein solches Szenario ja mittlerweile bestens bekannt.

Überhaupt weckt die erste halbe Stunde Erwartungen, die sich später leider nicht immer erfüllen. Sei es das Spiel mit Licht und Dunkelheit, das pulsierende Leben der Metropole, in der gerade eine riesige Demonstration die Straßen füllt, das hohe Tempo oder einfach nur der Umstand, Denzel Washington mal wieder in einer zwielichtigen, vielleicht sogar richtig bösen Rolle in verdammt coolem Look zu sehen. Zu Beginn macht der hierzulande noch ziemlich unbekannte schwedische Regisseur Daniel Espinosa, dessen Inszenierung bisweilen gewaltig an Tony Scott erinnert, so ziemlich alles richtig: „Safe House“ sieht toll aus, ist spannend und weckt Neugierde auf den Fortgang der Handlung. Auch die Entscheidung, die öde einsame Tätigkeit von Matt mit dem prallen Leben in Kapstadt und den aufregenden Tätigkeiten von Frost gegenüber zu stellen, erweist sich als geschickter Schachzug.

Obwohl „Safe House“ mit dem Handlungsort Langley, also dem CIA-Hauptquartier, und den dort agierenden großen Tieren Catherine Linklater (Vera Farmiga) und David Barlow (Brendan Gleeson) noch eine weitere interessante Komponente ins Spiel bringt, verliert der Film seinen Drive. Auf der Flucht vor den Verfolgern mutiert „Safe House“ von einem Politthriller zu einem Actionfilm, dessen Regisseur sein Handwerk nicht versteht. Es kracht und knallt gewaltig, doch die Wackelkamera lässt mehr erahnen als erkennen, sowohl was Autoverfolgungsjagden als auch die sehr harten körperlichen Auseinandersetzungen betrifft.

So verliert Espinosa zunehmend auch sein eigentlich interessantes Plot-Konstrukt aus den Augen. Schließlich gibt es zum einen Matt, der den Auftrag hat, Frost zu beschützen, ihn aber auch nicht entkommen lassen darf. Und zum anderen steht da die Frage im Raum, was es mit der Datei auf sich hat, wie die verschiedenen Interessenlagen, die hier im Film aufeinanderprallen, zueinander passen und ob in der CIA, wie von Frost angedeutet, nicht tatsächlich irgendjemand ein falsches Spiel treibt. Fast folgerichtig kommen Matt irgendwann Zweifel an seinem Auftrag und dessen Gebern. Wie das alles letztlich aufgelöst wird, haut jedoch keinen vom Hocker, und auch der finale Shootout ist mit "unspektakulär" bestens umschrieben.

Was diese Mischung aus vielversprechendem Thriller und enttäuschendem Actionfilm letztlich leicht über gewöhnliches Mittelmaß hebt, ist die beachtliche und illustre Riege an Darstellern. Sowohl Vera Farmiga und Brendan Gleeson in wichtigen Nebenrollen als auch Denzel Washington als zentraler Charakter wissen zu überzeugen, auch wenn sie das Drehbuch mit eindimensional angelegten Charakteren nicht zu Höchstleistungen treibt. Ryan Reynolds muss man spätestens seit „Buried“ auf der Liste haben. In „Safe House“ erweist er sich einmal mehr als nicht überragender, aber solider, vielseitiger Schauspieler. Auch der gern gesehene Robert Patrick, vor allem bekannt als T-1000 aus „Terminator 2“, schafft es in einer eher kleinen Rolle zu einigen Minuten Leinwandzeit. Gefühlt ist das sein erster Kinoauftritt seit einer halben Ewigkeit, tatsächlich ist er nahezu jährlich in nicht ganz unbekannten und unbedeutenden Filmen wie „Walk the Line“, „Brücke nach Terabithia“ oder „Firewall“ zu sehen.

Ideal eignet sich „Safe House“ wohl für einen gemütlichen, durchaus unterhaltsamen DVD-Abend auf dem Sofa. Im Kino hingegen könnten sich in Anbetracht des finanziellen Mehraufwandes leichte Anzeichen von Enttäuschung einstellen, nicht nur deshalb, weil es sich nur um einen durchschnittlichen Film handelt, sondern vor allem aufgrund der ersten 30 Minuten, welche ein Versprechen geben, das der Regisseur in den folgenden 90 Minuten nicht einlösen kann. Der bessere Tony Scott ist Espinosa also nicht.

Bilder: Copyright

2
2/10

Warum denn so viele Worte?

*PengPeng* ... Verfolgungsjagd mit Autos ... *PengPeng* ... Verfolgungsjagd mit Füßen ... *PengPeng* ... viele tot, viele nicht. Ende.

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