Dass man nicht unbedingt viel Geld braucht, um einen tollen Film zu machen, ist durchaus bekannt. Die Filme selbst, die das Ergebnis einer solchen Arbeit sind, sind es aber nicht immer. Und so leidet auch "Assault - Anschlag bei Nacht", John Carpenters erster "richtiger" Film (nach dem erweiterten Studentenfilm "Dark Star" 1974) aus dem Jahr 1976, unter einer unverdienten Nischenexistenz. Für viele fängt das Kapitel John Carpenter erst mit dessen Wahnsinnserfolg "Halloween" zwei Jahre später an. Zudem wurde Carpenter durch seine vornehmlich Horror- und Science Fiction-Filme schnell als Genreregisseur charakterisiert, aus dessen Schaffen der Großstadtwestern "Assault" ein wenig heraus fällt. Aber eben auch nicht zu sehr, denn wie ein Großteil seiner Filme ist auch "Assault" Hommage an den von ihm verehrten Howard Hawks-Film "Rio Bravo" und verarbeitet dessen klassisches Thema der Isolation. Wieder einmal erschafft Carpenter ein Belagerungsszenario, in dem sich eine Reihe von unterschiedlichen Charakteren zusammenraufen müssen, um gemeinsam zu überleben.
Dabei orientiert sich der Film allerdings sehr an George A. Romeros "Die Nacht der lebenden Toten" in seiner Konzeption als Terrorfilm ohne große Erklärungsansätze. Wie Romeros Zombies sind auch die Mitglieder der Straßengang hier ohne Eigencharakteristiken, bleiben stumme Repräsentanten einer kaum rationalisierbaren Bedrohung. Und so wandelt sich auch dieser Actionthriller in seiner Laufzeit zu einem waschechten Horrortrip, der allerdings durch den immer wieder durchscheinenden schwarzen Humor der Protagonisten etwas abgemildert wird. Gerade der von Darwin Joston mit stoischer Ruhe gespielte Schwerverbrecher Napoleon Wilson reißt einen zynischen Spruch nach dem anderen und ist ehrlich gesagt eine echt coole Sau. Drehbuchschreiber Carpenter macht es ihm freilich einfach mit einem gerade durch seine simplen Strukturen prägnanten Drehbuch, dessen Dialoge direkt aus der hartgesottenen Schreibschule eines Film Noir-Films übernommen zu sein scheinen. Mit dem sympathischen Austin Stoker als schwarzem Helden (eigentlich eine Romero-Spezialität) und Laurie Zimmer als typisch Hawks-hafte, selbstbewusste und eigenständige starke Frau hat man ein Trio aus überzeugenden Hauptdarstellern, die auch manch hölzerne Leistung vereinzelter Nebendarsteller vergessen lassen. Apropos Vergessen: Dum-Du-Du-Du-Dum, Dum-Du-Du-Du-Dum. Wer "Assault" einmal gesehen hat, wird vor allem eins nicht vergessen: Carpenters Synthesizer-Score mit seinem wahnsinnig eingängigen Hauptthema. Wie Carpenter aus seinem billigen Heimkeyboard eine so simple wie effektive Filmmusik schafft, das perfektionierte er zwei Jahre später dann mit "Halloween", toll ist's aber schon hier. Simpel und effektiv trifft sowieso "Assault - Anschlag bei Nacht" am besten, sowohl von Form als auch Inhalt her. Schnörkellos präsentiert Carpenter in der ersten halben Stunde seine Protagonisten in drei parallelen Handlungssträngen, führt diese dann mehr oder weniger geschickt zusammen, und ab da an fliegen die Fetzen. Zu den Highlights gehören ein "stilles" Feuergefecht und natürlich der unwiderstehliche Schlussdialog, bei dem man fast an "Casablanca" und den Beginn einer wunderbaren Freundschaft denken muss. Natürlich ist nicht alles an "Assault" makellos: Der Plot hat seine Anzahl an Löchern, einige Schauspielleistungen der unbekannten Nebendarsteller sind wie schon erwähnt durchaus noch ausbaufähig, und beim Showdown sieht man schon ein wenig, dass Carpenter und Co. am Ende das Geld ausging. Wer dem Film dies nachsieht - und einem billig produzierten Exploitationfilm dieser Klasse muss man das eigentlich - der wird mit einem rasanten Actionfilm belohnt, der hart zuschlägt und dabei trotzdem wahnsinnig gut unterhält. Wie am Anfang erwähnt: eine Perle zum Neu- oder Wiederentdecken. Vielleicht wird sich der mangelnde Bekanntheitsgrad von "Assault - Anschlag bei Nacht" ja durch die jetzt vorliegende DVD-Neuauflage ändern. Verdient hätte dies die neue Special Edition von E-M-S auf jeden Fall, denn bei dem 2 Disc-Set kann man getrost von einem Referenzprodukt sprechen. Besonders im Bereich Ton und Ausstattung schlägt die deutsche DVD hier ausnahmsweise mal die Konkurrenz deutlich. Was nicht heißen soll, das Bild würde da nicht mithalten, ganz im Gegenteil. Im Originalformat und nun auch anamorph kodiert, verblüfft das Originalbreitbild (2.35:1) mit einer Farbdarstellung und Schärfe, die man bei diesem 30 Jahre alten und damals nicht eben grad auf teurem Filmmaterial hergestellten Streifen nicht erwartet hätte. Einzig die "burn marks" (die kleinen schwarzen Punkte am rechten oberen Bildrand als Signal für den Filmvorführer) hat man nicht beseitigen können, von zwei im Negativen abfallenden Szenen mal abgesehen gibt es aber so gut wie keinen Dreck, Kratzer oder andere Defekte. So gut hat "Assault" noch nie ausgesehen, was diesen Low Budget-Streifen gleich noch mal um einiges teurer aussehen lässt, als ohnehin schon. Ein wirklich überzeugender Bildtransfer. Der Film selbst großartig, die DVD vollkommen überzeugend. Da jene zudem zu einem sehr fairen Listenpreis angeboten wird, kann man hier nur sagen: Ganz klare Kaufempfehlung. Diesen Actionklassiker sollte man sich in Form dieser wunderbar ausgestatteten Neuauflage unbedingt ins Regal stellen. |
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