Running Scared

Originaltitel
Running Scared
Land
Jahr
2006
Laufzeit
117 min
Regie
Bewertung
von Simon Staake / 14. November 2010

Vor drei Jahren begeisterte uns Wayne Kramer mit "The Cooler", einem charmanten und gleichzeitig recht interessant aufgemachten Indiefilm, der magischen Realismus mal anders interpretierte. Figuren mit übernatürlicher Gabe und eine zarte Liebesgeschichte als Magie-Teil, kompromisslose Gewalt und glaubwürdige Sexszenen als Realismus-Teil. Da konnte man gespannt sein, was Kramer mit dem Nachfolger "Running Scared" abliefern würde. Dieser hatte in seiner kurzen Kinolaufzeit auf hiesigen Leinwänden nur wenig Chancen und wird wohl eher in den Videotheken oder im Heimkino sein Publikum finden. Angesichts der DVD-Veröffentlichung also Zeit, uns Film und DVD einmal genauer anzuschauen.

Kramer erzählt die Geschichte einer turbulenten Nacht. Joey Gazelle (durchaus überzeugend als ausnahmsweise harter Kerl: Paul Walker), Laufbursche der Perellos, einer Mafiafamilie in New Jersey, soll eine ‚heiße' Waffe entsorgen, mit der bei einem daneben gegangenen Drogendeal ein paar Polizisten erschossen wurden. Zu dumm allerdings, dass er die Waffe bei sich zu Hause versteckt und ihn der Nachbarjunge Oleg (Cameron Bright, der offensichtlich vertraglich verpflichtet ist, in jedem Hollywoodfilm mit merkwürdigem Kind mitzuspielen) dabei beobachtet. Flugs hat Oleg die Waffe geklaut und genauso flugs hat sein brutaler Stiefvater Anzor (Karel Roden, "Hellboy") eine Kugel aus der Waffe im Körper. Der Junge flieht - und Joey muss ihm folgen. Denn wenn die Polizei, angeführt vom korrupten Cop Rydell (diese Rolle spielt er auf einer Backe ab: Chazz Palminteri), oder die misstrauisch werdende Mafiafamilie, insbesondere dessen impulsiver Juniorchef Tommy (Johnny Messner), Oleg und damit die Waffe vor ihm finden, ist Joey dran. Unterstützt von seiner Frau Teresa (beste Darstellerleistung des Films: Vera Farmiga) rast Herr Gazelle dem Familiennamen entsprechend durch die Nacht - eine Nacht voller wilder und brutaler Ereignisse…

"Running Scared" hat sein Motto quasi schon im Titel - schnell geht es hier zu, und düster. Denn die Frage, welche Teile seines Regiedebüts Kramer weiter ausbauen würde, ist schnell beantwortet. Er nimmt die schon in "The Cooler" teilweise recht derbe Gewalt und fährt das Ganze dann noch mal ein Stück höher. Kein Wunder, dass Quentin Tarantino sich umgehend als Fan des Films outete, denn Kramers Vorliebe für Extreme spiegelt sich besonders in den Gewaltdarstellungen wider: Da spritzt das Blut nur so, und wer gedacht hat, er hat alle möglichen Folterarten in einem Film schon gesehen, dem wird hier noch eine interessante neue Variante aufgezeigt. Tarantino-esk sind allerdings auch die in langsamere Passagen eingeflochtenen Mono- und Dialoge, etwa Anzors Monolog über John Wayne und den Super 8-Film mit dem "Duke", den er als Junge besaß.
Die Charaktere bleiben dem ungestümen Erzählton und der reichlich überzogenen Story entsprechend wilde Karikaturen, das allerdings völlig gewollt. Das Ganze ist dann so überzogen, dass man das alles eigentlich nicht ernst nehmen kann. Und liegt damit genau richtig, wie Regisseur Wayne Kramer in seinem Audiokommentar erklärt. Wer diese abgedrehte Story voll unglaubwürdiger Zufälle, absurder Charaktere und brachialen Mitteln ernst nimmt, ist selber schuld. Der Sam Peckinpah, Brian de Palma und Walter Hill gewidmete Film nimmt sich genau diese Referenzen, legt dann einen Haufen Aufputschmittel ein und haut auf den Putz. Da gibt's dann kaum Platz für Feinheiten, aber als Erlebniskino der bizarren Art ist das allemal etwas, was man so nicht alle Tage sieht.
Natürlich fallen einem beim Betrachten der überstilisierten und knackig geschnittenen Bilder hier statt Namen wie Peckinpah eher solche wie Tony Scott ein. Während dieser es aber mit dem visuellen Overkill zuletzt so sehr übertrieb, dass Filme wie "Domino" quasi unansehbar waren, hält sich Kramer so weit zurück, dass trotzdem ein kohärenter Film herauskommt, dem man bei allen visuellen Spielereien gut folgen kann - und dies auch äußerst bereitwillig tut. Große Filmkunst kommt dabei dann freilich nicht heraus, aber ein kompromissloser Beißer von einem Actionfilm, in der jede Art von Verfehlung und körperlicher Tortur seinen Platz findet. Vieles von diesem Material ist grundsätzlich so ungenießbar, dass man das Ganze eigentlich nur als überzogenen Comic im Tarantinoschen Sinne sehen kann. Und mit dieser Geisteshaltung hat man hier einen den richtigen Filme für den nächsten Videoabend mit den Jungs.

Das Bild der DVD kommt knackig und ohne offensichtliche Mängel daher. Aufgrund der Vielzahl verwendeter Farbfilter und Filmstoffe gibt es zwar manchmal Differenzen in Sachen Schärfe und Farbwiedergabe, diese sind in diesem Fall aber Teil der Stilmittelpalette und nicht etwa Fehler des Bildmaterials. Wie es sich für einen aggressiven Film wie diesen gehört, ist auch der 5.1-Mix (in Deutsch zusätzlich auch als dts-Spur vorhanden) äußerst aggressiv gemischt. Da fliegen einem bei den Shootouts die Kugeln nur so um die Ohren, die Musik treibt die Action voran und generell ist - wie im visuellen Bereich - immer was los. Auch die Aufmachung ist schön. "Running Scared" kommt im neuen Trend auf dem DVD-Markt, dem Steelbook, daher. Beiliegend gibt es ein schönes kleines Booklet, in der die Einführungsszene der Geschichte in Comicform vorliegt. Den wunderbaren Animationsteil des Abspanns kann man dann noch mal in fast voller Länge als Hauptmenü genießen. Schwächeln tut die Disc dann allerdings bei den Extras, denn hier ist nur wenig Interessantes oder Ergiebiges herausgekommen. So sind die angekündigten Interviews die üblichen EPK-Schnipsel, in denen jeder jeden lobt und "Hinter den Kulissen" ist eine aus derselben Quelle stammende, nur mäßig interessante B-Roll. Der Storyboard-Clip wiederholt die Comicsequenz aus dem Booklet als Slideshow, ist also ebenfalls ziemlich redundant, ähnlich wie die Bildergalerie. Neben den üblichen Trailern und TV-Spots bleibt dann nur ein erwähnenswertes Extra, das dann aber doch deutlich versöhnt: Wayne Kramers Audiokommentar erklärt einzelne schwierige Aufnahmen und wie man sie erreichte, erläutert die Struktur des Films als tiefschwarzes Grimmsches Märchen und verteidigt dann auch die Kritik an gewissen Storywendungen. Insgesamt hat Kramer neben viel Lob für seine Mitarbeiter auch viele interessante Kommentare übrig, und sein Audiokommentar kann für die ansonsten eher lustlose Extraausstattung entschädigen.


krass guter film, steht bei mir ganz oben, superklasse.

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ein echt harter thriller. ohne rücksicht auf verluste. hatte nichts davon gehört, ein freund hat mich aufmerksam gemacht. danke! ein super streifen =o)

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10
10/10

Wirklich, Unterhaltung der Superklasse, der Film lief grad (3.11.2012) auf ProSieben, bin schwer begeistert, also ich fands echt spannend und auch nicht zu übertrieben da gibts krassere und vor allem sinnlosere Filme, hier is ja noch ne recht gute (meine Meinung) Story dahinter... Und fande Paul Walker schon in "Felon" sehr geil..! Werde mir den Film auf JEDEN FALL als DVD/Bluray holen!

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