
Während der diesjährige Versuch eines Bruce Willis nur dem Namen nach ein „Stirb Langsam“-Film und ansonsten eine recht krude Angelegenheit war, die das Publikum eher ratlos zurückließ, wird mit „Olympus has fallen“ nun die echte Medizin für darbende Freunde des Actionkinos verabreicht. Denn was Regisseur Antoine Fuqua hier abliefert, ist bemerkenswert weit entfernt von der Subtilität seines oscarprämierten „Training Day“ und auch vom Stil aller sonstigen Werke des renommierten Filmemachers. Die Heftigkeit und Brutalität, mit der Fuqua hier einen Sturm auf das Weiße Haus entfacht, sucht schon Ihresgleichen und selbst ein absoluter Krawallexperte wie der gute Roland Emmerich dürfte es schwer haben, da demnächst mit seiner Variante des gleichen Themas namens „White House Down“ noch einen draufzusetzen.
Auch der Deckname „Olympus“ steht dabei für nichts Anderes als den Amtssitz des US-Präsidenten, dessen aktuelle Inkarnation Benjamin Asher (Aaron Eckhart) nach dem Unfalltod seiner Frau (Ashley Judd) seit gut einem Jahr psychisch angeschlagen ist. Seit diesem tragischen Ereignis steht Mike Banning (Gerard Butler) nicht mehr im Dienst des Secret Service, denn der rettete damals zwar „vorschriftsmäßig“ den Präsidenten, konnte dessen Frau aber nicht mehr helfen. Die Stunde der Bewährung für den frustrierten Banning kommt, als ein Staatsbesuch des südkoreanischen Premiers zum Fiasko wird, bei dem sich dessen Begleiter als nordkoreanische Terroristen entpuppen, die den Präsidenten und dessen wichtigste Helfer zu Geiseln machen, während das Weiße Haus gleichzeitig von weiteren Angreifern attackiert wird. Als einer der ersten erkennt der in unmittelbarer Nähe arbeitende Banning die Situation und es gelingt ihm sich in das besetzte Gebäude durchzukämpfen. Als einzige Verbindung für die Militärs und Politiker außerhalb der Kampfzone, beschließt der in dieser Ausnahmesituation zum handelnden Präsidenten ernannte Regierungssprecher Trumbull (Morgan Freeman) Banning zu vertrauen und dessen Anwesenheit zu nutzen. Sein erster Auftrag: Den noch im Gebäude befindlichen Sohn von Präsident Asher zu finden und in Sicherheit zu bringen. Unterdessen stellt der Anführer der Terroristen Kang (Rick Yume) seine Forderungen und versucht zusätzlich die amerikanischen Atomraketen unter seine Kontrolle zu bringen.
„Die Welt in Gefahr?“ – Das dann doch nur bedingt, aber angesichts des fürs hiesige Publikum vielleicht doch etwas zu kryptischen Titels musste dann wohl noch ein griffiger deutscher Untertitel her. Die unmittelbare Bedrohung ist hier allerdings eher eine lokale und da ist es dann immer gut einen harten Kerl zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu haben. Den klassischen John McClane-Part übernimmt dabei Gerard Butler („300“), der ihn nicht nur physisch mühelos ausfüllt sondern auch sonst eine überzeugende Präsenz und sich als handfester Mann der Tat zeigt („I am here - use me!“). Das auch für einen Actionfilm nicht schädliche Charisma ist ebenso bei Aaron Eckhart als unbeugsamen Präsidenten und vor allem bei Rick Yune („The Man with the Iron Fists“) in der Rolle des tatsächlich furchteinflößenden und absolut gnadenlosen Schurken Kang zu entdecken, während für einen gestandenen Mimen wie Morgan Freeman dann nur noch eine mäßig interessante Nebenrolle abfällt, die dieser vorwiegend im Sitzen absolviert (und vermutlich nicht mehr als zwei Drehtage dafür investieren musste).
Somit behaupten sich die soliden Darsteller so gut es eben geht innerhalb des gewaltigen Effektgewitters welches sie umgibt, denn nach der etwa viertelstündigen Einführung der Charaktere startet bereits die große Attacke und actiontechnisch gibt es von da an kein Halten mehr, innerhalb weniger Minuten türmen sich bereits die Leichenberge auf beiden Seiten. Auch unser Held Mike Banning schießt und kämpft sich seinen Weg ohne Rücksicht auf Verluste frei und tötet ohne zu zögern auch mal dann wenn es eigentlich nicht zwingend nötig wäre. Darüber und über die gezeigte Brutalität an sich muss man also schon in der Lage sein hinwegzusehen, wenn man sich von dieser Form des „Unterhaltungskino“ angesprochen fühlen will. Wer vielleicht Freude daran hat, die Anzahl der Kopfschüsse pro Film zu zählen bekommt hier jedenfalls ausreichend Material zum Arbeiten geboten. Aber im Prinzip war es ja auch schon vor 25 Jahren so, dass sich am Ende alle total über das Happy End der geretteten Hauptpersonen freuen, während im Hintergrund noch Dutzende Leichen von namenlosen Bauernopfern eingesammelt werden.
Immerhin löst man die Sache mit dem kleinen Sohn des Präsidenten recht elegant und umschifft dabei die zunächst befürchteten Klischees, als dieser Handlungsstrang um eine begehrte und potentiell sehr nervige weitere Geisel eingeführt wird. Auch sämtliche lauernden Logikfallen genauso zu umgehen gelingt leider nicht, die Erstürmung des amerikanischen Regierungssitzes erweist sich doch als erstaunlich einfach und allein die Idee, dass alle drei Besitzer der Geheimcodes zum Start sämtlicher US-Atomraketen sich mal eben gemeinsam in einem Raum aufhalten und gefangen nehmen lassen ist hoffentlich wirklich nur ein Einfall von Hollywood.
Rein handwerklich gibt es jedoch nichts zu meckern, trotz des vorhersehbaren Ausgangs kommt hier nie Langeweile auf, dafür wird dem Publikum einfach viel zu viel geboten an Krawall und Explosionen in dieser durchaus beeindruckenden Menschen- und Materialschlacht. Und das ergibt dann im Endergebnis einen der härtesten und knackigsten Actionfilme seit die Nordkoreaner die guten alten Russen als Feindbild Nummer Eins abgelöst haben. Was zugegeben noch nicht allzu lange ist.
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