"Sie sind ALLE wieder da" lautete im Trailer das Hauptargument zur Fortsetzung von "Ocean's Eleven", der sich ansonsten sehr geheimnisvoll gab und keinerlei Bilder aus dem Film selbst zeigte. Dass es Steven Soderbergh gelungen ist, die komplette Riege von Neben- und Hauptdarstellern sowie diversen Superstars aus seiner höchst erfolgreichen Gaunerpistole erneut gemeinsam vor der Kamera zu versammeln, ist dann auch tatsächlich bemerkenswert, bei der Ausgangssituation von Teil Zwei aber auch fast schon notwendig. Denn nachdem der im Vorgänger geleimte Casinobesitzer Terry Benedict (Garcia) die Aufenthaltsorte seiner Erzfeinde gesteckt bekommt, sucht er prompt jeden Einzelnen von Ihnen auf, um seine Forderungen explizit zu verdeutlichen: Rückzahlung der gestohlenen 160 Millionen Dollar plus Zinsen und zwar fix. Was sich als schwierig erweist, da Danny Ocean (George Clooney) und Kollegen deutlich bessere Diebe als Geldanleger sind und vom großen Vermögen das Meiste bereits verprasst haben. Der neue Plan: Eine Reihe von mittelgroßen Raubzügen im darauf völlig unvorbereiteten alten Europa, speziell in Amsterdam und Rom. Zu Hilfe kommt den Bedürftigen dabei wieder Dannys Frau Tess (Julia Roberts), aber auch die Gegenseite hat aufgerüstet. Die clevere Europol-Agentin Isabel Lahiri (Catherine Zeta-Jones) und der französische Meisterdieb "Night Fox" (Vincent Cassel) legen den Elf das eine oder andere Steinchen in den Weg.
Wobei sich einer von diesen beiden dann schließlich doch noch als die titelgebende "Nummer Zwölf" erweisen wird, falls sich das jemand fragen sollte. Insgesamt hätten wir dann ein Kontingent von rund 15 Hauptdarstellern. Das ist zwar eine tolle und spaßige Sache, macht aber eigentlich auch nur dann Sinn, wenn - wie noch im Vorgänger - jeder davon eine klar bestimmte Aufgabe und Funktion hat. Da wir es diesmal aber eben nicht mit einem großen, ausgeklügelten Plan samt eindeutig definiertem Ziel zu tun haben, sondern mit allerlei kleinen und meist gar nicht mal so toll ausgeführten Scharmützeln, führt dies zwangsläufig dazu, dass ein paar der Figuren eben einfach nur noch "da" sind und gar nicht unbedingt gebraucht werden.
Wobei Soderbergh es offensichtlich für einen amüsanten Twist hält, seinen Charakteren jetzt jede Menge schief gehen zu lassen und deren Mythos als "Superhirne" damit gründlich zu demontieren. Ist aber auch nicht weiter schlimm, denn im Grunde genommen ist ja alles eh nur ein Spiel, in dem es das Ziel ist, den anderen immer einen kleinen Schritt voraus zu sein. Und dabei verzeichnet eben mal die eine und mal die andere Seite einen kleinen Erfolg: Bluff und Gegenbluff, rein in den Knast und mit neuem Westentaschentrick gleich wieder raus. Dem spielfreudigen Ensemble dabei zuzusehen ist durchaus amüsant, und der eine oder andere geistreiche Dialog oder köstliche Spruch fällt natürlich auch noch ab. Eine stringente oder gar spannende Handlung ergibt das aber nicht und auf Dauer ist dieses Konzept auch etwas ermüdend, was sich besonders im zähflüssigen Mittelteil bemerkbar macht.
Der neue Film von Steven Soderbergh erinnert in vielen Punkten an seinen letzten, und das ist leider kein Kompliment. Denn mit "Voll frontal" lieferte der Erfolgsregisseur vor kurzem ein recht sperriges Machwerk ab, welches weder das Publikum sehen wollte noch die Kritiker leiden mochten. Der selbstreflexive Ausflug von "Voll frontal" in das Innenleben Hollywoods und seiner Stars machte eigentlich nur dem Regisseur und seinen Mitwirkenden selbst Freude. Aber weil zumindest die dann wirklich Spaß hatten und weil Mr. Soderbergh sie so gut versteht, kommen eben auch alle, wenn der Meister wieder ruft, und drehen dann mit "Ocean's Twelve" eine Art "Voll frontal light": Einen verspielten, in viele kleine Einzelteile zerfallenden Film, der diesmal jedoch auf einen bereits etablierten Titel baut und immer noch mit so viel Action und Witz gefüllt wird, dass das Mainstream- Publikum dabei nicht wirklich verschreckt wird.
Und vielleicht merkt dieses Publikum ja nicht einmal, welche Spielchen man hier treibt, wenn die brave Tess zum Gelingen des nächsten Coups beitragen soll indem sie sich als der große Filmstar "Julia Roberts" ausgibt, dem sie ja ein wenig ähnlich sieht. Vielleicht finden die Zuschauer das ja auch einfach nur total lustig, zumal der nächste coole Überraschungsgast schon in der Ecke wartet. Und wenn er damit dann durchkommt, kann man Mr. Soderbergh wohl nur noch zu seiner Cleverness gratulieren, postmoderne Arthouse-Mätzchen in eine alles in allem sehr durchwachsene Fortsetzung integriert zu haben, der es an Esprit, Witz und Tempo des Erstlings mangelt.
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