„Money Monster“ ist eine Börsenberatungsshow des Financial News Network und ihr Moderator ist Lee Gates (George Clooney). Gates ist ein selbstzufriedener Yuppie, dessen großmäulige TV-Persona sich nur unwesentlich von seinem privaten Ich unterscheidet, was seine Produzentin Patty (Julia Roberts) nicht immer erfreut. Die heutige Ausgabe von „Money Monster“ wird jedoch etwas Besonderes werden, da sich der junge Kyle Budwell (Jack O'Connell) Zugang zum Studio verschafft und Gates vor laufender Kamera zur Geisel nimmt. Budwell hat wie viele Andere sein Geld im Börsencrash des von Walt Camby (Dominic West) geleiteten Unternehmens verloren und will nun Antworten, wie es dazu kommen konnte, und das mit Sprengstoffweste und gezückter Pistole. Patty versucht verzweifelt, Antworten von Cambys PR-Expertin Diane Lester (Caitriona Balfe) zu bekommen, während sich die Lage im Studio immer weiter zuspitzt und die Polizei sich davor in Stellung bringt. Wird diese Ausgabe von „Money Monster“ zu einem im wahrsten Sinne des Wortes explosiven Spektakel?
George Clooney ist nicht nur ein globaler Megastar der Filmbranche, legendärer aber nun glücklich verheirateter Playboy und weltweite Werbe-Ikone einer Kaffeemarke, er ist auch ein Gutmensch. Als Sohn eines demokratischen Senators wurde ihm zudem der Hang zum linken Rand des politischen Spektrums auch ein wenig in die Wiege gelegt. Was aber Clooney von anderen Hollywood-Gutmenschen wie etwa einem Sean Penn abhebt, ist, das er mit seinen politischen Ideen und Attitüden nicht ständig hausieren geht und auch in den spezifisch politischen Filmen, in die er involviert ist ("Good Night And Good Luck"), zumeist geschickt zu Werke geht. Das hat sicherlich zum Einen mit Kollaborateuren wie seinem Kumpel Grant Heslov zu tun, zum Anderen mit einem Ziehvater wie Steven Soderbergh. Jodie Foster hat sich in ihrer recht überschaubaren Regiekarriere nicht unbedingt als politisch motiviert hervorgetan, waren ihre drei bisherigen Filme doch alles Familiendramen mit mehr oder weniger Komik. Trotzdem haben sich beide nun – mit Clooneys „Oceans Eleven“-Kameradin Julia Roberts im Schlepptau – zusammengetan und mit „Money Monster“ einen dezidiert politischen Film gemacht. Aber leider keinen sehr guten.
Die Vorraussetzungen waren sicherlich vorhanden, angesichts des Prestiges vor und hinter der Kamera, einem Drehbuch, das 2014 auf der Hollywood-“Schwarzen Liste“ der beliebtesten noch nicht verfilmten Skripts landete, und nicht zuletzt einem eigentlich todsicheren Mittel, die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten, nämlich das Ablaufen der Filmhandlung in Realzeit. Dass aus diesem eigentlich immer alle Spannungsschrauben anziehenden Konzept viel zu wenig gemacht wird ist nur eine der vielen Enttäuschungen, die aus „Money Monster“ zwar kein Desaster, aber doch einen deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibenden Film machen.
So kann Foster nicht verleugnen, dass sie als Filmemacherin nicht aus der Thrillerecke kommt und offenbar auch kein gutes Händchen für Suspense und Spannungsaufbau hat. Man könnte ja erwarten, dass sie solchen Standards wie den sich in Position schleichenden Scharfschützen zumindest ein Minimum an Suspense abringen könnte. Aber Foster scheint im Thrillergenre nicht so recht zu wissen, wie sie die nötigen Thrills herbeibringen kann. Also bleibt sie dann bei der Mediensatire des Films, die doch ziemlich zahm daherkommt und zudem weder den richtigen Ton noch die richtigen Ziele erwischt.
Dass das „Money Monster“-Skript von Jamie Linden, Alan Di Fiore & Jim Kouf in der Branche als Super-Geheimtipp galt, lässt sich nun gar nicht nachvollziehen. Zum einen wirkt der Film als müsste jeden Moment das Jahr 1999 anrufen und seinen Prestigefilm zu einem besorgniserregenden Zeitgeistthema zurückverlangen, so altbacken kommen Thema und Präsentation der Satire her. Und zum anderen ist das Skript auch seltsam naiv, ganz so als wüssten die Autoren eigentlich nicht so wirklich viel über die Börse, Insider Trading, das Manipulieren von Aktienkursen etc. Vor allem fehlt ihnen der Blick aufs große Ganze: Zwar darf Geiselnehmer Kyle behaupten, dass das Alles hier ein abgekartetes Spiel ist, wie abgekartet scheint den Drehbuchautoren aber nicht so recht klar.
Anstatt den Fehler im System zu suchen und zu diskreditieren (oder überhaupt zu diskutieren, was zugegeben im abgesteckten Rahmen nicht so einfach ist), nimmt „Money Monster“ mit der „Einzelnes Schwarzes Schaf“-Theorie den einfachsten Ausweg. Dass die meisten fragwürdigen Manipulationen offen und ohne Reue in völliger (wenn auch zweifelhafter) Legalität stattfinden scheint nicht dramatisch genug, und dass hier stellvertretend ein einziger Chef eines einzigen Großkonzerns wie ein Bond-Bösewicht heimlich in seinem Jet um die Welt fliegt, um seine bösen Pläne umzusetzen, kommt wirklich arg naiv daher. Kurzum: „Money Monster“ ist nicht halb so spannend wie er sein sollte und auch nur halb so schlau wie gedacht.
Leider kommt der Film auch sonst ohne größere Überraschungen aus, von einer einzigen wirklich amüsanten Ausnahme mal abgesehen: Um den Geiselnehmer zu beruhigen, wird wie in solchen Fällen üblich seine Freundin (Emily Meade) ausfindig gemacht, um ihn zur Aufgabe zu überreden. Einzig, die Szene spielt sich eindeutig nicht so wie von der Polizei geplant und vom Zuschauer gewohnt ab. Es hätte allerdings mehr dieser Momente gebraucht, um aus dem arg konventionellen „Money Monster“ ein überzeugendes Filmmonster zu machen. Schade um das „Alles läuft in Realzeit ab“-Konzept, aus dem man sicherlich mehr hätte machen können, ja machen müssen. Aufgrund der Drehbuch- und Inszenierungsschwächen wird selbst dieser eigentlich schöne Clou nachhaltig geschwächt. Denn dass es das Team um Patty mal eben so nebenbei und inmitten eines Geiseldramas schafft, innerhalb einer halben Stunde eine internationale Verschwörung zur Manipulation des Finanzmarkts aufzudecken, erscheint doch wenig glaubwürdig, um nicht zu sagen ziemlich grotesk an den Haaren herbeigezogen.
„Money Monster“ ist zwar angesichts des grundsätzlichen Niveaus der Produktion keine Totalkatastrophe, aber eine doch ziemlich kolossale Enttäuschung. Da können dann auch die soliden Leistungen von Clooney, Roberts und O'Connell nicht viel weiterhelfen. Dass Hollywood tatsächlich mal einen gänzlich gelungenen Film zum Thema Börse und Finanzen macht, ist angesichts des Themas nicht zu erwarten, in der Zwischenzeit sollte man sich aber lieber an den vor ein paar Monaten erschienenen „The Big Short“ halten. Der hat wenigstens ein bisschen mehr Unterhaltungswert als dieser doch ziemlich öde Möchtegernthriller.
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