Le Mans 66 - Gegen jede Chance

Originaltitel
Ford v. Ferrari
Land
Jahr
2019
Laufzeit
132 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 13. November 2019

le mans 1Wenn Hollywood ein knapp dreistelliges Millionen-Budget für einen Rennfahrer-Film zur Verfügung stellt, ist das durchaus bemerkenswert, gilt dieses Subgenre doch keineswegs als Garant für volle Kassen. Sowohl „Tage des Donners“ mit Tom Cruise als auch der wirklich hochklassige „Rush“ von Ron Howard taten sich schwer, ihre Kosten wieder einzuspielen, wobei der Flop „Driven“ mit den Herren Stallone & Schweiger natürlich vor allem mit mangelhafter Qualität zu tun hatte. Aktuell hat sich nun James Mangold („Logan“) einer sicher nur eingeweihten Motorsport-Fans bekannten, wahren Episode angenommen. In den 60er Jahren entwickelte man beim amerikanischen Autobauer Ford den Ehrgeiz sich auf der Rennstrecke mit der europäischen Marke Ferrari zu messen und ließ dafür von einem kleinen Team ziemlich eigenwilliger Charaktere ein spezielles Auto entwickeln, das die berühmten 24 Stunden von Le Mans gewinnen sollte.

le mans 2In den 1960er Jahren produziert man beim Autokonzern Ford zwar Unmengen an Autos und arbeitet wirtschaftlich erfolgreich, doch ein „cooles“ Image haben die soliden Wagen nicht. Beim neidischen Blick auf den Glanz und Glamour, den die Marke Ferrari mit ihren Rennsport-Erfolgen erzielt, entwickelt vor allem der junge Manager Lee Iacocca (Jon Bernthal) den Ehrgeiz es den Italienern gleichzutun. Er überzeugt die zunächst zögernde Konzernspitze und verpflichtet dafür den Ex-Champion und Ingenieur Carroll Shelby (Matt Damon), der ihm das Auto entwickeln soll, das die Ferraris beim prestigeträchtigen 24 Stunden-Rennen von Le Mans schlagen kann. Mit dem von Shelby für das Projekt ausgewählten Fahrer tut sich der Konzern allerdings schwer, gilt Ken Miles (Christian Bale) doch als jähzornig und unberechenbar. Als die ersten Tests nicht den gewünschten Erfolg bringen, droht der Geldfluss zu versiegen, wenn Shelby seinen favorisierten Fahrer nicht opfert.

le mans 3Auch wenn zunächst sogar die Namen Brad Pitt und Tom Cruise im Spiel waren, ist das nun agierende Duo aus Christian Bale und Matt Damon natürlich keinesfalls als zweite Wahl zu bezeichnen. Doch „Le Mans 66“ (der in den USA den Titel „Ford vs. Ferrari“ trägt, da man dort wohl befürchtet, dass den französischen Klassiker kaum noch jemand kennt) ist letztlich weit weniger ein von starken Schauspielern geprägter Film als man bei diesen Namen vielleicht erwartet. An Matt Damons Leistung gibt es zwar absolut nichts auszusetzen, wirklich faszinierend ist seine nüchtern und vernünftig agierende Figur aber eher nicht, lediglich in einer Szene agiert Shelby einmal wirklich überraschend, indem er den Konzernchef Henry Ford II kurzerhand als Beifahrer zu einem wilden Ritt im GT-40 entführt. Christian Bale dagegen legt seinen Choleriker Miles mitunter derart überzogen und wild umherfuchtelnd an, dass der fast zur Karikatur verkommt. Das Mienenspiel und der verzogene Mundwinkel, mit dem Bale zusätzlich agiert, tun dann ein übriges es dem Publikum schwer zu machen diesen Typen ernst zu nehmen oder gar Sympathie für ihn zu entwickeln. Das gilt allerdings glücklicherweise nicht durchgehend, vor allem die Szenen mit Ehefrau Mollie (Caitriona Balfie), die weit mehr als nur die brave Frau an seiner Seite ist, zeichnen ein ganz anderes und weit differenzierteres Bild.

le mans 4Das Kapital des Films ist daher ganz klar im visuellen Bereich zu verorten. Auch wenn es recht lang dauert bis der Prototyp in Aktion zu sehen ist, so entschädigt allein das letzte Drittel für die zuvor etwas schwächeren Momente. Mehr als eine halbe Stunde widmet man da dem entscheidenden Rennen, was eine kluge Entscheidung ist, da sich dessen Dynamik nur so richtig entwickeln und entfalten und auf den Zuschauer übertragen kann. Das ist dann wirklich packend und toll inszeniert mit Aufnahmen, die das Geschehen (vor allem im Cockpit der Fahrer) sehr real erscheinen lassen, und nur selten wird man als Betrachter daran erinnert, im Zeitalter der CGI-Effekte zu leben. Dazu gesellt sich ein tolles Setdesign, das das Lebensgefühl und die Atmosphäre der 60er Jahre überzeugend zum Leben erweckt. Hier sieht man wo das Geld geblieben ist, und wer auch nur ein wenig für den klassischen Rennsport (der für die Fahrer ja weitaus gefährlicher war als heute) übrig hat, der wird hier viel Schönes entdecken.

Dennoch: An die Klasse und Dramatik des Zweikampfs Niki Lauda/James Hunt in „Rush“ kommt dieses Werk nicht heran und auch nicht an die des höchst authentischen – weil auch tatsächlich in den 60ern entstandenen – Referenzfilms des Genres „Grand Prix“ von John Frankenheimer. Als unterhaltsame und sehr geerdete Abwechslung im sonstigen Einerlei der Hollywood-Blockbuster darf man „Le Mans 66“ aber auf jeden Fall willkommen heißen.

Bilder: Copyright

10
10/10

Ein muss für alle die in Le Mans das Rennen angesehen haben.
Auch für alle Motorsport begeisterte.
Nach; Steve McQueen, ein Highlight
Bleibt sachlich: es geht um die Autos sowie um die Geschichte .

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Hmmm, ihr mögt den Film nicht, das heißt für mich der Film muß gut sein, Grund mehr ihn nun doch anzuschauen!
Das mag ich an den Kritikern immer, alles was sie mögen ist meist für mich Mist und alles was sie nicht mögen gefällt mir sehr gut.

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@Storm: Wo steht, dass der Film nicht "gemocht" wird? Es wurden sachlich und schlüssig Kritikpunkte hervorgehoben. Deine Behauptung, dass alle hier mit 8-10 bewertete Filme Mist sind, ist übertriebener Blödsinn.

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7
7/10

@Paracel: es soll Leute geben, die vor 1950 geboren wurden und heute noch in der Lage sind, einen Film zu schauen und das Internet zu nutzen ;o)

Der Film ist prima, kurzweilig, unterhaltsam.
Vielleicht etwas schlechter als Rush, aber IMHO mehr als 6 Augen.

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