The Greatest Beer Run Ever

Land
Jahr
2022
Laufzeit
126 min
Genre
Release Date
Streaming
Bewertung
4
4/10
von Matthias Kastl / 4. Oktober 2022

Wie man so schön sagt, die besten Geschichten schreibt immer noch das wahre Leben. Die absurdesten Schnapsideen hat es aber auf jeden Fall auch, wie das Abenteuer von John „Chickie“ Donohue mehr als eindrücklich beweist. Nach einem feuchtfröhlichen Besuch in seiner New Yorker Lieblingskneipe entschied sich der junge Mann 1967 tatsächlich dazu, seinen in Vietnam stationierten Kumpels als Zeichen der Wertschätzung doch einfach ein paar Bier vorbeizubringen. Ein genauso bekloppter wie gefährlicher Einfall, was wiederum nach einer perfekten Vorlage für launiges Hollywoodkino klingt. Doch leider gelingt es Regisseur Peter Farrelly ("Greenbook", "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert") nicht, einen halbwegs cleveren oder zumindest unterhaltsamen Weg zu finden, die Reise seines naiven Protagonisten mit den Schrecken des Krieges in Einklang zu bringen.

Wie jede gute Schnapsidee startet auch diese hier natürlich in einer Kneipe. Angestachelt vom erzkonservativen Barkeeper (Bill Murray) und den vielen Antikriegs-Protesten vor der eigenen Haustür, möchte Chickie (Zac Efron, "17 again", "The Greatest Showman") den in Vietnam stationierten Kumpels aus seinem Viertel gerne seinen Respekt zollen. Und da die ja nichts mehr lieben als ein kühles Bier macht sich Chickie mit einer Tasche voller leckerer Hopfengetränke auf nach Vietnam. Vor Ort muss er allerdings nicht nur feststellen, dass seine Spontanbesuche direkt an der Frontlinie eher für Irritationen sorgen. Die eigenen Erlebnisse und das Treffen mit dem Kriegsfotografen Arthur Coates (Russel Crowe, "American Gangster", "Thor: Love and Thunder") wecken bei ihm auch erste Zweifel, ob dieser Krieg denn wirklich eine so gute Sache ist.    

Ist er natürlich nicht und so ist von Anfang an klar, welche Lektion unsere Hauptfigur in "The Greatest Beer Run Ever" auf seiner Reise lernen wird. Ähnlich ging es ja bereits der ebenfalls etwas "einfach gestrickten" Hauptfigur in Peter Farrellys Oscar-prämiertem Film "Green Book". Dessen Erfolg wird  Farrelly diesmal aber nicht vergönnt sein, zu viel läuft hier dann doch falsch. Allen voran der sehr plump und hölzerne Versuch Comedy und Drama miteinander zu mischen. So gibt es immer wieder eher irritierend wirkende Stimmungswechsel, wenn zum Beispiel auf eine Sequenz mit Leichensäcken ein harter Cut und fröhliche Musik einsetzt. Das wirkt oft sehr zufällig zusammengewürfelt und hat vor allem auch noch darunter zu leiden, dass viele Szenen schon an sich komplett unglaubwürdig konstruiert sind.

So sorgt das Auftauchen von Chickie bei den meisten Soldaten nur kurz für Irritation bevor dann gemütlich weitergetratscht wird – was man angesichts der angespannten Situation einfach keiner der Figuren so richtig abnimmt. Oder man bekommt das andere Extrem serviert, bei dem einer der Kollegen Chickie aus Frust über dessen Naivität gleich zum Fronteinsatz zwingt. Wenn Chickie unter Maschinengewehrbeschuss mit seiner Tasche voller Bier durch die Felder hetzt, mag das vielleicht witzig wirken, passt aber so gar nicht in einen Film, der an vielen anderen Stellen oft spürbar um Ernsthaftigkeit und Realismus bemüht ist.

Man hat dabei immer das Gefühl, dass die Macher die zentrale Botschaft des Films der Hauptfigur am liebsten mit dem Holzhammer eintrichtern möchten. Ohne Rücksicht auf Logik oder sinnvolle Charakterentwicklung. Das sorgt  für zahlreiche irritierende Momente, wenn zum Beispiel Soldaten sich (nach mehreren Stunden gemeinsam mit Chickie im Schützengraben) plötzlich danach erkundigen, wer eigentlich dieser Typ im Touri-Outfit mit dem Bier ist.

Das ist alles sehr schlampig geschrieben, könnte aber natürlich mit dem nötigen Humor und ein bisschen überspitzter Satire schon irgendwie ausgeglichen werden. Aber der Film entwickelt dafür leider weder den nötigen Biss noch leichtfüßigen Schwung. Es wirkt fast so, als ob man Angst hat beim ernsten Thema Krieg irgendetwas falsch zu machen und man darum auf keinen Fall unseriös wirken möchte. Angesichts der Schnapsidee, welche die Grundlage für den Film bietet, wäre man damit aber wohl deutlich besser gefahren. Einige wenige Male blitzt das satirische Potential aber zumindest auf, zum Beispiel wenn Chickie immer wieder für einen CIA-Agenten gehalten wird und seine Versuche, die Wahrheit zu sagen, die Gegenüber in ihrer Meinung nur noch weiter bestärken.

Das sind aber schon die fast einzigen Highlights eines sehr zähen und uninspirierten Films, der auch wegen seines Hauptdarstellers so blutleer daherkommt. Mehr als naiv-verträumt durch die Gegend zu schauen gelingt Zac Efron leider nicht, und so hat man nie das Gefühl, dass diese Figur irgendetwas davon aufnimmt, was das Drehbuch ihr in Sachen Charakterentwicklung verschrieben hat. Den Mantel des Schweigens sollte man lieber auch über den Auftritt von Russell Crowe legen, der für die banalen Dialogzeilen seiner Figur zwar nichts kann, seiner Rolle als erfahrener Kriegsreporter aber auch nichts Interessantes abgewinnt. Bis hin zu der Tatsache, dass die Art wie Crowe hier lustlos und hektisch immer wieder nebenbei seine Fotos schießt, schon fast ein wenig an eine Persiflage erinnert. Unversehrt kann sich wenigstens Bill Murray aus diesem Film retten, was aber eher daran liegt, dass sein Auftritt nicht mehr als ein etwas größeres Cameo ist.

So fühlt sich "The Greatest Beer Run Ever" am Ende eher wie ein zäher Marathonlauf als ein packender 100-Meter-Sprint an. Und so wären alle Beteiligten hier gut damit beraten gewesen, sich vor vorher genau zu überlegen ob das alles so eigentlich Sinn macht und ob man nicht lieber noch mal eine Nacht darüber schlafen sollte. Wie es ja generell zu empfehlen ist, wenn man es mit einer Schnapsidee zu tun hat.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.