Erst kürzlich hatten wir an dieser Stelle festgestellt, dass sich die romantische Komödie seit einiger Zeit im Kino recht schwer tut und dabei aktuell neue originelle Ansätze sucht die auch gern mal den Fantasy-Bereich mit einbeziehen. Wie zur Bestätigung dieser These kommt nun mit „Eternity“ eine RomCom mit im Kern klassischer Dreiecksgeschichte daher, die dieses Genre nicht nur ein wenig streift sondern sich fast komplett in der Jenseitswelt abspielt bzw. im Zwischenbereich zwischen Leben und der Ewigkeit. Wobei genau das an sich natürlich gar keine so neue Idee ist, denn die Filmgeschichte weist diverse Vorgänger auf, deren Protagonisten entweder an der Himmelspforte über das Schicksal diskutieren oder im Diesseits erst noch schnell etwas in Ordnung bringen müssen Von Ernst Lubitsch „Himmlischen Sünder“ über Warren Beatty, der den Himmel einst sehr erfolgreich warten ließ, bis zu Pixars „Soul“ gab es schon einige Versionen des Lebens nach dem Tode zu sehen. Keine davon kam jedoch derart bürokratisch und durchorganisiert daher wie der gigantische Verschiebebahnhof in „Eternity“. Was aber keinesfalls bedeutet, dass es darin deshalb ziemlich fade und trocken zugeht – ganz im Gegenteil entpuppt sich die Komödie von Regisseur und Drehbuchautor David Freyne als ausgesprochen amüsantes und kurzweiliges Vergnügen mit nur kleinen Schönheitsfehlern.

Es dauert nur wenige Minuten bis sich das Geschehen ins Jenseits verlagert, denn da hat der greise Larry sich bereits tödlich an einer Brezel verschluckt, nachdem er wenige Momente zuvor auf der Familienfeier nochmal ein Foto der Jugendliebe seiner Gattin Joan gezeigt bekommen hatte – ob Beides in ursächlichem Zusammenhang steht ist dabei nicht ganz klar. Nachdem er anschließend eine Zeitlang verwirrt und ratlos zwischen viel bevölkerten Bahnsteigen, riesigen Wohnanlagen und Warteschlangen herumgeirrt ist erläutert ihm schließlich die für ihn zuständige Koordinatorin Anna (Da´Vine Joy Randolph), dass er erstens wieder jung aussieht weil alle Verstorbenen den Körper aus der Zeit annehmen in der sie am glücklichsten waren und er sich doch bitte zweitens entscheiden mögen in welcher Jenseitswelt er denn nun die Ewigkeit verbringen möchte – von den Standards „Sonniger Strand“ und „romantische Bergwelt“ bis zu eher speziellen Varianten wie der „Kapitalisten-Metropole“, Weimar, aber nazifrei“ oder einer komplett männerlosen Welt ist alles im Angebot. Doch Larry (ab hier gespielt von Miles Teller) beschließt lieber noch kurz in der Zwischenwelt zu warten, denn da seine Frau todkrank war rechnet er damit dass diese bald nachkommt. Und das geschieht nach wenigen Tagen tatsächlich, plötzlich steht Joan (Elizabeth Olsen) vor ihm. Zu seiner Verblüffung muss Larry jedoch feststellen, dass noch jemand auf sie gewartet hat und das sogar seit mehreren Jahrzehnten: Ihre Jugendliebe Luke (Callam Turner), der seit seinem Tod während des Koreakrieges ausgeharrt und auf das Wiedersehen gehofft hat.

Womit sich Joan nun also entscheiden darf bzw. muss mit wem sie denn die Ewigkeit verbringen möchte. Was erwartungsgemäß dazu führt, dass die beiden Kontrahenten um ihre Gunst sich von ihrer besten Seite zeigen und ihre jeweiligen Vorzüge anpreisen möchten. Ein Wettstreit bei dem Larry klar im Nachteil scheint, hatte sich sein Eheleben in all den Jahren doch stark in Richtung „man kennt und neckt sich und ist meist eher grantelig drauf" entwickelt. Kein Vergleich zu dem hoch attraktiven, schnittigen und wagemutigen Luke, die Verkörperung attrakiver Männlichkeit schlechthin und zudem auch noch ein echter Kriegsheld (dass er nicht im „großen“ Krieg gekämpft hat findet Luke dabei nicht so relevant). Was folgt ist zwar im Grunde recht vorhersehbar, macht aber aufgrund der Spielfreude der Darsteller eine Menge Spaß, wobei die „Jenseitskoordinatoren“ sich als eigentliche Szenendiebe erweisen, versuchen diese doch mit allen Tricks und Mitteln ihrem jeweiligen Schützling zum „Sieg“ zu verhelfen. In dieser Phase besitzt „Eternity“ jede Menge Tempo und Witz und erfreut dazu noch mit seiner Detailverliebtheit, die im Hintergrund oder auf Plakaten und Bildschirmen immer noch ein paar kleine Absurditäten der Zwischenwelt und ihrer Regeln präsentiert.

Regeln, die allerdings nur schwer nachvollziehbar und auch oft nicht besonders logisch sind, sobald man mehr als eine flüchtige Sekunde darüber nachdenkt. Denn warum muss die einmal getroffene Entscheidung für den Ort der Ewigkeit eigentlich endgültig und unumkehrbar sein? Und war haben all die engagierten Werber und Vertreter überhaupt davon, wenn sie neue Bewohner für „ihre“ Welt rekrutieren. Wann gelten bestimmte Welten als „überfüllt“ und werden geschlossen und wann spielt das keine Rolle? Wer hier einmal anfängt zu grübeln kann sich damit zwar eine Menge Zeit vertreiben, nimmt sich aber vermutlich auch einen Großteil des Spaßes den ihm der Film sonst bietet. Zu mindestens zu zwei Dritteln der Laufzeit gelingt dem das nämlich ausgezeichnet, bevor halt die definitive Entscheidung von Joan ins Haus steht. Die dann aber doch nochmal revidiert wird, worauf die Geschichte in der Folge noch weitere Wendungen nimmt und irgendwie kein Ende nehmen will, obwohl es doch mehrfach danach aussieht. Hier wirkt es ein wenig so, als sollten sämtliche Ideen die irgendwann mal im Drehbuch standen unbedingt auch den Weg in den fertigen Film finden und das ist dann doch etwas zuviel des Guten. Aber es zeigt andererseits eben auch, dass hier mit viel Herzblut gearbeitet wurde und das merkt man dem zwar teilweise etwas überladenen, aber dafür auch extrem unterhaltsamen und liebenswerten „Eternity“ jederzeit an.
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